Flüchtlinge

Auf der Autobahn vor zwei Jahren

Auf der Autobahn vor zwei Jahren

Auf der Autobahn vor zwei Jahren

Peter Lassen
Peter Lassen Hauptredaktion
Apenrade/Pattburg
Zuletzt aktualisiert um:
9. September 2015: Die nordschleswigsche Autobahn Richtung Norden an einem Mittwochnachmittag: Die Polizei versuchte erfolglos, die Flüchtlinge dazu zu bewegen, nach Pattburg zurückzukehren. Foto: Archivbild: DN

Bilder von den Flüchtlingen auf der nordschleswigschen Hauptverkehrsader gingen um die Welt und veränderten die dänische Politik.

Fakten über Flüchtlinge

In den ersten sieben Monaten 2017 haben 1.918 Menschen in Dänemark Asyl beantragt. Das sind rund 300 pro Monat – und das ist die niedrigste Zahl der letzten sechs Jahre. 2016 bewarben sich 6.235 um Asyl und 12.700 Fälle wurden eingeleitet. Der Asylrekord wurde laut Refugees.dk im Oktober 2015 aufgestellt mit 3.694 Anträgen innerhalb eines Monats. Insgesamt gab es 2015 21.316 Anträge.

Wo kommen die Asylbewerber aktuell her?

Im Juli 2017 sah die Top-5 so aus: Syrien, Iran, Eritrea, Marokko und Aufghanistan. Während 2015 rund 85 Prozent der Bewerber Asyl bekamen, sind es nun nur rund 33 Prozent, weil mehr  aus Nordafrika und Afghanistan kommen. Die werden in der Regel abgewiesen. Im Prinzip kann man, wenn man die Stichprobenkontrollen an der dänischen Grenze umgeht, mittlerweile  wieder durch das Königreich reisen, um in Schweden um Asyl zu bitten, nachdemdie ID-Kontrollen am Bahnhof bei Kastrup im Mai abgeschafft wurden.  Refugee.dk. vermutet, dass diese Möglichkeit sich noch nicht rumgesprochen hat.

Wer erinnert sich nicht an Mittwoch, den 9. September, vor zwei Jahren? „Die nordschleswigsche Autobahn ist gesperrt. Hunderte Flüchtlinge marschieren Richtung Norden und die Polizei folgt ihnen“, so die Meldung, die doch überraschend kam, obwohl in den Tagen zuvor schon mehr als 1.000 Flüchtlinge den Weg durch ganz Europa nach Dänemark gefunden hatten.

Es waren primär Syrer, die nach  Schweden wollten. Die Bilder vom Ausnahmezustand auf der nordschleswigschen Autobahn und später auch bei Rødby  veränderten die dänische Ausländerpolitik markant – und gingen um die Welt.

Der Ton wurde  rauer und viele Dänen verstanden nicht, wieso man die Flüchtlinge gewähren ließ. Andere sammelten wildfremde Menschen auf, um sie selbst nach Schweden zu fahren. Viele dieser    Helfer wurden geschnappt und der Schleusung bezichtigt und einige auch verurteilt. Ende Juni 2015 war die reine Venstre-Regierung unter Lars Løkke Rasmussen an die Macht gekommen. Løkke hatte im Wahlkampf eine sofortige  Bremsung des Flüchtlingsstroms versprochen und musste handeln.

Schweden führte  Grenzkontrollen ein und Dänemark folgte am 4. Januar 2016, nachdem schätzungsweise mehr als 90.000 Flüchtlinge seit September ins  Land gekommen waren. Seither wurden die Ausländergesetze mehrfach gestrafft – von einer breiten Mehrheit im Folketing. Das sogenannte Schmuckgesetz wurde weltbekannt, weil es der Polizei ermöglichte, Wertgegenstände zu beschlagnahmen. Obwohl kaum angewandt machte es böse Schlagzeilen.

Die Grenzkontrollen wurden im Januar  vergangenen Jahres  erstmal für 20 Tage eingeführt. Heute kommen zwar kaum noch Flüchtlinge an die Grenze.
Aber die Kontrollen bestehen und werden sicherlich auch über den von der EU gesetzten Frist 12. November verlängert werden. Die Bilder vom 9. September 2015 machten Eindruck und sind mit ein Grund dafür, weshalb die Grenzkontrollen in der Bevölkerung und daher auch bei den Politikern einen relativ großen Rückhalt genießen.

Mehr lesen