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Hadersleben im Porträt: Ist es so friedlich wie es scheint?

Hadersleben im Porträt: Ist es so friedlich wie es scheint?

Hadersleben im Porträt: Ist es so friedlich wie es scheint?

Hadersleben/Haderslev
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Studierende aus Deutschland und Dänemark versuchen derzeit, ein Porträt von Hadersleben zu erstellen. Foto: Annika Zepke

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Was macht Hadersleben aus? Mit dieser Frage beschäftigen sich seit der vergangenen Woche Studierende aus Deutschland und Dänemark im Rahmen eines Interreg-Projektes. Mit ihrer Kamera wollen die jungen Frauen und Männer das Leben in der Domstadt einfangen und haben dabei ihren ganz eigenen Blick auf das Stadtgeschehen.

Die Essenz Haderslebens mit der Kamera einzufangen ist keine leichte Aufgabe – schon gar nicht, wenn man nicht nur der Domstadt, sondern Dänemark zum ersten Mal einen Besuch abstattet.

Monika Martínez de las Rivas stellt sich dieser Herausforderung dennoch. Die 24-jährige Spanierin, die seit 9 Jahren in Deutschland lebt und an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel studiert, ist Teil eines Interreg-Projektes zwischen der Haderslebener Kunsthalle 6100, des Studiengangs „Grafische Kommunikation“ des University Colleges Syd in Hadersleben sowie der Muthesius Kunsthochschule.

Monika Martínez de las Rivas von der Muthesius Kunsthochschule in Kiel und Ida Therkelsen vom University College Syd (r.) haben unterschiedliche Sichtweisen auf die Domstadt. Die Zusammenarbeit klappt dennoch gut. Foto: Annika Zepke

Seit Mittwoch betrachtet sie daher zusammen mit ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen aus Deutschland und Dänemark sowie dem preisgekrönten dänischen Künstler Tore Hallas Hadersleben durch die Linse. Am Ende soll ein Porträt entstehen, das Hadersleben mitsamt seinen Ecken und Kanten widerspiegelt.

Der Schein trügt

Doch wer oder was macht Hadersleben eigentlich aus? Auf diese Frage suchen Monika Martínez de las Rivas und Ida Therkelsen derzeit noch Antworten. „Als ich hier ankam, war mein erster Eindruck, dass Hadersleben ein Ort ist, an dem nichts Schlimmes passieren kann“, erzählt Martínez de las Rivas. „Die Straßen und die Häuser sind so sauber und ordentlich. Alles scheint perfekt.“

Grund für die Annahme sei eine Situation gewesen, die sie bei einem ersten Spaziergang durch die Stadt im Dammpark beobachtet habe. „Dort lag eine Mutter im Gras neben dem Kinderwagen, in dem ihr Baby schlief, und schlief ebenfalls“, so die junge Spanierin erstaunt. „Ich habe selbst ein Kind. Aber wir würden das in Deutschland niemals machen.“

Unter der fachkundigen Leitung des Künstlers Tore Hallas (hintere Reihe) portraitieren die Studierenden aus Deutschland und Dänemark die Stadt Hadersleben und ihre Menschen. Foto: Annika Zepke

Nach einigen Tagen und weiteren Fotosafaris durch die Stadt, frage sich die angehende Fotografin mittlerweile jedoch, ob der Schein möglicherweise trügt: „Ich habe diese Nabohjælp-Schilder gesehen und mich gefragt, wofür man das braucht, wenn doch alles so friedlich ist.“ Auch die Erzählungen ihrer dänischen Kommilitoninnen und Kommilitonen über die eine oder andere Schießerei in Hadersleben hätten das Bild von der perfekten Stadt ins Wanken gebracht.

Mit unvoreingenommenem Blick

Für Ida Therkelsen, die bis vor Kurzem noch am UC Syd studiert und daher in Hadersleben gewohnt hat, ist es ebenfalls keine leichte Aufgabe, ihre alte Heimat für ein Porträt zusammenzufassen: „Ich habe Hadersleben schon so oft gesehen, und dennoch entdecke ich die Stadt jetzt neu.“

Bestimmte Erwartungen an das Produkt ihres elftägigen Workshops haben die beiden jungen Frauen daher nicht, wie sie sagen. Das sei jedoch ganz im Sinne des Interreg-Projekts, betont die Leiterin der Haderslebener Kunsthalle, Marie Dufresne. „Wir versuchen den jungen Leuten so viel kreativen Freiraum wie möglich zu geben. Das bedeutet auch, dass wir etwas Kontrolle abgeben müssen und nicht wissen, was für ein Produkt am Ende dabei herauskommt.“

Eine Stadt im Porträt

Zum Abschluss des mit Interreg-Mitteln geförderten Projektes veranstalten die Studierenden zusammen mit Künstler Tore Hallas am Sonnabend, 16. Juli, eine Vernissage im Turnsaal der alten Haderslebener Kathedralschule an der Gåskærgade 28. Die Veranstaltung beginnt um 16 Uhr.

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