Thema der Woche: Bundestagswahl

Botschafterin: Die Wahl ist wichtig für Dänemark

Botschafterin: Die Wahl ist wichtig für Dänemark

Botschafterin: Die Wahl ist wichtig für Dänemark

Kopenhagen/Berlin
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Dänemarks Botschafterin in Deutschland, Susanne Hyldelund (2. von links), besuchte erst kürzlich die deutsche Minderheit in Nordschleswig gemeinsam mit unter anderen der Kulturministerin Joy Mogensen (links). Foto: Karin Riggelsen

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Susanne Hyldelund ist seit 1. September 2020 Botschafterin Dänemarks in Deutschland. Sie verfolgt die bevorstehende Bundestagswahl in Deutschland aus nächster Nähe und erklärt, warum die Wahl für dänische Interessen so wichtig ist.

Warum ist die Bundestagswahl in Deutschland so wichtig für Dänemark?

Alle Bundestagswahlen in Deutschland sind für Dänemark wichtig, aber diesmal ist etwas ganz Besonderes, weil es gleichzeitig das Ende der 16-jährigen Amtszeit von Angela Merkel als Bundeskanzlerin ist. Es wird interessant zu verfolgen, wie sich Deutschland nach dem Wechsel einer so markanten Politikerin weiterentwickelt.  

Deutschland ist darüber hinaus allein von der Größe her eins der absolut wichtigsten Länder in der EU, und ein Zugang für Dänemark, in der EU noch größeren Einfluss zu bekommen.

Deutschland spielt in der EU nach dem Brexit eine noch wichtigere Rolle. Aber auch in der Nato, in der WTO und während der Corona-Pandemie ebenfalls in der WHO ist Deutschland ein bedeutender Partner.

Nach meiner Ankunft in Berlin ist es für mich noch deutlicher geworden, in wie vielen Bereichen wir mit  Deutschland gemeinsame Berührungspunkte haben: Transport, Kultur, Energie, Gesundheit, Digitales – in fast allen Zusammenhängen stoßen wir auf Deutschland.

Die Botschafterin

Susanne Hyldelund wurde 1968 in Kolding geboren.

Seit 1. September 2020 ist sie die Botschafterin Dänemarks in Deutschland mit Sitz in Berlin. Seit 1996 arbeitet sie für das dänische Außenministerium im In- und Ausland. Sie war unter anderem Generalkonsulin in Schanghai und hatte leitende Funktionen in den Organisationen Invest in Denmark und Danmarks Eksportråd (Trade Council), wo sie von 2017 bis 2020 Staatssekretärin für Handel und globale Nachhaltigkeit war.

Susanne Hyldelund ist verheiratet und hat zwei Kinder, eine Tochter und einen Sohn.

In welchen Bereichen hat die Bundestagswahl einen Einfluss auf dänische Interessen?

 

Zunächst einmal geht es um die Industriepolitik. Europa setzt sich für einen freien und fairen Handel ein ohne Protektionismus und ohne dass sich Europa einigelt.

Wir haben in vielen Zusammenhängen dieselbe Denkweise – das gilt für die Menschen in unseren beiden Ländern und in der Wirtschaft.

So zeigen auch in Deutschland Meinungsumfragen, dass das Klima bei der Bundestagswahl eine wichtige Rolle spielen wird. Das hat den Grünen Aufwind gegeben – zuletzt zwar etwas weniger –, aber es bedeutet, dass alle Parteien sich über Klima und Umwelt Gedanken machen müssen.

Wenn Deutschland in Sachen grüne Umstellung Gas gibt, dann können dänische Unternehmen mit innovativen Lösungen beitragen – unter anderem im Energiebereich. Oder bei der Digitalisierung im Gesundheitsbereich, in der öffentlichen Verwaltung und im Bildungswesen. Auf diesen Gebieten hat Dänemark viel Erfahrung und gute Lösungen.

Ist es für Dänemark egal, wer am Ende die Bundestagswahl gewinnt?

Es ist nie gleichgültig. Eine Bundestagswahl ist wichtig – für Deutschland, aber auch für den Rest der Welt. Deutschland steht vor Veränderungen, aber gleichzeitig ist Deutschland weiterhin ein Garant für Stabilität in Europa.

Wer auch immer die Wahl gewinnt: Es wird auch einen grünen Fußabdruck geben, und natürlich blickt die Welt gespannt darauf, wie Deutschland den Klimawandel und die Modernisierungstagesordnung anpackt.

Dabei sind sich die Parteien in Deutschland in den großen Fragen gar nicht so uneinig, zum Beispiel was die EU angeht oder die Nato und den Welthandel. Aber natürlich gibt es auch Nuancen darin, was am höchsten priorisiert wird und wie schnell sich die Dinge entwickeln sollen.

Unter allen Umständen können wir mit der Stabilität Deutschlands rechnen. Die Regierungen bleiben in der Regel alle vier Jahre, und in dieser Zeit gibt es für alle anderen Planungssicherheit und Gewissheit.

Gibt es in Dänemark genug Aufmerksamkeit für die Bundestagswahl – verglichen mit der Präsidentschaftswahl in den USA?

In Dänemark ist das Interesse an der amerikanischen Wahl per Tradition groß, und es war diesmal auch besonders spannend.

Es ist aber mein Eindruck, wenn ich mit den dänischen Korrespondenten in Deutschland oder den Medien in Dänemark spreche, dass es eine intensive Berichterstattung von der Bundestagswahl geben wird – unter anderem, weil die dänischen Medien ein Publikum dafür haben.

Außerdem merke ich es auch an den Anfragen, die ich von Medien, Organisationen und anderen bekomme – es zeigt, dass die Wahl in Deutschland für viele von großer Bedeutung ist. Die Spannung, was – und vor allem wer – nach Angela Merkel kommt, ist groß.

Was kommt nach der Ära Merkel? Foto: Markus Schreiber/AP POOL/dpa

Wie merkst du im Alltag in Berlin, dass es nur noch wenige Monate bis zur Wahl sind?

Der Wahlkampf füllt natürlich viel in den Medien.

In der Zusammenarbeit mit Behörden und Ministerien merken wir allerdings schon, dass Deutschland etwas zurückhaltender geworden ist. Man wartet eine neue Regierung ab und ist daher eher zögerlich, was neue Initiativen angeht.

Ansonsten geht alles weiter wie bisher, vor allem in der EU und der Nato. Dort stellt man nicht die Arbeit ein, weil in Deutschland eine Bundestagswahl ist.

Darüber hinaus merkt man in Deutschland die echte Spannung darüber, wie die Wahl ausgeht und wer Kanzler oder Kanzlerin wird. Wenn nicht gerade über Fußball oder Corona geredet wird, ist die Bundestagswahl schon im Vordergrund.

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