Deutsche Minderheit

Ein Abend zwischen Kutschen mit der Schleswigschen Partei

Ein Abend zwischen Kutschen mit der Schleswigschen Partei

Ein Abend zwischen Kutschen mit der Schleswigschen Partei

Karin Friedrichsen
Karin Friedrichsen Journalistin
Hadersleben/Haderslev
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Claus Rohwedder, Justus Jessen und Helmuth Krause (v. l.) nahmen an der Führung durch die Kutschensammlung teil. Justus Jessen regte bei der abschließenden Diskussionsrunde unter anderem an, dass die Sammlung intensiver vermarktet wird. Foto: Karin Riggelsen

Die gut besuchte Veranstaltung gab einen Einblick in die einzigartige Ausstellung am Simmerstedter Weg.

Die Veranstaltung der Schleswigschen Partei in Hadersleben am Mittwoch hat sich als Publikumsmagnet entpuppt. Ortsvorsitzender Hans-Iver Kley begrüßte über 20 Teilnehmer in der Schleswigschen Kutschensammlung (Slesvigsk Vognsamling).

Abteilungsleiterin Daniela Andersen führte die Besucher durch die Kutschensammlung. Foto: Karin Riggelsen

Mögliches Sparobjekt

Daniela Andersen führte die Besucher durch den Ausstellungsbereich am Simmerstedter Weg. Die aus Husum stammende Abteilungsleiterin erzählte auf Deutsch die Geschichte der Sammlung, zu der Buchhändler Johannes Nielsen 1952 die Initiative ergriff. Bent Vedsted Rønne, der Leiter von „Historie Haderslev“, unter dessen Fittichen die Sammlung seit Juli 2017 gehört, sprach über den Strategie- und Handlungsplan der insgesamt vier Einrichtungen, die unter „Historie Haderslev“ gehören.

Dazu zählen außer der Kutschensammlung die Ehlerssammlung und von Oberbergs Haus an der Schlossstraße  sowie das Historische Archiv. Die Einrichtungen an der Schlossstraße und die Kutschensammlung könnten von einer möglichen Schließung betroffen sein durch den Sparzwang bei den Haushaltsverhandlungen. Die Einrichtungen sind in dem von der Mehrheitsgruppe des Stadtrates vorgelegten Handlungskatalog als mögliches Sparobjekt aufgelistet.

Nach der Führung und einem Einleitungsvortrag mit „Historie Haderslev“-Chef Bent Vedsted Rønne kredenzte die Schleswigsche Partei einen kleinen Imbiss. Foto: Karin Riggelsen

Nordeuropas größte Sammlung

Die Kutschensammlung wähnt sich als Nordeuropas größte Sammlung von Pferdefuhrwerken und Schlitten mit rund 170 Gegenständen und arbeitender Werkstatt, erzählte Andersen.

Das Herzstück ist die Werkstatt, in der elf bis zwölf Freiwillige mittwochs arbeiten. Die Sammlung umfasst nicht nur Fahrzeuge, sondern unter anderem auch Archivmaterial über heimische Wagen und Wagenfabriken, eine Sammlung von Büchern und wissenschaftliches Dokumentationsmaterial von museumseigenen Rekonstruktionen von antiken Wagen.

 

Dieter Hallmann (Dritter von rechts) ist in Ladelund aufgewachsen. Er erinnerte sich daran, dass die Pferdewagen während des Zweiten Weltkrieges gängiges Transportmittel waren auf dem Land. Foto: Karin Riggelsen

Char-à-Bancs und Leichenwagen

Die beiden Char-à-Bancs, die 1952 den Grundstamm legten für Nielsens Sammlung, hütet Andersen wie ihren Augapfel. Die vierrädrigen Kutschen wurden von Nielsen gekauft, um Abiturienten zu einer Fahrt mit der Pferdekutsche durch die Domstadt zu verhelfen. „Ein Fuhrunternehmer bot Nielsen die Wagen an unter der Bedingung, dass er auch einen Leichenwagen kaufen sollte“, berichtete Andersen.

Die Bierkutsche der Familie Fuglsang gehört auch zu den Ausstellungsgegenständen. Foto: Karin Riggelsen

Geschichte lebendig werden lassen

Die Kutschensammlung ist seit 2002 im ehemaligen Gebäude der Kleiderfabrik Schaumanns angesiedelt. Seit der Übernahme arbeiten Vedsted Rønne und sein Team daran, die Sammlung zu modernisieren.

Bei dem Weihnachtsmarkt und den Familienabenden im Juli wurden 2018 3.009 Besucher registriert. Das sei bei Weitem nicht genug, und deswegen sieht der Strategieplan unter anderem die Stärkung des fachlichen Profils und die Modernisierung der Ausstellung vor. Der Fokus solle sich verstärkt auf die Produktion heimischer Wagenfabriken richten. Man habe den Wunsch, die Industriegeschichte miteinzubeziehen, darunter die Geschichte der Tabakfabrik der Familie Hansen und die der Schaumannischen Kleiderfabrik. Aktivitäten außerhalb des Hauses sollen auch zum Sichtbarmachen beitragen, so Vedsted Rønne.

Monika Knutzen und Bent Vedsted Rønne beim Gang durch die Ausstellung. Foto: Karin Riggelsen

„Nicht zumachen“

SP-Stadtratspolitiker Carsten Leth Schmidt ist sich nicht im Zweifel. „Nicht zumachen“, so sein Kommentar gegenüber dem „Nordschleswiger“. Leth Schmidt bezeichnet das Potenzial der Sammlung als riesengroß mit arbeitender Werkstatt und Unterrichtsmöglichkeiten für Schulkinder.

„Der Prozess, der vor zwei Jahren eingeführt wurde, braucht jetzt Zeit, um umgesetzt zu werden. Man sollte eher klotzen statt kleckern und vielleicht ein bisschen mehr Geld geben, um die Sammlung sichtbar zu machen“, erklärte Leth Schmidt. Der SP-Politiker erinnerte daran, dass die Sammlung ein „Verkehrsknotenpunkt“ darstellt in Verbindung mit der Museumsbahn und dem „Tørning Express“ zur Tørninger Mühle und Fahrten mit dem Dammboot Dorothea.   

Die Schleswigsche Partei veranstaltete eine Führung durch die Kutschensammlung. Foto: Karin Riggelsen
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