Rudersport

Im 100. Gründungsjahr stets eine Handbreit Wasser unter dem Kiel

Im 100. Gründungsjahr eine Handbreit Wasser unter dem Kiel

Im 100. Gründungsjahr eine Handbreit Wasser unter dem Kiel

Karin Friedrichsen
Karin Friedrichsen Journalistin
Hadersleben/Haderslev
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Vereinsvorsitzender Povl Maier im Bootshaus Foto: Karin Riggelsen

„Haderslev Roklub“ nahm 1919 seinen Platz im Haderslebener Vereinsleben ein. Das denkwürdige Jubiläum wird am Sonnabend, 15. Juni, gefeiert. Der größte Wunsch des Vorsitzenden für die kommenden Jahre ist es, im Ruderhaus eine Heizungsanlage einbauen zu lassen.

Für Vereinsvorsitzenden Povl Maier und seine Klubkollegen hat es in den vergangenen Wochen viel zu tun gegeben. „Haderslev Roklub“ (HR) erreichte am 12. Juni einen Meilenstein. Vor genau hundert Jahren nahm der Klub seinen Platz im Vereinsleben der Domstadt ein. Gefeiert wird das Gründungsjubiläum am Sonnabend, 15. Juni, mit einem offenen Empfang von 13 bis 16 Uhr im Klubhaus.

 

Povl Maier freut sich darüber, dass Mittel für die Sanierung der Hausfassade zusammengekommen sind. Foto: Karin Riggelsen

Positiv der Zukunft entgegenblicken

„Ich blicke positiv in die Zukunft“, sagt Maier, der seit fünf Jahren die Vereinszügel in der Hand hält. Obwohl gegenwärtig die Hausfassade des geräumigen Klubhauses renoviert wird, hat Maier einen unerfüllten Herzenswunsch:

„Es wäre schön, wenn wir uns eine neue Heizungsanlage leisten könnten. Ein Kostenvoranschlag hat uns gezeigt, dass wir eine halbe Million Kronen dafür auf den Tisch legen müssten. Und das schaffen wir nicht ohne Weiteres. In das gegenwärtige Sanierungsprojekt, bei dem auch die Wärmedämmung optimiert wird, sind bereits 100.000 Kronen aus unserem Ersparten gesteckt worden“, erzählt Maier.

 Die Haussanierung mit einem Gesamtvolumen von 300.000 Kronen konnte mithilfe eines Zuschusses des Konzerns „SE Energi og Klima A/S“, nämlich aus der sogenannten SE Vækstpulje, und einem kommunalen Zuschuss des Ausschusses für Kultur und Freizeit  (jeweils 100.000 Kronen) durchgeführt werden. „Das Haus ist groß, und außer einigen Wärmepumpen haben wir keine Heizkörper. Da kann es schon mal etwas kühl werden im Winterhalbjahr“, erklärt der 72-Jährige.

Sobald die Festlichkeiten vorbei sind, werde man ein Problem ganz anderer Art angehen.  „Wir haben da ein Problem, das in den vergangenen Jahren zugenommen hat“, so Maier. Ihm zufolge wird das Vereinsgelände, das an Dammpark und Klosterfriedhof angrenzt, immer öfters von Leuten heimgesucht, die ihre Notdurft verrichten. „Ich denke schon, dass ein Toilettenwagen Abhilfe schaffen könnte“, meint Maier, der in den vergangenen Jahren auch des Öfteren mutwillige Sachbeschädigung am Vereinshaus verzeichnete.

Im Sommer wie im Winter auf dem Wasser

Wie es für aktive Ruderer gang und gäbe ist, sind die „HRer“ im  Sommer wie im Winter auf dem Wasser unterwegs. „Aber wir haben noch strengere Sicherheitsvorkehrungen im Winterhalbjahr. Da setzt sich niemand ohne Rettungsweste ins Ruderboot“, unterstreicht Povl Maier. 

Das Klubhaus liegt am Kloster mit direktem Zutritt zum Mühlenstrom. Das weitläufige Gelände gehört der Kommune. Seinen jetzigen Standort bekam das Klubhaus 1935, als die Herrenabteilung ein Klubhaus errichtete auf dem Teil des Geländes, wo jetzt das Bootshaus steht.

Der Vereinsvorsitzende mit zwei Klubwimpeln. Der hintere Wimpel wurde von der damaligen Frauenriege genutzt. Foto: Karin Riggelsen

Klub wurde in deutscher Zeit gestiftet

„Das erste Klubhaus war ein rotes Holzhaus, das am westlichen Teil des Damstien, dort,  wo heute die Umgehungsstraße verläuft, errichtet wurde“, gibt Maier Einzelheiten aus der Vereinsgeschichte wieder. Das kleine Bootshaus, dessen Bau 17.000 Mark kostete, wurde am 7. September 1919 eingeweiht. Das erste Boot, ein Inrigger-Vierer, war ein Geschenk der Rudervereine in Kopenhagen.  

