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Erfolg für die deutsche Schule in Helsinki

Erfolg für die deutsche Schule in Helsinki

Erfolg für die deutsche Schule in Helsinki

Helsinki/Helsingfors
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Die Deutsche Schule Helsinki liegt im zentralen Bereich der finnischen Hauptstadt. Foto: Deutsche Schule Helsinki

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Die Deutsche Schule Helsinki ist nicht nur für deutschsprachige Familien attraktiv. Die große Mehrheit der Schülerinnen und Schüler hat Finnisch als Muttersprache. Während der Corona-Krise hat die Einrichtung noch weiteren Zulauf erlebt.

Mitten in der finnischen Hauptstadt Helsinki (Helsingfors) befindet sich ein Gebäude, an dem neben der finnischen auch die deutsche Fahne weht. Es ist die Deutsche Schule Helsinki, die 1881 gegründet wurde. Sie ist Finnlands älteste internationale Schule.

Die Initiative zur Gründung geht auf den Einsatz wohlhabender deutschsprachiger Einwandererfamilien zurück.

Internationales Abitur

Auch heute noch kommen gut 23 Prozent der Schülerinnen und Schüler aus deutschsprachigen Familien. Doch etwa 70 Prozent haben Finnisch als Muttersprache. Hinzu kommt eine kleine Gruppe, die die zweite Landessprache, Schwedisch, spricht.

Die Internationalität der Schule, der kulturelle Austausch, die im Vergleich kleineren Klassen und die Möglichkeit eines weltweit anerkannten Abiturs zählen zu den Gründen, weshalb auch finnische Eltern ihre Kinder bei der deutschen Schule anmelden.

„In der 11. und 12. Klasse unterrichten wir komplett nach den Richtlinien für das Deutsche Internationale Abitur, die von der Kultusministerkonferenz erstellt worden sind. Dies eröffnet den Abiturientinnen und Abiturienten die Möglichkeit, ohne Zusatzprüfung an deutschen, finnischen und internationalen Universitäten zu studieren, denn die Prüfung ist weltweit anerkannt“, erläutert Schulleiterin Annette Carl.  

Deutsches und Finnisches

Zum Teil haben die Familien eine Zeit lang in einem deutschsprachigen Land gelebt. Doch einige besuchen die Schule auch schon seit zwei oder drei Generationen.

Die Kinder lernen in der Einerichtung auch kulturell Deutsches wie Finnisches kennen. In der Grundschule basieren die Lehrpläne auf denen von Thüringen.

„Für die 1. bis. 9. Klasse haben wir jedoch auch vieles aus dem finnischen Fächerkanon übernommen. Dies gilt für Fächer wie Werken, Hauswirtschaft, Gesundheitserziehung und Studienberatung. Auch unterrichten wir Geschichte in Deutsch oder in Finnisch“, so Carl.

Schulleiterin Annette Carl kann zufrieden auf steigende Schülerzahlen blicken. Foto: Privatfoto

Schüleraustausch

Eine weitere Möglichkeit, die die Deutsche Schule Helsinki attraktiv macht, ist die enge Zusammenarbeit mit den deutschen Schulen in Kopenhagen, Stockholm und Helsinki, die einen Austausch ermöglicht. Auch Frankreich, Irland und die Schweiz zählen in der Organisation der deutschen Auslandsschulen zur gleichen Region.

„Da sich die Lehrpläne der deutschen Auslandsschulen sehr ähneln, können Mädchen und Jungen der Deutschen Schule Helsinki problemlos zum Beispiel ein halbes Jahr eine der anderen deutschen Auslandsschulen als Gastschülerin oder -schüler besuchen, und zum Beispiel am Unterricht der deutschen Schule in Paris, Dublin oder Genf oder anderen deutschen Auslandsschulen teilnehmen.  Diese Zusammenarbeit möchten wir gerne noch weiter ausbauen“, erläutert die Schulleiterin.

Flache Hierarchien

Neben dem Ziel einer internationalen Ausbildung hat die Schule auch deutliche Werte, die das Miteinander bestimmen. Bei einem Zukunfts-Symposium haben Vorstand und Mitglieder Verantwortung, Offenheit, Respekt und Nachhaltigkeit als Leitfäden entwickelt.

„Ein Beispiel, wie der Begriff ‚Respekt‘ umgesetzt wird, ist, dass wir bestrebt sind, Schülern wie Eltern immer auf Augenhöhe zu begegnen. Wir haben sehr flache Hierarchien, denn es kommt bei uns nicht darauf an, welche Position man hat, sondern welche Aufgaben gelöst werden sollen. Ein äußeres Zeichen, an dem das sichtbar wird, ist die Tatsache, dass wir uns auch alle duzen -– inklusive der Schulleiterin.“

Die Deutsche Schule Helsinki arbeitet eng mit den anderen deutschen Auslandsschulen in Skandinavien zusammen. Foto: Deutsche Schule Helsinki

Kein Homeschooling für die Kleinen

In den vergangenen drei Jahren hat die Deutsche Schule Helsinki steigenden Zuspruch erlebt. Derzeit besuchen sie 720 Schülerinnen und Schüler. Im laufenden Schuljahr war der Andrang so groß, dass nicht mehr für alle Platz war. Dies hat jedoch einen besonderen Grund.

 „Wir haben den Eindruck, einer der Gründe ist, dass finnische Familien während der Corona-Krise aus Deutschland zurückgezogen, beziehungsweise deutsche Familien hierhergezogen sind. Der finnische Staat hatte insbesondere für die Grundschule für die Schulen nur sehr begrenzt Restriktionen angeordnet“, so Schulleiterin Carl.

So konnte in den Klassen 1 bis 6 durchgängig Präsenzunterricht stattfinden. Bis zur 5. Klasse brauchten die Kinder zu keinem Zeitpunkt Masken tragen. 

 „Auch in der Oberstufe mussten wir nur relativ kurzzeitig auf Homeschooling oder Hybridunterricht umstellen. Wir sind technisch gut ausgestattet, sodass es kein großes Problem war, Online-Unterricht anzubieten. In Gesprächen haben uns Familien dies unter anderem als Gründe genannt, warum sie Kinder bei uns anmelden wollten.“

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