Déjà-vu

Rerup vor dem „Kadi“: Alternativer Appell an den Anstand

Rerup vor dem „Kadi“: Alternativer Appell an den Anstand

Rerup vor dem „Kadi“: Alternativer Appell an den Anstand

Hadersleben/Haderslev
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Am kommenden Montag ist Mogens Rerup (links) erneut ein Punkt auf der Tagesordnung des Finanzausschusses. Foto: Ute Levisen

Bis Montag haben Politiker und Bürgerrepräsentant Mogens Rerup und Frank Truelsen, Chef von Die Alternative in Hadersleben, Zeit, auf einen Rapport der Arbeitsaufsicht zu reagieren. Dieser wirft Rerup auf 20 Seiten unter anderem gewalttätige Übergriffe auf Mitarbeiter des Arbeitsamtes vor – ohne auch nur den Schatten eines Beweises vorzulegen.

Man kann es nicht anders interpretieren: Gegen Mogens Rerup, ehrenamtlicher Bürgerrepräsentant und Abgeordneter für Die Alternative im Haderslebener Kommunalparlament, ist schweres Geschütz aufgefahren worden, das darauf abzielt, den missliebigen Bürgervertreter loszuwerden. Die Arbeitsaufsicht hat der Kommune aufgetragen, bis zum Mai nächsten Jahres gewalttätigen Übergriffen – physischer und psychischer Art – seitens Rerup auf Kommunalangestellte des Jobcenters vorzubeugen.

Schweres Geschütz

Der 20-seitige Bericht der Arbeitsaufsicht basiert auf Gesprächen mit Mitarbeitern, kommunalen Chefs und Vertrauensbeauftragten des Jobcenters, wo Rerup nahezu täglich seinen Gang hat: Vielen Menschen hat er als Bürgerrepräsentant zu ihrem guten Recht verholfen – ein ehrenamtliches Engagement, das die Kommune Hadersleben im Laufe der Jahre teuer zu stehen gekommen ist.

Nicht dokumentierte Vorwürfe

In dem Bericht, der dem “Nordschleswiger” vorliegt, bezieht sich die Arbeitsaufsicht auf den Zeitraum Februar bis Oktober 2020. Es ist eine Anklageschrift gegen Rerup, der darin als „externer Partner“ bezeichnet wird.

Das Schreiben beinhaltet zum Teil ungeheuerliche Anklagen. Das Brisante: Es gebe für Behauptungen, von Ausübung von Gewalt ist unter anderem die Rede, nicht den Schatten eines Beweises, betont Frank Truelsen, Vorsitzender von Die Alternative in Hadersleben.

Bis heute habe die Gewerkschaft „Dansk Socialrådgiverforening“ (DS), die seinerzeit die Arbeitsaufsicht eingeschaltet hatte, ihre Anklagen nicht dokumentiert, wie aus einer Anfrage Truelsens im Rathaus hervorgeht.

Dennoch wird sich der Finanzausschuss am Montag im geschlossenen Teil seiner Sitzung auf Grundlage des Berichts sowie eines Schreibens von DS erneut mit der Personale Rerup befassen. Manchem mag dies wie ein Déjà-vu-Erlebnis vorkommen.

„Lasst uns den Anstand wahren“, appelliert Truelsen an die Politik: „Der Finanzausschuss ist kein Gericht, agiert aber in diesem Fall als Ankläger und Richter zugleich. Langsam zweifele ich an der Rechtssicherheit in dieser Kommune.“

Rerup: „Alles Lüge“

Rerup selbst hatte die Behauptungen in dem Bericht als Lügen zurückgewiesen. Auch er habe wiederholt um Dokumentation der Behauptungen darin gebeten. Bislang ergebnisoffen.

Kampagne geht weiter

Die „Anklagepunkte“ in dem jüngsten Bericht decken sich in erstaunlichem Umfang mit dem offenen Brief einer ehemaligen Mitarbeiterin im Jobcenter Anfang des Jahres – ein Hilferuf, der seinerzeit eine Lawine und später eine Aufräumaktion im Arbeitsamt in Gang gesetzt hatte. Die Sozialberaterin hatte darin auf Missstände im Jobcenter hingewiesen – und deren Ursache war ihr zufolge nicht Rerup, sondern Inkompetenz auf der Führungsetage.

Die Missstände sind inzwischen behoben: Dafür hat Haderslebens neuer Kommunaldirektor gesorgt. Die Kampagne gegen Rerup läuft weiter.

„Direkt, aber anständig“

„Mogens kann sehr direkt sein, vor allem wenn es um Inkompetenz zum Nachteil der Bürger geht. Aber er ist niemals drohend oder gar gewalttätig aufgetreten“, so der Ortsvereinsvorsitzende. „Mogens ist ein anständiger Mensch, dem das Wohl benachteiligter Bürger am Herzen liegt.“

Spürbar betroffen

Bislang deutet alles darauf hin, dass all jene gewonnen haben, die Mogens Rerup wegen dessen Einsatzes für vom System benachteiligte Bürger als Störfaktor auffassen. Merklich betroffen von der erneuten Kampagne gegen ihn, teilt er der Kommunalverwaltung mit, dass er sein Engagement als Bürgervertreter einstellen werde: „Es ist vorbei – ich kann nicht mehr. Nun habt ihr freies Spiel.“

Darum geht es

Die bislang nicht dokumentierten Vorwürfe gegen Rerup und die daraus resultierenden Konsequenzen laut Bericht der Behörde:

  • Beschimpfungen und Beleidigungen gegenüber Mitarbeitern des Jobcenters
  • Digitale Schikane und Manipulation, um in den Besitz von Informationen zu kommen, um diese dann – vornehmlich in sozialen Netzwerken – zu veröffentlichen
  • Falsche Anschuldigungen, er sei von Sachbearbeitern schikaniert worden oder diese würden gegen das Gesetz verstoßen
  • Drohgebärden gegenüber Sachbearbeitern („Ich weiß, wo du wohnst.“)
  • 100 Prozent der Mitarbeiter, die mit Rerup als „Partsrepræsentant“ zu tun hatten, wollen dessen Fälle nicht übernehmen
  • Fünf Mitarbeiter hätten sich binnen der vergangenen sechs Monate in Verbindung mit Rerups Engagement krankmelden müssen
  • Konflikte unter den Angestellten und die Spaltung des Kollektivs wegen Rerup in jene, „die sich fügen und dem externen Partner das geben, was er will“, und jene, die mit Blick auf ihre „fachlichen Kompetenzen und das Gesetz loyal“ agieren.

 

 

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