Kommentar

Haderslebens geschwärzte Blaupause für die Zukunft

Haderslebens geschwärzte Blaupause für die Zukunft

Haderslebens geschwärzte Blaupause für die Zukunft

Hadersleben/Haderslev
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Bürgermeister Mads Skau (Venstre) erläutert im Rahmen einer Pressekonferenz das Ergebnis der internen Analyse. Foto: Ute Levisen

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Das Untersuchungsergebnis im Fall eines geschassten Schulleiters liegt vor. Die Ressortdirektorin muss gehen. Das Dokument, das eine Arbeitsgruppe im Eilverfahren erarbeiten ließ, soll einen Kulturwandel, geprägt von Transparenz, in der Kommune einläuten. Schauen wir mal, ob das gelingt, denn die 700-seitige Untersuchung mit 59 Anlagen hat bemerkenswert viele schwarze Flecken.

Das ist wörtlich zu verstehen: Ein Großteil der Untersuchung rund um den Fall des früheren Leiters der Förderschule ist geschwärzt – aus Datenschutzgründen, sagt Bürgermeister Mads Skau (Venstre) – und versteht es selbst nicht so recht.

Hehre Ziele: Offenheit und Führungskompetenz

Dabei soll just diese Untersuchung der Beginn einer neuen Ära in der Kommune Hadersleben sein – und sie zu einem „noch besseren Arbeitsplatz“ machen. Erreicht werden soll dieses hehre Ziel mit Transparenz und einer kompetenten Leitung auf allen Ebenen der kommunalen Organisation mit ihren etwa 4.500 Angestellten.

Vorbehaltlose Entschuldigung vom Bürgermeister

Vor dem Bürgermeister liegt somit eine Mammutaufgabe. Sie beginnt mit einer vorbehaltlosen Entschuldigung an die Beschäftigten und an den Vorstand der „Louiseskole“. 

Ihre Anliegen hatte die kommunale Führungsetage lange nicht ernst genommen: „Unsere Mitarbeiter sind nicht anständig behandelt worden. Diese Untersuchung war notwendiger, als ich es für möglich gehalten habe“, räumt der Bürgermeister ein. 

Mehr schwarz als weiß: Haderslebens – vertrauliche – Blaupause für mehr Transparenz Foto: Ute Levisen

Nicht alles ist schwarz-weiß

Er reagierte überrascht, wie viel die Menschen in seiner Organisation auf dem Herzen haben. Mads Skau sagt noch mehr: „Wäre von Anfang an korrekt gehandelt worden, hätten wir uns das Ganze sparen können. Aber es ist eben auch nicht immer alles schwarz-weiß.“

Das ist wohl wahr. Die Untersuchung, die fürder als Blaupause für einen kommunalen Kulturwandel – und zwar in allen Ressorts – dienen soll, ist mehr schwarz als weiß. 

Zwei hartnäckige Politiker

Bemerkenswert daran ist, dass es vor allem der Hartnäckigkeit zweier Politiker, Leif Storgaard von den Volkssozialisten und Thomas Vedsted (früher parteilos, jetzt Liberale Allianz), zu verdanken ist, dass die kommunalen Abwege überhaupt das Anliegen einer breiten Öffentlichkeit geworden sind. Auch waren es nicht die einzigen Fehltritte der Leitung im Ressort „Kinder und Familie“ in den vergangenen Jahren. 

Eine Garantie dafür, dass so etwas nie wieder vorkommt, mag auch das Kommunaloberhaupt nicht ausstellen: „Auch wenn es meine Verantwortung ist.“

Kompromissvorschlag der SP 

Hinter den Kulissen hat sich Kommunalpolitiker Carsten Leth Schmidt von der Schleswigschen Partei seit dem vergangenen Sommer für einen Kulturwandel in der Kommunalverwaltung eingesetzt. Im Fall der Louiseskole hatte Leth überdies den Kompromissvorschlag unterbreitet, eine interne Untersuchung durchzuführen, statt eine kostspielige juristische Prüfung vornehmen zu lassen. 

Umsonst war auch diese Inhouse-Analyse nicht. „Aber zumindest sind wir jetzt für die künftige Arbeit richtig aufgestellt“, meint der SP-Politiker voller Zuversicht. Er macht keinen Hehl daraus, dass er die personellen Konsequenzen in diesem Fall begrüßt: „Will man einen Wandel, muss man oben anfangen.“

Das ist schon mal ein brauchbarer Ansatz.

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