Finanzierung der Steuerreform

Einschnitte beim Kindergeld fördern Armut

Einschnitte beim Kindergeld fördern Armut

Einschnitte beim Kindergeld fördern Armut

Kopenhagen
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Foto: dpa

Danmarks Statistik weist darauf hin, dass viele Eltern von kinderreichen Familien nur niedrige Bildungsabschlüsse haben. Eine SP-Politikerin aus Tondern warnt zudem vor den Folgen in den ländlichen Kommunen.

Zur Finanzierung der Steuerreform plant die Regierung aus Venstre, Liberaler Allianz und Konservativen Einschnitte beim Kindergeld. Den vollen Kinderscheck soll es nur noch für die ersten beiden Kinder geben, während für das dritte Kind nur noch 75 Prozent gezahlt werden und ab Kind vier das Kindergeld ganz entfällt.

Laut Danmarks Statistik haben aktuell in Dänemark nur 2,3 Prozent der Familien vier oder mehr Kinder. Finanzminister Kristian Jensen (Venstre) hatte im September den Vorstoß für Einschnitte beim Kindergeld, der  die Staatskasse um jährlich 410 Millionen Kronen entlasten soll, mit dem Satz,  „wir haben Beispiele von Personen gesehen, die enorme Summen von Kindergeld aufgrund großer Kinderscharen bekommen haben“, begründet. Damit bläst der Venstre-Politiker ins gleiche Horn wie die Dänische Volkspartei, der es seit Jahren ein Dorn im Auge ist, dass sich Einwandererfamilien angeblich über hohe Kindergeldeinkünfte bereichern. 

Laut Danmarks Statistik ist der Anteil der Erwachsenen mit vier  und mehr Kindern, die nicht-westlicher Herkunft sind, mit 18 Prozent relativ  hoch im Vergleich zu Erwachsenen dänischer Herkunft. Unter diesen haben nur zwei Prozent vier und mehr Kinder. Die 2,3 Prozent Familien mit vier oder mehr Kindern entspricht eine Gesamtzahl von 15.321 Familien. 

Nordschleswigs Kommunen mit am härtesten betroffen

Wenn man entsprechend der Zahlen davon ausgehen kann, dass auch unter den Menschen nicht-westlicher Herkunft der größte Teil nicht durch die geplanten Kindergeldkürzungen „bestraft“ werden kann, zeigen die neuen Zahlen von Danmarks Statistik, dass vor allem auch in den  nordschleswigschen Kommunen viele Familien unter den Streichungen leiden würden. Immerhin haben in der Kommune Tondern zwischen 7,7 und 14,8 Prozent der Familien vier und mehr Kinder, in Hadersleben, Sonderburg und Apenrade immerhin 6,0 bis 7,7 Prozent. Durchweg weniger Kinder gibt es im Vergleich in den Großstadtkommunen. 

Kritik aus Tondern

Das Stadtratsmitglied der Schleswigschen Partei (SP) in Tondern, Louise Thomsen Terp, hatte bereits bei Bekanntwerden der Kindergeldpläne der Regierung vor Nachteilen für ländliche Kommunen gewarnt, wo sich traditionell zahlreiche Familien viele Kinder „leisten“.    Als Mitglied im Kinder- und Jugendausschuss des Tonderner Stadtrates warnt sie vor finanziellen Einschnitten bei den Kinderfamilien, denn trotz des Kinderreichtums schrumpft die Einwohnerzahl ihrer Kommune Tondern. 

Laut Danmarks Statistik haben  landesweit viele Eltern mit vier und mehr Kindern relativ niedrige Bildungsabschlüsse. Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass  viele kinderreiche Familien auch über relativ geringe Einkommen verfügen – woran auch die Kindergeldzahlungen, die je nach Alter der Kinder  jährlich  zwischen 2.750 und 18.000 Kronen   liegen, nie etwas geändert haben. 

Der stellvertretende Vorsitzende des Verbandes der Sozialarbeiter, Niels Christian Barkholt, erklärte gegenüber „Politiken“,  dass die ärmsten Familien unter den Kindergeldkürzungen leiden werden.  Diese litten ohnehin schon unter Kürzungen der Sozialleistungen in den vergangenen Jahren. Es sei unwahr, dass es einen „Missbrauch“ von Kindergeld in Dänemark gibt. 

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