Gesellschaft im Wandel

Generationskonflikt: Kein Spielplatz für den Varbergpark

Generationskonflikt: Kein Spielplatz für den Varbergpark

Generationskonflikt: Kein Spielplatz für den Varbergpark

Hadersleben/Haderslev
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Die Debatte um einen neuen Spielplatz im Varbergpark ist erst einmal vom Tisch. Auf einem Abteilungstreffen der verschiedenen HAB-Wohnblöcke hat sich eine Mehrheit gegen das generationsübergreifende Projekt ausgesprochen. Foto: Karin Riggelsen

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Die Entscheidung ist gefallen: Im Haderslebener Wohnviertel „Varbergpark“ wird kein neuer Spielplatz entstehen. Im Mai hat eine Mehrheit der Anwohnerinnen und Anwohner gegen das Projekt gestimmt – obwohl der Bedarf da ist. Das Problem sei struktureller Natur, meint Daniel Fabricius Sommerkorn, der mit seiner kleinen Familie im Varbergpark wohnt.

Die Idee für einen neuen Spielplatz entstand vor gut zwei Jahren. „Damals erwarteten wir unsere Tochter“, berichten Mette und Daniel Fabricius Sommerkorn, die vor fast fünf Jahren ihre Wohnung im Haderslebener Varbergpark bezogen. Anfangs hätten sie an Spielplätze nicht gedacht, erzählt das deutsch-dänische Ehepaar: „Doch je größer das Kind wird, desto relevanter wird die Spielplatzfrage.“

Da die Auswahl an kindgerechten Spielmöglichkeiten in ihrem Wohnviertel zum damaligen Zeitpunkt – wie auch heute – spärlich ausfiel, wandte sich das Paar 2019 zusammen mit einer anderen Bewohnerin, die mittlerweile verzogen ist, an ihre Vermieter, die Wohnungsbaugesellschaft HAB.

Für Familie Fabricius Sommerkorn wurde die Spielplatz-Frage mit der Geburt ihrer Tochter relevant. Foto: Karin Riggelsen

Projekt „Spielplatz“ kommt ins Rollen

„Es gibt nur einen sehr kleinen Spielplatz mit wenig Spielgeräten, und die sind auch schon sehr alt“, erklärt Mette Fabricius Sommerkorn das Anliegen. „Wer etwas mehr Zeit auf dem Spielplatz verbringen möchte, der muss sich anderswo umschauen. Wir fahren deshalb gerne nach Gramm oder in den Dammpark. Aber nicht jeder hier hat die Kapazität dafür.“ Zumal es im Varbergpark weitaus mehr Kinder gebe, als der kleine Spielplatz beherbergen kann.

Bei anderen Anwohnenden sei die Idee eines neuen Spielplatzes daher auf Interesse gestoßen, und schon kurze Zeit später habe sich eine Arbeitsgruppe, bestehend aus HAB-Mitgliedern und Bewohnerinnen und Bewohnern, gebildet.

Gemessen an der Anzahl der im Varbergpark wohnenden Kinder, sind die Spielmöglichkeiten in dem Wohnviertel bescheiden. Für die etwas Größeren gibt es nur dieses Klettergerüst. Foto: Karin Riggelsen

„Hier sollten Ideen und Vorschläge ausgearbeitet werden, was so ein zeitgemäßer Spielplatz beinhalten kann und muss, damit möglichst viele etwas davon haben, und beispielsweise auch Menschen mit Behinderung dort auf ihre Kosten kommen“, sagt Daniel Fabricius Sommerkorn.

Der letzte Block sagt „Nein“

Gesagt, getan: Nach mehrjähriger Vorarbeit wurde im Mai dieses Jahres der Projektentwurf vorgestellt. Während zwei Wohnblöcke sich für das Spielplatz-Projekt aussprachen und auch die monatlichen Mehrkosten von etwa 32 Kronen pro Haushalt in Kauf nehmen wollten, hat im dritten Häuserblock eine klare Mehrheit den Vorschlag eines Spielplatzes für Groß und Klein abgelehnt.

