Günstige Fähren

Inselbewohner: Die Schmerzgrenze ist erreicht

Inselbewohner: Die Schmerzgrenze ist erreicht

Inselbewohner: Die Schmerzgrenze ist erreicht

Lars Stokbro, JydskeVestkysten/gn
Esbjerg/Fanø
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Großer Andrang im Fährhafen: Die Wartezeiten auf die Fähre nach Fanø sind gestiegen, wovon vor allem die Pendler betroffen sind. Foto: Lars Stokbro, JydskeVestkysten

Zweischneidiges Schwert: Viele Inselbewohner freuen sich über das rege Interesse an einem Inselurlaub. Aber viele Inseln waren im Corona-Sommer auch überlaufen.

Viele Dänen machten in diesem Sommer coronabedingt Urlaub im eigenen Lande. Für viele ging die Reise – angekurbelt durch günstige Fährpreise, unterstützt von der Regierung –  auf eine der vielen schönen dänischen Inseln. Doch einigen Inselbewohnern ist es im Sommer zu bunt geworden: Sie haben ihre eigene Insel nicht mehr wiedererkannt und konnten zum Teil nicht vom Festland nach Hause, weil die Fähren ausgebucht waren.

Auf Endelave fühlten sich die Einheimischen überrannt, von Læsø kamen Familien zwei Tage lang gar nicht weg, weil die Überfahrten ausgebucht waren, und auch Fanø an der dänischen Westküste vor Esbjerg spürte den massiven Druck der Touristen im Sommer 2020. Zudem erlebte die fünftgrößte Stadt Dänemarks beim Bettenwechsel ein ums andere Mal ein Verkehrschaos im Südwesten von Esbjerg.

Die Schmerzgrenze ist erreicht, meint Fanøs Stadtratsmitglied Christian Lorenzen (Kons.).

„Man kann ausrechnen, dass es wahnsinnig wird, wenn die Fährpreise für ein Auto auf 50 Kronen gesenkt werden. Es sind einfach zu viele auf der Insel. Es zerstört die Dinge, die die Touristen sehen wollen, und die Natur hält es auch nicht aus bei so vielen Menschen. Es gibt eine Obergrenze“, sagt Lorenzen.

So sieht der Bettenwechsel in Esbjerg aus, wenn die Touristen auf die Fähre nach Fanø wollen. Foto: Lars Stokbro, JydskeVestkysten

Sorge um das Image der Insel

 

Im Stadtrat hat es darüber einen Streit gegeben, weil Vizebürgermeister Erik Nørrebys über den 10. August hinaus günstige Fahrkarten verkaufen möchte. Christian Lorenzen sorgt sich um Fanøs Image.

„Manchmal muss man auch `Nein, danke' sagen können, auch wenn der Staat helfen möchte. Vor allem, wenn es nicht in die Strategie passt“, sagt Lorenzen, der einen nachhaltigen Fremdenverkehr dem Billig- und Massentourismus vorzieht.

Lorenzen befürchtet, dass eine Mehrheit in Fanøs Gemeinderat, dem günstigen Fährpreisen zustimmen wird, und macht sich daher auch Sorgen um die Natur auf der Insel. „Das, weshalb die Touristen kommen, sollte man nicht zerstören“, sagt er.

Außerdem steige das Risiko, so Lorenzen, dass die vielen Besucher auf der Insel auch das Coronavirus mit sich schleppen.

Spezieller Sommer

Dieser Sommer sei ganz speziell, doch er zeige, was passiert, wenn Fanø die Tourismusentwicklung nicht selbst im Griff habe, meint das Stadtratsmitglied. Das sieht Bürgermeisterin Sofie Valbjørn von den Alternativen ebenso. Sie will daraus lernen.

„Wir können die Erlebnisse aus diesem Sommer als Grundlage nehmen, um ein Worst-Case-Scenario zu berechnen, wenn wir nur auf Wachstum setzen“, sagt sie.

Valbjørn meint allerdings auch, dass der Ansturm nach diesem Wochenende bereits abgenommen hat. Auch aus dem Grund habe sie gehofft, dass das Insel-Hilfspaket des Folketings dazu benutzt worden wäre, den Tourismus in der Vor- und Nachsaison zu fördern, statt mitten im Sommer, wo der Druck sowieso am größten ist.

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