Umweltschutz

Von Nordschleswig bis Kopenhagen: Grün liegt im Trend

Grün liegt im Trend in Nordschleswig

Grün liegt im Trend in Nordschleswig

Laure Saint-Alme
Hadersleben/Kopenhagen
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Umweltschutz steht im Herzen der Produktion von der Designerin Marianne Juel Vestergaard aus Hadersleben. Foto: Ólafur Steinar Rye Gestsson/Ritzau Scanpix

Nicht nur auf den Podien der Hauptstadt, sondern auch in Nordschleswig surfen die Designer auf einer Öko-Welle. Wir haben eine Designerin aus Hadersleben zu diesem wachsenden ökologischen Bewusstsein befragt.

„Organische Stoffe verkaufen oder mit ihnen nähen hat für mich eine hohe Priorität“, sagt Marianne Juel Vestergaard, Chefin ihres eigenen Unternehmens. „Ich habe zwei verschiedene Kundentypen“, fügt sie hinzu. „Manche suchen nur nach Stoffen, andere nach Konfektionskleidung.“ 

„Hier in meinem Haus in Øsby arbeite ich immer mit natürlichen und lokalen Produkten“, betont sie. „Ich verwende keine Synthetik.“ Auf ihrer Internet-Webseite https://juels.dk/verkauft die Nordschleswigerin Artikel aus ökologischer Baumwolle oder mit dem Label Öko-Tex.

Wiederverwendete und organische Stoffe machen Furore. Foto: Ólafur Steinar Rye Gestsson / Ritzau Scanpix

Dass Umwelt und Schönheit nicht unvereinbar sind, ist genau das, was die dänische Hauptstadt der ganzen Welt diese Woche beweisen will.

In Kopenhagen findet Skandinaviens einzige Fashion Week für die 2020-Sommersaison von Dienstag, 6., bis Freitag, 9. August, statt. Nach der Stornierung der Stockholm Fashion Week zum Umweltschutz, wie „Vogue Australia“ berichtet, trägt die Kopenhagen-Modewoche heute mehr als je zuvor eine außergewöhnliche Verantwortung. 

Kopenhagens Herausforderung 

2015 war der Weltmodemarkt verantwortlich für den Verbrauch von 79 Milliarden Kubikmetern Wasser, die Emission von 1.715 Millionen Tonnen COund die Produktion von 92 Millionen Tonnen Müll. 

Das zeigt eine Studie von „2017 Pulse of the Fashion industry“, auf die das europäische Parlament seine Analyse der Umweltbelastung der Textil- und Kleidungsindustrie gründet. Wenn die Industrie ihre Gewohnheiten nicht verändert, werden die Zahlen bis 2030 um mindestens 50 Prozent zunehmen.

Die Modeindustrie ist heute nach der Ölindustrie die zweit-umweltschädlichste Industriebranche, berichtet der „Independent“.

„Neue Modestandards“ festzusetzen ist, was Jennie Rosén – Geschäftsführerin des „Swedish Fahion Council“ (Schwedischer Fashionrat) – dazu bewog, die Stockholm Fashion Week abzusagen. 

Auf diesen internationalen Treffpunkt zu verzichten „war zwar eine schwierige, aber eine sehr reife Entscheidung“, sagte sie dem „Independent“. Sie ist davon überzeugt, dass die Modeindustrie nachhaltig werden kann. Kann Kopenhagen Stockholms Traum verwirklichen?

„Nachhaltigste Fashion Week“

Cecilie Thorsmark – die die Kopenhagen Fashion Week leitet – engagierte sich, „die nachhaltige Entwicklung der Modeindustrie zu verbessern“: „Als Leader im Mode-Ökosystem ist es unsere Pflicht, sich zu fragen, wie die Kopenhagen Fashion Week so weit wie möglich die nachhaltige Agenda der Modewelt fördern kann“, heißt es in der Pressemitteilung vom 25. Januar dieses Jahres. 

„Kopenhagen Fashion Weeks ehrgeiziges Ziel ist, die nachhaltigste internationale Fashion Week zu werden“, wird darin präzisiert. Um dieses Ziel zu erreichen, setzen sich mehrere dänische und internationale Modeexperten gemeinsam an den Tisch als neuer Nachhaltigkeitsbeirat(substainability advisory board). Aber was heißt konkret nachhaltig? 

„Die Zeit“ definiert eine nachhaltige Welt wie eine Utopie, in der „Ökologie, Ökonomie und Soziales im Einklang“ sind. Was wäre, wenn die dänische Fashion Week dieses Ideal erreichen könnte? Laut der Fashion Week Webseite wurde die Show Dienstag mit der dänischen nachhaltigen Marke „Blanche“ eröffnet. 

Die Fashion Week ist ein internationaler Treffpunkt für Modebewusste. Foto: Ólafur Steinar Rye Gestsson / Ritzau Scanpix

Was in Erinnerung bleiben wird, sind nicht die organischen Stoffe der Marken, sondern die Frisuren der Mannequins. In „Blanches“ Modenschau trugen sie geflochtene Haare, genau wie Greta Thunberg – das schwedische Vorbild im Kampf gegen den Klimawandel. Das Tüpfelchen auf dem i: Lokale biologisch angebaute Blumen dekorierten den Balkon.

Die ganze Woche werden mehrere Marken aus Schweden und Norwegen in der dänischen Hauptstadt erwartet, unter ihnen das junge Familienunternehmen „Holzweiler“ mit Sitz in Oslo. Der Betrieb verspricht wiederverwendete Stoffe und keine Produktionsabfälle, weil er zum Beispiel auf Plastikverpackung verzichtet.

Zu schön, um wahr zu sein?

Die Verwendung von Lammwolle in einer norwegischen Produktion, wie die Fashion Weeks Webseite offenbart­, sei ein Fakt, den die Tierschutzaktivisten ungern sehen würden. 

„Viele Schafe werden viel zu früh von ihren Müttern getrennt und für die Fleischproduktion gemästet“, denunziert die größte Tierrechtsorganisation der Welt – „People for the Ethical Treatment of Animals“ („Menschen für den ethischen Umgang mit Tieren“).  „Einige Lämmer sind erst wenige Wochen alt, wenn sie zum Schlachthaus transportiert werden.“

Für die Umwelt ist es sowohl wichtig, sich zu fragen, wohin der Produktionsmüll geht als auch, woher die Rohstoffe kommen.

 

 

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