Auf der jüngsten Abteilungssitzung der Wohnblöcke kam es zur Abstimmung: Während zwei Abteilungen sich für den Bau eines neuen Spielplatzes aussprachen, wurde der Vorschlag im dritten Wohnblock mit 85 zu 54 Stimmen abgelehnt. Sieben enthielten sich. Foto: Karin Riggelsen

Zwar habe es etliche positive Stimmen gegeben, die meinten, es sei eine Freude, den Kindern beim Spielen zuzuhören. Die Angst vor zusätzlichem Lärm sei jedoch eines der Hauptargumente gewesen, berichtet Daniel Fabricius Sommerkorn, weshalb das Projekt von der Mehrheit der, insbesondere älteren, Anwohnerinnen und Anwohner Gegenwind erfahren habe.

Ein strukturelles Problem

Familie Fabricius Sommerkorn ist enttäuscht über das Ergebnis, und auch der Drahtzieher und Leiter der Arbeitsgruppe „Spielplatz“, Jørgen Jokumsen, äußerte auf Nachfrage des „Nordschleswigers“ sein Bedauern: „Persönlich bin ich enttäuscht.“ Mehr wolle er sich zu dem Thema jedoch nicht äußern, erklärt er: „Es war eine demokratische Abstimmung, daran gibt es nichts zu rütteln.“

Ein altes Spielhäuschen, eine Wippe und zwei Schaukeln: Der Bedarf für einen neuen Spielplatz, der sich auch für kleinere Kinder zum Spielen eignet, sei gegeben, meint Mette Fabricius Sommerkorn. Foto: Karin Riggelsen

Für Mette und Daniel Fabricius Sommerkorn liegt genau dort das Problem. Auch sie teilen die Ansicht, dass die Abstimmung als demokratische Entscheidung zu akzeptieren ist. Doch sei die überaus unausgeglichene Repräsentation der verschiedenen Altersgruppen bei den Abteilungstreffen eine schwierige Ausgangslage für derlei Abstimmungen – gerade auch mit Blick auf die demografische Entwicklung in der Kommune Hadersleben: Während der Anteil der 25- bis 64-Jährigen in den kommenden fünf Jahren weiter fallen wird, nimmt laut einer Prognose der Kommune von 2017 der Anteil der 65- bis über 90-jährigen Bürgerinnen und Bürger bis 2027 drastisch zu.

Zumal der Spielplatz nicht das erste Projekt in der Domstadtkommune ist, das aus Angst vor Lärmbelästigung unerwünscht ist. Auch beim Bau des Skaterparks „StreetDome“ am Hafen gab es seinerzeit heftige Kritik von Anwohnerinnen und Anwohnern älteren Semesters, die einen ansteigenden Lärmpegel fürchteten.

Familie Fabricius Sommerkorn appelliert vor allem an die jüngeren Generationen, sich bei Abteilungstreffen, Abstimmungen und wichtigen Themen im Allgemeinen einzubringen. Foto: Karin Riggelsen

Jüngere Generationen mobilisieren

„Uns geht es nicht darum, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Natürlich sind wir enttäuscht darüber, dass aus dem Spielplatz-Projekt nichts wird. Und es sorgt auch für Frust, denn man bekommt so natürlich weniger Lust, seine Unterstützung für Projekte zu zeigen, die andere Ziel- bzw. Altersgruppen ansprechen“, so die junge Mutter.

Ein Verlust sei das Ablehnen des Spielplatz-Projektes ihrer Meinung nach aber auch für das Wohnviertel als solches: „Dadurch geht dem Varbergpark die Chance für einen zentralen Ort der Begegnung verloren. Und attraktiver wird das Wohnviertel für Familien so auch nicht.“

„Vor allem aber ist uns dadurch noch einmal bewusst geworden, dass man sich unbedingt selbst einbringen muss, wenn man etwas bewirken möchte“, merkt ihr Mann an. „Darauf wollen wir aufmerksam machen.“ Dass so wenig junge Menschen an den Abteilungstreffen teilnehmen, war, ist und werde vor allem in Zukunft ein Problem darstellen, meint Fabricius Sommerkorn. „Deshalb müssen wir jetzt vor allem Familien mit kleineren Kindern mobilisieren, sich zu engagieren und ihre Meinung beispielsweise bei solchen Abteilungstreffen kundzutun.“

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