Eine Gruppe von Männern ergriff 1919 die Initiative zur Gründung des Ruderklubs, der mithilfe gutsituierter Haderslebener und Förderer aus Dänemark  aus der Taufe gehoben wurde. Großkaufmann Paul Christiansen konnte sich im Juni 1919 als erster Vorsitzender feiern lassen, als der Wimpel erstmals gehisst wurde. 1919 war es verboten, die Dannebrog-Flagge zu nutzen. Den weißen Wimpel schmückten stattdessen drei rote Herzen.

„Bei der Wiedervereinigung 1920 wurde König Christian X. Protektor für den Rudersport in Dänemark. Unser Klub war der erste dänische Ruderklub in ,Sønderjylland‘. Wir hatten damals 60 Mitglieder“, erzählt Maier.

Ein Bild aus dem Jahr 1940, als die Damen noch ihren eigenen Klub hatten. Foto: Karin Riggelsen

Damen gründeten ihren eigenen Klub

1934 wurde die gemischte Gruppe in eine Damenriege und eine Herrenabteilung aufgeteilt. Die Damen behielten das kleine Holzhaus als ihr Domizil, während die Männer am Kloster ein Steinhaus errichteten. Das Haus ist später abgerissen worden, aber es lag an der Stelle, wo das existierende Bootshaus Anfang der 1990er Jahre gebaut wurde. Die Damenriege ließ sich auch 1947 am Kloster nieder, nachdem zwei Jahre zuvor ihr Klubhaus in Flammen aufgegangen war.

„Der Deutsche Ruderverein Hadersleben war am 19. April 1945 einem Brandattentat ausgesetzt. Seltsamerweise brannte unser Vereinshaus am darauffolgenden Tag“, erinnert sich Povl Maier an Geschehnisse in Verbindung mit dem Zweiten Weltkrieg. 

Die HR-Damen- und Herrenabteilung vereinten sich 1989, und der Bau des Bootshauses wurde 1992 mit einem großen Einweihungsfest gefeiert.

Frische Luft und viel Bewegung

Im 100. Gründungsjahr hat der dänische Ruderklub 93 Mitglieder. Die Zahl der Mitglieder habe sich im Laufe der Jahre auf und ab bewegt. „Wir waren schon mal 200 Mitglieder, aber es ist schwer, den Nachwuchs zu halten. Das Durchschnittsalter der Mitglieder liegt bei 45 bis 50“, sagt Povl Maier. 

Selbst ist der frühere Radiotechniker mit dem Rudersport aufgewachsen. Seine Mutter Anna war bis ins hohe Alter aktive Ruderin und ein engagiertes Mitglied des Vereins.  „Heutzutage ist der eSport am Computer modern. Für mich hat das wenig mit Sport zu tun. Frische Luft, körperliche Bewegung und das soziale Miteinander sind drei wichtige Elemente, die bei uns einen hohen Stellenwert einnehmen und sich meines Erachtens nicht mit Gold aufwiegen lassen“, sagt der Haderslebener.

HR und DRH – ein freundschaftliches Miteinander

„Wir verstehen und ergänzen uns!“ – sagt Maier über das Miteinander von seinem Klub und dem Deutschen Ruderverein Hadersleben (DRH).

Die Kooperation zwischen den beiden Rudervereinen begann, so Maier, vor 30, 40 Jahren, als HR-Mitglied John Meisler und DRH-Koryphäe Dieter Hallmann die ersten Wanderruderfahrten für Herren an Christi Himmelfahrt arrangierten. Die Fahrten erfreuen sich noch immer großer Nachfrage. Im Mai war die deutsch-dänische Herrenriege an der Mosel. Vor einigen Jahren legte Hallmann die Organisation der Fahrten in die Hände von HR-Mitglied Søren Larsen.

Man hilft sich, auch wenn bei größeren Veranstaltungen Not am Mann oder an Ruderbooten ist, und die Wanderruderfahrten, die DRH-Vorsitzende Angelika Feigel alljährlich anbietet, sind auch bei den Mitgliedern des HRs beliebt.

Barsøe und Bronze in Mexiko bleiben unvergessen

Zu den größten sportlichen Erfolgen des Vereins zählt Povl Maier die Medaillen, die Jacob Barsøe, unter anderem als Mitglied des sogenannten Goldvierers an Land zog. „Goldjunge-Barsøe“, ist ob seiner Verdienste im Rudersport Ehrenmitglied von HR und DRH.  Ging der Hammeleffer in seiner Jugend doch sowohl im HR als auch im DRH ein und aus. Er hatte in Peter Friedrichsen († 2016) einen guten Mentor.

„Die Verdienste unserer drei Mitglieder Harry Jørgensen und Preben und Jørgen Krab bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko bleiben unvergessen. Sie haben damals in einem Zweier mit Steuermann Bronze gewonnen“, schwelgt Maier in Erinnerungen.

 

 

Die Mitglieder von „Haderslev Roklub" haben sich im Laufe der Jahre einen schicken Bootspark zulegen können. Über die Brücke geht es ohne große Umstände in den Mühlenstrom. Foto: Karin Riggelsen
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