100 Jahre Grenzziehung

Jahrhundertelange Geschichte kindgerecht verpackt

Jahrhundertelange Geschichte kindgerecht verpackt

Jahrhundertelange Geschichte kindgerecht verpackt

Karin Friedrichsen
Karin Friedrichsen Journalistin
Hadersleben/Haderslev
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Kulturvermittler und Entertrainer Sigurd Barrett im Kulturhaus Harmonien. Foto: Karin Riggelsen

Die Drittklässler der kommunalen Schulen sind am Dienstag im Kulturhaus Harmonien gewesen: Sigurd Barrett und Eskild Dohn fassten wichtige Geschehnisse der vergangenen 561 Jahre in einem unterhaltsamen Erzählkonzert zusammen.

Die Kommune Hadersleben hat am Dienstag 550 Schüler aus knapp 20 kommunalen Schulen zu der Darbietung mit Sigurd Barrett in das Kulturhaus Harmonien eingeladen. Der Kulturvermittler, Entertainer und Liedermacher macht zusammen mit seinem Partner dem Musiker Eskild Dohn, eine Tournee, um Schulkindern und Erwachsenen die wechselvolle Geschichte des deutsch-dänischen Grenzlandes zu vermitteln. „Grænseforeningen“ und das Sekretariat von „Genforeningen 2020“ sind Projektpartner.

2020 steht im Zeichen des 100. Jahrestages der Volksabstimmung und damit der Ziehung der gegenwärtigen Grenze. In Hadersleben war das Erzählkonzert auf das junge Publikum ausgerichtet.

Sigurd Barrett (l.) und Musiker Eskild Dohn vermittelten die Geschichte mit kurzen Geschichten und einschlägigen Melodien. Foto: Karin Riggelsen
Märchendichter H. C. Andersen taucht auch in Gestalt von Eskild Dohn auf. Foto: Karin Riggelsen

In die Geschichte hinein gewirbelt

Obwohl nur 50 Minuten für die Show angesetzt waren, holte der Entertainer weit aus, als er in Gestalt des tapferen Landsoldaten in den Saal marschierte. Er begann die Reise zurück in die Geschichte im Mittelalter, vor 561 Jahren in die Herzogtümer Schleswig und Holstein.

Mit eingängigen Melodien und lebendigen Anekdoten gewürzt, und unter Einbeziehung von heutigen Persönlichkeiten wie US-Präsident Donald Trump, Musiker Thomas Blachman und dem geschichtsträchtigen Idstedt-Denkmal, dauerte es keine fünf Minuten, bevor die Entertainer mit ihrem Publikum auf Wellenlänge waren.

Die Show war auf die Domstadt ausgerichtet und Barrett, der ein Buch und Unterrichtsmaterial zum Thema Wiedereingliederung (dänisch: Genforeningen) 1920 geschrieben hat, brachte unter anderem den Haderslebener Kaufmann und Politiker Peter Hiort Lorenzen, der darauf pochte Dänisch zu sprechen, und den Dom zu Hadersleben ins Spiel, sodass die Schüler regelrecht in die komplizierte Geschichte hinein gewirbelt wurden. Auch die Bildungsstätte Knivsbjerg wurde als Ort des Treffens hervorgehoben.

Nach dem Feldzug der Preußen gegen Dänemark 1864 verlor Dänemark die Herrschaft über das ehemalige Herzogtum Schleswig. „Damals wurde der südliche Teil des heutigen Dänemarks ein Teil von Deutschland – habt ihr das gewusst“, fragte Sigurd Barrett ins Publikum. Einzelne Teilnehmer meldeten sich zu Wort, um zu erzählen, dass ihre Vorväter am Ersten Weltkrieg teilgenommen hatten.  In der kommenden Woche, am 10. Februar, ist es 100 Jahre her, dass in diesem Teil des Landes darüber abgestimmt wurde, ob man zu Deutschland oder Dänemark gehören wollte“, erinnerte Barrett an die eine von insgesamt zwei Volksabstimmungen.

Das nachgebildete Denkmal des Idstedt-Löwen war ein wichtiger Teil der „Geschichts-Show". Foto: Karin Riggelsen
Sigurd Barrett mischte sich unter das Publikum. „Wir werden 2020 auch südlich der Grenze unterwegs sein. Mir ist es ein wichtiges Anliegen, die Geschichte zu vermitteln", so Barrett gegenüber dem „Nordschleswiger". Foto: Karin Riggelsen

Der Idstedt-Löwe rollte durch das Kulturhaus

Über den Zweiten Weltkrieg dann gelangten Barrett und Dohn in die Gegenwart. „Das Grenzgebiet ist ein Raum, wo wir alle eine gemeinsame Geschichte haben“, so Barrett, der während der Show als sichtbaren Beweis für die wechselvolle Grenzlandgeschichte den Sockel, auf dem das nachgebildete Monument des Idstedt-Löwen aufgebaut war, vor der Bühne hin und her rollte.

„Wir müssen einander respektieren“. Der Löwe ist auch wieder an seinen Ursprungsort Flensburg zurückgekehrt, nachdem er in Berlin und Kopenhagen  platziert war“, erklärt Sigurd Barrett.

Das Publikum machte mit, bei den Erzählungen und der Musik. Foto: Karin Riggelsen
Die Drittklässler der kommunalen Schule in Sommerstedt mit ihren Lehrerinnen Jonna Holm (l.) und Inge-Lise Hansen. Foto: Karin Riggelsen

Geschichte „fantastisch vermittelt“

Die beiden Lehrerinnen Jonna Holm und Inge-Lise Hansen nahmen mit 16 Drittklässlern an der Show teil. Die Schüler aus Sommerstedt/Sommersted und ihre Lehrerinnen sind begeistert von dem untraditionellen Geschichtsunterricht. „Wir beschäftigen uns im Juni eingehend mit dem Jubiläum und fahren auch nach Schleswig“, erzählen die Lehrerinnen. „Barrett hat die Geschichte ganz fantastisch vermittelt. Das war ein Erlebnis“, meint Jonna Holm.

Die neunjährige Lea Dall und Maja Sofie Hansen (10) kennen Barrett aus dem Fernsehen.  „Meine Großmutter ist aus Deutschland. Ich spreche ein wenig Deutsch. Aber ich denke, dass ich jetzt etwas über die Geschichte gelernt habe“, erzählt die Neunjährige.

Das perfekte Selfie mit Sigurd Barrett: Maja Sofie Hansen (l.) und Lea Dall aus Sommerstedt freuen sich. Foto: Karin Riggelsen
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