Porträt

Marie Dufresne: Kunst als Weckruf für die Bürger

Marie Dufresne: Kunst als Weckruf für die Bürger

Marie Dufresne: Kunst als Weckruf für die Bürger

Anna Fuglsang
Hadersleben/Haderslev
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Marie Dufresne ist die Leiterin der Kunsthalle 6100 in Hadersleben.
Marie Dufresne ist die Leiterin der Kunsthalle 6100 in Hadersleben. Foto: Karin Riggelsen

Über die Kunsthalle 6100 und die vielen interessanten Projekte hat „Der Nordschleswiger“ schon mehrfach berichtet. Doch wer ist die Leiterin Marie Dufresne, wie ist sie auf die Idee mit der Kunsthalle 6100 gekommen, und welche Zukunftsvisionen hat Dufresne für die Stadt?

Marie Dufresne beschreibt sich selbst als „born and raised in Hadersleben”. Sie ist hier zur Schule gegangen, hat in der Stadt ihr Abitur gemacht und in ihrer Jugend das Kulturleben der Domstadt sehr genossen. Wie es für junge Leute üblich ist, wurde es im Jahre 1996 auch für Dufresne Zeit, die Domstadt zu verlassen.

Sie ist nach Kopenhagen gezogen, um sich als Kunsthistorikerin ausbilden zu lassen. Den Blick hatte sie nach vorne gerichtet, Hadersleben war Geschichte. So lebte sie lange das typische Großstadtleben und hat dort an diversen Kunst- und Kulturveranstaltungen teilgenommen.

Wenn Jütland, dann Hadersleben

Als sie 20 Jahre später beim Kunstmuseum in Vejle einen Job angeboten bekommen hat, stand für sie fest: Wenn schon zurück nach Jütland, dann zumindest in der Heimatstadt wohnen. 2016 kehrte sie daher nach Hadersleben zurück. Schnell hat sie gespürt, dass das Kulturleben, wie sie es aus ihrer Jugend kannte, in der Stadt nicht mehr existierte.

Wenn Künstler und Musiker ankommen, erzählen sie häufig, dass sie sich sofort in Haderlseben verliebt haben.

Marie Dufresne

„Wenn so eine wie ich sich hier wieder zu Hause fühlen soll, dann muss die Stadt von mehr Kunst und Kultur geprägt werden“, erzählt Dufresne.  Die Idee der Kunsthalle 6100 war geboren. Zuspruch hat sie von den Bürgern erhalten, die sich ebenfalls nach einer aktiveren Stadt gesehnt haben. 

Kunstprojekt trifft Engagement

Mit der Kunsthalle ist mehr als nur ein neues Kunstprojekt in Hadersleben eingezogen. Das Projekt soll nämlich auch die Stadt wieder zum Leben erwecken. „Die Kunst soll in der Hinsicht als Mittel dienen, Hadersleben aufzufrischen“ erklärt Dufresne. Daher lädt die Haderslebenerin regelmäßig verschiedene Künstler ein, um die Stadt zu prägen und den Bewohnern zu zeigen, welches Potential in ihr steckt.

Die Kunsthalle 6100 liegt direkt am Graben.
Die Kunsthalle 6100 liegt direkt am Graben. Foto: Karin Riggelsen

Zum Beispiel wurde der Springbrunnen am Graben für eine Weile in ein Blumenbeet verwandelt, das die Diskussion und das Engagement in der Stadt zum Leben erweckt hat. „Plötzlich wurde die Stadt zum Mitmachen aufgefordert, und meine Mitbürger haben zur öffentlichen Debatte der Stadt beigetragen. Das war das Ziel des Projekts“, so Dufresne.

Ihrer Meinung nach hat Hadersleben die perfekte Größe für ein solches Projekt: „Bei einer größeren Stadt würde das Blumenbeet zwischen anderen Angeboten untergehen. In einer kleineren Stadt würde es dafür keine Schlagkraft geben und nicht so viele Bürger zum Teilnehmen bewegen.“

Lokales Großstadtflair erleben

Dufresne erklärt weiter: „Wenn Künstler und Musiker ankommen, erzählen sie häufig, dass sie sich sofort in Hadersleben verliebt haben.“ Sie möchte, dass auch die Bürger sich wieder in ihre Stadt verlieben und spüren, was es dort an interessanten Sachen zu unternehmen gibt.

Die Regenbogenbänke wurden in Zusammenarbeit mit dem Künstler Jesper Aabille gemacht.
Die Regenbogenbänke wurden in Zusammenarbeit mit dem Künstler Jesper Aabille gemacht. Foto: Karin Riggelsen

Wie Dufresne beschreibt, fahren die Haderslebener auch gerne für ein Wochenende nach Berlin oder Kopenhagen, um in den Straßencafés Kaffee zu trinken und interessante Kunst zu bewundern. „Das zeigt, dass die Leute in den Großstädten und in den Provinzstädten dasselbe wollen“, stellt Dufresne fest und führt fort, „mit der Kunsthalle möchte ich den Haderslebenern auch lokal dieses Erlebnis bieten.“

Dafür seien auch die Regenbogenbänke am Graben, die die Kunsthalle 6100 in Zusammenarbeit mit dem Künstler Jesper Aabille aufgebaut hat, ein gutes Beispiel, findet Dufresne: „Die Menschen kaufen sich bei „Skøtt’s Kaffebar“ ein Getränk und setzen sich wie in den Großstädten auf den Marktplatz, um zu plaudern und die Sonne zu genießen.“

Nimm Teil!

Auf die Frage, wie der Einzelne zum Erwecken der Stadt beitragen kann, antwortet die selbst sehr aktive Bürgerin, dass man entweder ‚passiv-aktiv‘ oder ‚aktiv-aktiv‘ sein kann. Als ‚passiv-aktiv‘ beschreibt sie Menschen, die an den verschiedenen Arrangements teilnehmen und beispielsweise an einem Freitagabend auf dem Graben ein Glas Wein von „Wine & Delights“ genießen.

Die Kunsthalle 6100 liegt direkt am Graben
Marie Dufresne ist offen für jede Form von Kunst. Foto: Karin Riggelsen

Als aktiver Bürger müsse man nicht unbedingt groß anfangen, erklärt sie weiter. Man kann als Freiwilliger bei Konzerten in der Kunsthalle 6100 Bier ausschenken. Falls anschließend die Lust geweckt wurde, selbst aktiver zu werden, können Bürger eigene Aktivitäten organisieren. Zudem betont die Leiterin der Kunsthalle 6100: „Wichtig ist nur, egal ob aktiv-aktiv oder passiv-aktiv, dass du neugierig bist und am Stadtleben teilnimmst!“

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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