Gemeinnütziger Einsatz

Völkerverständigung auf kleinstem Raum

Völkerverständigung auf kleinstem Raum

Völkerverständigung auf kleinstem Raum

Karin Friedrichsen
Karin Friedrichsen Journalistin
Hadersleben/Haderslev
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Teilnehmer und Crew auf dem Holzsschiff „Jensine" Foto: Karin Friedrichsen

Seit 40 Jahren sind die Rotary Klubs Veranstalter eines internationalen Sommercamps auf der „Jensine“. Elf junge Menschen aus vieler Herren Länder haben eine Woche auf dem Holzschiff verbracht. Zwei Teilnehmer berichten von ihren Erlebnissen.

Als das Holzschiff „Jensine“ vor einigen Tagen in seinen Heimathafen Hadersleben zurückkehrte, standen Mitglieder der Rotary Klubs  Hadersleben und Woyens bereit, um die Gäste an Bord von Dänemarks ältestem Holzschiff zu begrüßen. Die Rotarier hatten sich als Gasteltern verpflichtet. Sie kümmerten sich in der Woche vor Beginn des einwöchigen Segeltörns und in den Tagen bis zur Abreise um die Jugendlichen.

Niko Kiani (l.) aus Deutschland und Simon Boschman aus den Niederlanden an Deck der „Jensine" Foto: Karin Friedrichsen

Verständnis für andere Menschen fördern

„Der Grundgedanke ist, das Verständnis der jungen Menschen füreinander zu fördern“, erklärt Kim Fuglsang, Mitglied von „Haderslev Rotary Klub“. Der Direktor des Fuglsang-Unternehmens engagiert sich seit vielen Jahren gemeinsam mit seinen Klubkameraden für die Camps.

Die gemeinnützige Organisation mit Abteilungen unter anderem in Hadersleben und Woyens veranstalten das Camp seit 1979. Das diesjährige 40-jährige Bestehen der Zusammenarbeit wurde mit einem großen Abschlussfest gebührend gefeiert.

Simon Boschman und Niko Kiani (r.) haben zusammen mit ihren Kameraden auf kleinstem Raum gelebt. Foto: Karin Friedrichsen

Aus Bayreuth und den Niederlanden

„Das ist mein erstes Camp“, erzählt Niko Kiani. Der 17-jährige Bayreuther freute sich darüber, viele neue Freunde getroffen zu haben. „Wir kommen aus verschiedenen Ländern und anderen Kulturen. So ein Camp fördert die Völkerverständigung“, meint der Jugendliche. Er habe auch sein Englisch verbessern können, denn die meiste Zeit wurde Englisch gesprochen. Nur mit Simon Boschman, dem Teilnehmer aus den Niederlanden, tauschte er sich ab und an auf Deutsch aus.

Für den 18-jährigen Boschman war der Segeltörn in Dänemark das zweite Camp in diesem Sommer. „Ich bin auch in der Schweiz gewesen, denn ich möchte unbedingt mein Englisch verbessern", sagte der Niederländer. Für ihn war der Segeltörn etwas ganz Besonderes. Der junge Mann lebt mit seiner Familie auf einem Containerschiff nahe der Grenze zu Belgien. Er plant außerdem, Schiffbau zu studieren.

„Es ist schade, dass ich nicht schon früher auf das Rotary-Camp gestoßen bin. Es ist wirklich sehr, sehr toll. Ich habe Erfahrungen für mein Studium sammeln können“, lacht der junge Mann. Der Niederländer ist auch angetan von der dänischen Landschaft, die ihn in gewisser Weise an seine Heimat erinnert.

„In Dänemark gibt es auch viele Radfahrer, Radfahrwege und kaum Berge“, hat er erfahren. Obwohl die sieben Tage auf dem Wasser auf engem Raum gelebt wurden, habe das nie Anlass zu Streitigkeiten gegeben. Alle haben in der kleinen Kajüte geschlafen, und hier wurde auch gekocht und das Geschirr gespült, erzählen die jungen Männer.

Palle Mogensen, Kim Fuglsang und Frederik Mogensen (v. l.) machen Pläne für das Camp 2020. Foto: Karin Friedrichsen

Goldenes Jubiläum im Dezember 2020

Für Kapitän Palle Mogensen und seinen Stellvertreter, Frederik Mogensen, geht auch ein ereignisreicher Segeltörn zu Ende. Für Palle und Frederik Mogensen, Vater und Sohn, ist es nicht das erste Mal, dass sie mit „Jensine“ einen Törn unternehmen. Am 24. Dezember 2020 wird es genau 50 Jahre her sein, seit eine Gruppe aus Bürgern in Hadersleben und Gramm, mit Redakteur Svend-Erik Ravn an der Spitze, das Holzschiff „Jensine“ übernahm.

„Wir haben dann sieben Jahre an dem Schiff gearbeitet, bevor es seetüchtig war“, erinnert sich der 65-jährige Mogensen. Er machte sein Kapitänspatent mit 23, und neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Bankdirektor fand er Zeit, sich ehrenamtlich für die „Jensine“ einzubringen. „Mit einem jährlichen Haushaltsbudget von rund 170.000 Kronen müssen wir schon einige Fahrten durchführen, bevor wir ausreichend Geld an Land gezogen haben“, überlegt Palle Mogensen.

Frederik (l.) und Palle Mogensen Foto: Karin Friedrichsen

175 Seemeilen zurückgelegt

Beim „Rotary-Camp“ legten Mogensen und sein Sohn, Frederik Mogensen lebt in Bulgarien,  wo er als Spediteur arbeitet, 175 Seemeilen zurück. „Wir sind in Gewässern um Fünen und Samsø gesegelt“, erinnern sich Vater und Sohn.

Die Teilnehmer hätten sich gut verstanden und auch Rücksicht genommen. Aber bei praktischen Dingen, wie beispielsweise Geschirrspülen und Kochen haperte es ab und an mit dem Grundwissen. „Ich musste darüber aufklären, dass man Geschirr nicht mit kaltem, sondern warmem Wasser spült“, sagte er lächeln.

Camp-Mitorganisator Kim Fuglsang und Rotary-Mitglied Sabina Wittkop-Hansen Foto: Karin Friedrichsen

Campplätze sind schnell vergriffen

„Wir werden auch im kommenden Jahr ein Camp mit der ,Jensine' anbieten. Das steht schon mal fest, nur das exakte Datum muss noch gefunden werden. Wir richten uns immer nach den Schulferien“, überlegt Kim Fuglsang. Das Rotary Camp sei sehr beliebt, und die Plätze würden nach der Ausschreibung meistens innerhalb von drei Tagen vergriffen sein.

Die Organisation trägt die Kosten für das Camp. Nur das Flugticket nach Dänemark müssen die Teilnehmer, die im Alter von 17 bis 21 Jahre sind, selbst finanzieren.

 

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