Filmkritik

Deutschstunde: Kein Wort zu viel

Deutschstunde: Kein Wort zu viel

Deutschstunde: Kein Wort zu viel

Schleswig-Holstein/Dänemark
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Siggi (Levi Eisenblätter) und sein Vater, der Polizist Jens Ole Jepsen (Ulrich Noethen) Foto: Pressefoto

„Deutschstunde“ heißt der Film, der am Donnerstag in den dänischen Kinos angelaufen ist. Annika Zepke von der Lokalredaktion Hadersleben war bei der Premierenvorstellung in Hadersleben und fasst in diesem Artikel ihre Eindrücke des Films zusammen.

In Deutschland hat der Film „Deutschstunde“ (dänisch „Tysktime“) von Regisseur Christian Schwochow bereits im September vergangenen Jahres Premiere gefeiert. Ein gutes Jahr später kommt das dänische Publikum in den Genuss des Films – zwar auf Deutsch mit dänischen Untertiteln, dafür mit dänischer Beteiligung. Die dänische Schauspielerin Sonja Richter, die im süddänischen Allerup aufgewachsen ist, überzeugt in dem Film als Mutter des Siggi Jepsen (Levi Eisenblätter/Tom Gronau), der die Hauptrolle spielt.

Wie im gleichnamigen Roman von Siegfried Lenz geht es in dem Film um Siggi Jepsen, der kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges in einem Straflager für schwererziehbare Jugendliche einen Aufsatz über „Die Freuden der Pflicht“ schreiben soll.

Siggi gibt sein Heft am Ende der Stunde leer ab – mit der Begründung: Er habe zu viel zu sagen. Siggi kommt daraufhin in Einzelverwahrung und muss die Aufgabe wiederholen.

Siggi Jepsen (Tom Gronau) in der Strafanstalt für schwererziehbare Jugendliche Foto: Pressefoto

Er beginnt zu schreiben. Was er aufs Papier bringt, ist seine Geschichte. Er berichtet von seiner Kindheit in Schleswig-Holstein zur Zeit des Nationalsozialismus mit einem Pflicht und Gehorsam liebenden Polizisten als Vater (gespielt von Ulrich Noethen), der die Anordnungen aus der Hauptstadt ohne Rücksicht auf Freunde und Familie umsetzt und damit Siggi in einen großen Gewissenskonflikt stürzt.

Der Film braucht nicht viele Worte, um den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Jedes Wort ist mit Bedacht gewählt. An vielen Stellen setzt Regisseur Christian Schwochow auf die Aussagekraft der Stille, auf das Nichtgesagte und lässt vor allem Bilder sprechen. Das verleiht dem Film eine besondere Dramatik.

Mit ihrer ausdrucksstarken Mimik und Gestik lassen die Schauspieler den Zuschauer zwischenzeitlich vergessen, dass es sich um einen Film handelt. Fast entsteht beim Zuschauer das Gefühl, Teil des Geschehens zu sein, so authentisch ist die Darstellung der Schauspieler.

Der Polizist Jens Ole Jepsen (Ulrich Noethen) informiert den Künstler Max Ludwig Nansen (Tobias Moretti) per Brief über das Malverbot. Foto: Pressefoto

Der Film ist so angelegt, dass die Sympathien des Zuschauers überwiegend klar verteilt sind: Siggi ist gut, Vater Jens böse. Siggi setzt sich für seine Familie ein und für seinen Freund, den Künstler Max Nansen (Tobias Moretti), dem verboten wurde, zu malen und stellt sich damit gegen den Vater und die Vorgaben des nationalsozialistischen Regimes. Sein Vater hingegen versteckt sich hinter seiner Pflicht, bis er die nationalsozialistische Ideologie selbst für richtig hält und verrät darüber sowohl seinen besten Freund als auch seine eigene Familie.

Gegen Ende des Films scheint sich das Blatt jedoch zu wenden, denn die Rollen erscheinen plötzlich nicht mehr schwarz und weiß. Eine interessante Entwicklung, die für den Zuschauer allerdings recht schwer nachzuvollziehen ist. Einige Worte mehr hätten dem Film an dieser Stelle gutgetan.

Eins ist sicher: Der Zuschauer nimmt auf jeden Fall jede Menge Stoff zum Nachdenken mit nach Hause.

Spielzeiten im Kosmorama in Hadersleben

8. Oktober: 17.30 Uhr
9. Oktober: 17.30 Uhr
10. Oktober: 17.30 Uhr
11. Oktober: 17.30 Uhr
12. Oktober: 17.30 Uhr
13. Oktober: 15 Uhr
14. Oktober: 17.30 Uhr
15. Oktober: 15 Uhr
16. Oktober: 17.30 Uhr
17. Oktober: 15 Uhr
18. Oktober: 17.30 Uhr

 

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