Touristenattraktion
Überlebenskampf: Museumsbahn lädt zur Ausfahrt ein
Überlebenskampf: Museumsbahn lädt zur Ausfahrt ein
Überlebenskampf: Museumsbahn lädt zur Ausfahrt ein
Die Museumsbahn zwischen Hadersleben und Woyens steht am Scheideweg. Erhält die Bahn eine Plattform? Muss ein Teilstück der Strecke einem Fahrradweg weichen? Viele Fragen sind derzeit offen.
Die Museumsbahn Veteranbanen Haderslev-Vojens (VHV) ist offenbar an einem Scheideweg angelangt. Nach sieben Jahren intensiver Arbeit gelang es Ehrenamtlichen 2011, die geschichtsträchtige Bahnstrecke neu zu beleben. Doch Carsten Ørnsholt, Vereinsvorsitzender, kämpft damals wie heute um die Zukunft der Bahn, die sich zu einer Touristenattraktion gemausert hat. Obwohl die Museumsbahner im Laufe der Jahre etwa 25.000 Fahrgäste über Land gefahren haben, drohen politische Initiativen, den Bahnbetrieb stillzulegen, um die Teilstrecke zwischen Simmerstedter Weg (Westbahnhof) und der Haltestelle am Haderslebener Rathaus für einen Radfahrweg auszurichten.
Benny Bonde hält an Radweg fest
Stadtratspolitiker Benny Bonde (LA), Vorsitzender des Technischen Ausschusses, scheut keine deutlichen Worte: „Ich arbeitete daran, Mittel für den Bau des Radfahrweges zusammenzutragen. Meiner Ansicht nach können wir die Strecke vom Simmerstedter Weg bis zum Rathaus nicht für den Museumsbahnbetrieb aufrechterhalten. Es ist eine wahre Freude zu erleben, wie gut die neue Strecke von der Norderstraße bis zum Hafen genutzt wird. Die Reststrecke bis zum Simmerstedter Weg, die nur sporadisch von der Bahn befahren wird, müsste auch als Radfahrweg ausgebaut werden“, sagt Bonde.
Es ist Okay für mich, wenn die Museumsbahn zwischen Simmerstedter Weg und Woyens fährt.
Stadtratspolitiker Benny Bonde (LA)
Der Bau des angedachten Radfahrweges werde laut Bonde schätzungsweise 4,5 Mio. Kronen kosten. „Ich setze darauf, dass wir auf jeden Fall die Hälfte des Radweges 2019 anlegen können und den Weg 2020 komplett machen“, hofft Bonde. Er will sich auch dafür einsetzen, dass ein Zuschuss vom Staat in Höhe von rund 550.000 Kronen, den die Kommune bei vorherigen Radweg-Projekten nicht ausschöpfte, ins kommende Jahr übertragen wird. Kommunale Gelder für den Bau eines Bahnsteiges am Simmerstedter Weg will Bonde nicht lockermachen. „Das ist meiner Ansicht nach nicht eine Aufgabe, die von der Kommune gelöst werden soll“, bringt Bonde es auf den Punkt.
Der Ausschussvorsitzende verweist darauf, dass die Museumsbahner sich bei dieser Frage um Stiftungsmittel bemühen sollten. Beim diesjährigen Haushaltsseminar habe sich auch keine Mehrheit dafür abgezeichnet, den Bau des Bahnsteiges aus kommunalen Mitteln zu finanzieren. „Es ist okay für mich, wenn die Museumsbahn zwischen Simmerstedter Weg und Woyens fährt. Mein Leitgedanke ist es aber auf Sicht, die Strecke zu einem kombinierten Rad-und Gehweg auszubauen. Und irgendwann in der Zukunft einen selbstfahrenden Minibus pendeln zu lassen“, sagt Bonde. Der Plan mit der Stadtbahn wurde ad acta gelegt (wir berichteten). „Die Inbetriebnahme einer Stadtbahn würde vielleicht eine Mia. Kronen kosten. Ein selbst fahrendes Auto könnte man wahrscheinlich für 400.000 Kronen anschaffen“, sagt der Politiker.
Ørnsholt hofft, Gehör zu finden
Um die Politiker auf ihre Situation aufmerksam zu machen, haben die Museumsbahner, so Carsten Ørnsholt, nicht nur um ein Treffen gebeten. Bei der Weihnachtsfahrt am ersten Dezember-Wochenende (wir berichteten) werde der Verein die Politiker des Kultur- und Freizeitausschusses sowie des Plan- und Umweltausschusses zum Mitfahren einladen. „Das machen wir, damit die Politiker unsere Bahn erleben können“, sagt Ørnsholt.
Er fürchtet sich um die Zukunft der Bahn. Die Ehrenamtlichen haben keine feste Zeitabsprache für 2019 für die Nutzung der Schienen bis zum Rathaus bekommen können. Deswegen sei die Erstellung eines Fahrplanes nicht möglich, sagt Ørnsholt. Und wenn die Kommune keine Mittel für den Bau einer vorübergehenden Haltestelle am Westbahnhof (die Museumsbahner hoffen auf längere Sicht Stiftungsmittel für den Bau eines kleinen Bahnhofes zusammentragen zu können, Anm. der Red.) bereitstelle, stehe es nicht gut um den Bahnbetrieb. Ørnsholt rechnet damit, dass der Bau einer zeitweiligen Plattform aus Holz 50.000 bis 100.000 Kronen kostet. „Haben wir keine Plattform, können wir nicht fahren. Es geht um die Sicherheit unserer Passagiere. Die Leute müssen über eine Plattform ein- und aussteigen können“, sagt Ørnsholt. Er hofft, dass die Politiker die Einladung für die „Weihnachtsfahrt“ annehmen und die Museumsbahner unterstützen.