Mächtig gewaltig

Nordschleswigs „Onkel“ feiert in Hadersleben Premiere

Nordschleswigs „Onkel“ feiert in Hadersleben Premiere

Nordschleswigs „Onkel“ feiert in Hadersleben Premiere

Hadersleben/Haderslev
Zuletzt aktualisiert um:
Die Filmemacher und ihr Team am Sonnabend in Hadersleben Foto: Ute Levisen

„Skidegodt, Frelle“ – auf gut Deutsch „mächtig gewaltig“! – So in etwa lässt sich die Reaktion des Publikums auf Frelle Petersens zweiten Film, „Onkel“, zusammenfassen. Am Sonnabend feierte der Film im Haderslebener Kosmorama Vorpremiere. Vor ausverkauftem Hause.

Eine Stunde und 45 Minuten dauert „Onkel“. In den ersten vielen Minuten passiert erst einmal – nichts. Und doch jede Menge. Dann – endlich – fällt das erste Wort: „Nutella“!

Kein Film großer Worte

„Onkel“, der zweite Film von Regisseur Frelle Petersen und Produzent Marco Lorenzen, vollbringt das Wunder, ohne große Worte gleich einen ganzen Lebensroman zu erzählen. „Onkel“ handelt vom Leben auf dem Lande, im Herzen Nordschleswigs, von verpassten Lebenschancen und familiärem Zusammenhalt.

„Davon, dass man sich oftmals selbst im Wege steht, zum eigenen Feind wird. Es braucht gar keinen Schurken von außen. Davon, wie schwierig es sein kann, eigene Träume zu verwirklichen, wenn das Pflichtbewusstsein ruft“, sagt Frelle Petersen.

Jette Søndergaard, Frelle Petersen und Marco Lorenzen im Gespräch mit Kinogängern. Foto: Ute Levisen

„Onkel“ spielt im Herzen Nordschleswigs – könnte aber genauso gut überall auf dem Lande spielen. Die Kulisse: ein Bauernhof bei Lügumkloster. Dort pflegt Kris (Jette Søndergaard) nach einem Schlaganfall aufopferungsvoll ihren Onkel (Peter Hansen Tygesen). Eigene Wünsche und Ambitionen verbannt sie nahezu zwanghaft aus ihrem Alltag. Tierarzt Johannes versucht, Kris für ein Leben jenseits der Tristesse auf dem Hof zu begeistern, und die Bekanntschaft mit dem jungen Mike (Tue Frisk Petersen) scheint Kris, zumindest für einen Moment, auf andere Gedanken zu bringen…

Großer Andrang im Kosmorama zur Vorpremiere Foto: Ute Levisen

Bis auf Jette Søndergaard, die dramatisch überzeugend die Rolle der jungen Kris verkörpert, sind die Darsteller Laienschauspieler von beachtlichem Format! Onkel – auch im wirklichen Leben der Onkel der Hauptdarstellerin, sagt mit wenigen Worten eigentlich alles – und Tierarzt a. D. Ole Caspersen aus Lügumkloster, der im Film den Tierarzt Johannes verkörpert, ist die perfekte Ergänzung des Darstellerteams.

Peter Hansen Tygesen und seine Nichte Jette Søndergaard, hier bei der Autogrammstunde mit Torben Jølnæs Foto: Ute Levisen

„Onkel“ ist karg an Worten, reich an Bildern – und an hintergründigem Humor. Typisch für den Landesteil, heißt es. Doch auch während des Filmfestivals in Tokyo, wo der Film noch vor seiner Premiere in Dänemark den Hauptpreis absahnte, haben die Zuschauer „an den richtigen Stellen“ gelacht, zur großen Erleichterung der Filmemacher, wie diese erzählten.

Karg an Worten – reich an Bildern und Humor

„Onkel“ besticht durch seine Authentizität, wozu – von der bemerkenswerten darstellerischen Leistung der Akteure abgesehen – auch der nordschleswigsche Dialekt beiträgt, die einzige Sprache im Film. „Onkel“ ist ein Film, der seine Zuschauer herausfordert, zur Reflexion anregt und noch lange nachhallt.

Andrang im Foyer des Kosmorama Foto: Ute Levisen
Gruppenbild mit Dame. Die Darsteller und die Filmemacher Foto: Ute Levisen
Mehr lesen