Energiewende

Extrarunde für Pilotprojekte – trotz Krisenstimmung

Extrarunde für Pilotprojekte – trotz Krisenstimmung

Extrarunde für Pilotprojekte – trotz Krisenstimmung

Hadersleben/Haderslev
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In der Kommune Hadersleben ist das Interesse an Solarparkprojekten groß. Foto: Ute Levisen

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Krise und Inflation bereiten den Kommunen des Landes Sorgen. Der Kommunale Landesverband KL hat in einem Brief seine 98 Mitglieder darauf eingeschworen, den Gürtel noch enger zu schnallen. Die Kommune Hadersleben müsste danach 15 Millionen Kronen zusätzlich „lockermachen“ – erst mal.

Es ist nicht einfach, dieser Tage Bürgermeister der Domstadtkommune Hadersleben zu sein.  Bürgermeister Mads Skau (Venstre) macht nach der jüngsten Sitzung des Finanzausschusses keinen Hehl daraus, dass die Energiekrise und die daraus resultierende Inflation dem Kommunalrat Sorgen bereiten. Erst recht, nachdem der Kommunale Landesverband KL mit Blick auf den Ernst der Lage die Kommunen darauf eingeschworen hat, auf die Kostenbremse zu treten.

KL empfiehlt Notbremse  

Für die Kommune Hadersleben bedeutet dies, sich bei den Ausgaben zu zügeln. Fest steht nach Gesprächen zwischen KL und der Regierung, dass es vom Staat in diesem und auch im kommenden Jahr keine weiteren Finanzspritzen für die Kommunen des Landes geben wird, bei denen sich aufgrund der Preissteigerungen ein Minus von insgesamt 1,5 Milliarden (!) Kronen abzeichnet.

Schlimmstenfalls könnte dies bedeuten, so der Bürgermeister, dass der Kommunaletat gesprengt und neu verhandelt werden müsse. Schon jetzt sind die Herausforderungen in den Bereichen Senioren und Menschen mit Behinderungen in der Großkommune enorm.

21 Vorschläge für Solarfelder liegen der Kommunalverwaltung vor. Foto: Ute Levisen

Noch keine Wende bei der Energiewende

Zeitgleich arbeitet Hadersleben weiterhin an der Energiewende. Doch auch auf diesem Gebiet herrscht keineswegs eitel Sonnenschein. Ein Beschluss, einleitende Verhandlungen mit potenziellen Interessenten an Pilotprojekten für Solarparks und Agrofotovoltaik-Anlagen verschiedenster Größenordnungen einzuleiten, schickt der Finanzausschuss zur erneuten politischen Behandlung an den zuständigen Ausschuss Technik & Klima zurück.

Bürgermeister Mads Skau (Venstre, Foto) und Benny Bonde (Neue Bürgerliche) mussten bei der Beratung über Solar-Pilotprojekte wegen Befangenheit den Verhandlungsraum verlassen. Foto: Ute Levisen

Solarvorhaben: Zwei Politiker befangen

„Die Darstellung des Tagesordnungspunktes war offenbar zu lang und zu kompliziert“, sagt Bürgermeister Skau.

Der Venstre-Mann, der mit seinem Bruder Nis einen landwirtschaftlichen Betrieb bei Simmerstedt (Simmersted) hat, ist einer der Interessenten – und gilt daher als befangen. Gleiches gilt für das Ratsmitglied Benny Bonde (Neue Bürgerliche), der mit seiner Familie landwirtschaftliche Anwesen bei Mastrup (Marstrup) bewirtschaftet. Beide mussten bei der Beratung über diesen Tagesordnungspunkt vor die Tür.

Auf ein Neues heißt es nach der Finanzausschusssitzung für den Vorsitzenden Carsten Leth Schmidt und seinen Ausschuss für Technik & Klima. Foto: Ute Levisen

21 Projektvorschläge

Unterdessen wächst das Interesse am Bau von Solarparks in der Kommune – auch nachdem der alte Stadtrat im Sommer des Vorjahres neue Richtlinien verabschiedet hatte.

21 neue bzw. revidierte Projektvorschläge sind seither in der Kommunalverwaltung eingegangen. Diese unterscheiden sich in ihren Größenordnungen. Von 40 bis zu 300 Hektar ist die Rede. Zu den Interessenten zählen neben kommerziellen Energieversorgungsunternehmen kleinere und mittelständische Betriebe, unter anderem aus der Landwirtschaft.

SP: Lokale Verankerung als A & O

Für den Vorsitzenden des Klimaausschusses, Carsten Leth Schmidt von der Schleswigschen Partei (SP), ist es entscheidend, dass die Pilotprojekte für die Erzeugung von Solarenergie lokal verankert sind: „Die Kommune – und damit die Bürgerinnen und Bürger – muss davon profitieren.“

Zeitplan gerät ins Wanken

Der Weg aus der Energiekrise aber ist lang. Der Klimaausschuss wird den Tagesordnungspunkt auf seiner nächsten Sitzung erneut diskutieren. Damit gerät auch der bisherige Zeitplan einer möglichen Umsetzung ins Wanken. Ein erstes Vorhaben bei Gramm (Gram) hätte – zumindest planerisch – bereits Ende dieses Jahres anlaufen können.

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