Wahlversprechen

Trotz 43 Jahren Maloche: Arne muss warten

Trotz 43 Jahren Maloche: Arne muss warten

Trotz 43 Jahren Maloche: Arne muss warten

Hadersleben/Haderslev
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Arne Juhl (2. von links) ist hier mit seinen Kollegen von der Brauerei Fuglsang zu sehen.
Arne Juhl (2. von links) ist auf diesem Archivbild mit Kollegen von der Brauerei Fuglsang zu sehen. Foto: Ute Levisen

„Jetzt ist Arne dran“ – so die Botschaft der Sozialdemokratie im Wahlkampf. Doch Arne Juhl, Brauereiarbeiter bei Fuglsang, ist längst nicht an der Reihe.

Man merkt Arne Juhl aus Fjelstrup die Enttäuschung schon ein wenig an. Während des Wahlkampfes zierte sein Konterfei die Wahlplakate der Sozialdemokratie: „Nu er det Arnes tur“ – „Jetzt ist Arne dran“. Mit dieser Ansage machten die Genossen eine differenzierte Ruhestandsregelung für Arbeitnehmer, die ihr Leben lang hart gearbeitet haben und deren Gesundheit von den Folgen geprägt ist, zu einem zentralen Thema des Wahlkampfes. Davon ist in der soeben präsentierten 18-seitigen Regierungsvereinbarung indes keine Rede mehr.

„Ich habe heute mit der Sozialdemokratie in Kopenhagen gesprochen“, sagt Arne Juhl am Mittwoch in einem Interview mit dem Nordschleswiger. Dort habe man ihm versichert, dass die Sozialdemokraten auch in Zukunft für einen differenzierten Rückzug in den Ruhestand kämpfen werden.
 

Das Plakat der Sozialdemokratie mit Arne Juhl während des Wahlkampfes
Das Plakat der Sozialdemokratie mit Arne Juhl während des Wahlkampfes Foto: Sozialdemokratrie

Bereut nichts

Seit 43 Jahren hat Arne Juhl aus Fjelstrup hart gearbeitet. Sein Berufsleben begann mit 16. Seit 39 Jahren ist er Brauereiarbeiter der Brauerei Fuglsang in Hadersleben. Der Fjelstruper ist zugleich ein Paradebeispiel für Arbeitnehmer, die ein langes, schweres Arbeitsleben körperlich gezeichnet hat. Vor drei Jahren erhielt der 59-Jährige ein neues Knie – das andere dürfte verschlissen sein, ehe Arne Juhl in drei Jahren tatsächlich „dran ist“ mit dem Rückzug in den Vorruhestand.

Eigentlich habe er auch nicht damit gerechnet, persönlich in den Genuss der im Wahlkampf propagierten Neuregelung des Vorruhestandes zu kommen, räumt er ein. Doch Juhl ist sich sicher: „Sie kommt!“
Auch wenn das Wahlversprechen, für das Arne Juhl als „Poster-Mann“ auf den sozialdemokratischen Wahlplakaten quasi die Werbetrommel gerührt hat – vorerst zumindest – nicht umgesetzt wird: Er bereue nicht, sich dafür zur Verfügung gestellt zu haben. Schließlich gehe es nicht um ihn allein, sondern um viele Menschen, die sich seit vielen Jahren von Berufs wegen abrackern – auf Kosten ihrer Gesundheit.

Arne Juhls Sohn Thomas, beispielsweise. Er ist 33 Jahre jung und Elektriker. Auch er rechnet nicht damit, in diesem Job bis zum 70. durchhalten zu können.
Juhl appelliert an die neue Regierung, für eine Parlamentsmehrheit in Sachen Vorruhestandsregelung zu kämpfen: „Mette Frederiksen möge an all jene denken, die seit ihrem 18. Lebensjahr auf dem Arbeitsmarkt schuften. Wir haben uns bei schwerer körperlicher Arbeit abgerackert – und auch wir möchten unseren Lebensabend genießen können. Wie alle anderen.“

 

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