Deutsche Schule Hadersleben

Vorschlag auf Namensänderung fand keine Mehrheit

Vorschlag auf Namensänderung fand keine Mehrheit

Vorschlag auf Namensänderung fand keine Mehrheit

Karin Friedrichsen
Karin Friedrichsen Journalistin
Hadersleben/Haderslev
Zuletzt aktualisiert um:
Einweihung der Sonderausstellung über Kapitän Gustav Schröder: Sabina Wittkop-Hansen und ihr Ehemann Olav Hansen begrüßen den israelischen Botschafter Benny Dagan (r.) an der Schlossstraße in Hadersleben. Foto: Archivfoto Ute Levisen

Der Deutsche Schul- und Kindergartenverein für Hadersleben und Umgebung hat seine Generalversammlung abgehalten. Ein Vorstandsmitglied bat die Versammlung um eine Stellungnahme zu ihrem Vorschlag, die Schule nach Kapitän Gustav Schröder zu benennen.

Sabina Wittkop-Hansen, Vorstandsmitglied der Deutschen Schule Hadersleben (DSH), hatte einen Antrag zur Generalversammlung des Schul- und Kindergartenvereins für Hadersleben und Umgebung gestellt. Wittkop-Hansen, die auch Ortsvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) ist, schlägt vor, eine Namensänderung der DSH zu Gustav-Schröder-Schule – die deutsche Schule in Hadersleben vorzunehmen.

Stellungnahme zur Antragstellung

Da es lediglich dem Deutschen Schul- und Sprachverein (DSSV) und dem Hauptvorstand des BDN obliegt, eine Namensänderung vorzunehmen, nutzte Wittkop-Hansen die Möglichkeit bei der Generalversammlung eine Stellungnahme dafür zu bekommen, ob eine entsprechende Antragsstellung an den DSSV und den BDN eingereicht werden könnte.

Sabina Wittkop-Hansen fand bei der Abstimmung zur Fortführung ihrer bedeutungsvollen Anregung keine Mehrheit, und so wird vorerst nicht an der Namensänderung weitergearbeitet.

Herzensangelegenheit

„Das ist wohl der größte Antrag, den ich in meinem Leben gemacht habe“, sagte Sabina Wittkop-Hansen, als sie das Leben von Kapitän Gustav Schröder im Schnelldurchlauf zusammenfasste, und der Generalversammlung erklärte, warum sie der Ansicht ist, dass die deutsche Schule in Hadersleben den Namen des gebürtigen Haderslebener Gustav Schröder mit Stolz tragen könnte.

Die Sonderausstellung über Kapitän Gustav Schröder wurde im September 2018 eröffnet. Foto: Archivfoto Ute Levisen

Deutscher Kapitän rettete 937 jüdische Passagiere

Gustav Schröder war deutscher Kapitän, der im Mai 1939 mit mehr als 937 jüdischen Passagieren an Bord seines Schiffes St. Louis von Hamburg nach Kuba aufbrach. Nach der Überquerung des Atlantiks wurde den Flüchtlingen aus dem nationalsozialistischen Deutschland, die Einreise in Kuba, den Staaten und Kanada verwehrt. Das Schiff musste nach Europa zurückkehren und Schröder entwickelte einen Notfallplan. Schließlich durften die Passagiere in Antwerpen von Bord gehen. Von den 937 Passagieren kamen später mindestens 248 Menschen in Konzentrationslagern ums Leben, schilderte Wittkop-Hansen das beherzte Handeln des Kapitäns.

Von Hadersleben nach Hamburg

Als Schröder sein Abitur geschrieben hatte, ging er nach Hamburg, um seine maritime Ausbildung in Angriff zu nehmen. Er wurde unter anderem für seinen Einsatz für die Juden mit dem deutschen Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Vom Staat Israel wurde er in Yad Vashem postum in den Kreis der „Gerechten unter den Völkern“ aufgenommen. Im September 2018 wurde eine Gedenktafel in 4 Sprachen an der Großen Straße 9 in Hadersleben vom deutschen und israelischen Botschafter feierlich enthüllt. Zeitgleich wurde eine Ausstellung über Schröder in von Oberbergs Haus an der Schlosstraße eröffnet. (wir berichteten).

„Traut euch raus aus der Komfortzone“

„Kapitän Schröder ist eine Person aus Hadersleben, die in der ganzen Welt geehrt wird. Es wäre eine super Chance für uns. Wir könnten die erste Schule weltweit werden, die seinen Namen trägt und gleichzeitig könnten wir unsere Verbundenheit mit Schwachen und Verfolgten, und den Respekt für Andersgläubige zeigen. Traut euch raus aus der Komfortzone und stimmt einfach mit ,Ja‘“, bat Wittkop-Hansen, die Versammlung um Unterstützung und fügte hinzu, dass man bei einer Namensänderung auch ein Stück Vergangenheitsbewältigung machen könnte.

Schröders Großneffe Jürgen Glaevecke mit seiner Ehefrau Karin Glaevecke und Bürgermeister H. P. Geil (r.) nach der Enthüllung der Gedenktafel am Geburtshaus von Gustav Schröder. Foto: Archivfoto Ute Levisen

Tabakfabrikant könnte sich auch verdient gemacht haben

Ganz so leicht ließ sich die Versammlung, in der sich auch Befürworter des Vorschlages befanden, aber nicht überzeugen. Unter anderem merkte Lehrer Dirk Oliver Schüler an, dass seine Schüler beim Surfen im Internet sofort darauf gestoßen waren, dass Schröder Mitglied der Hitler-Partei gewesen war und man laufe Gefahr, mit dem Nazitum in Verbindung gebracht zu werden.

Lehrer Kim Bjerringgaard teilte die Befürchtungen seines Kollegen. Trotz allem Respekt für Kapitän Schröder findet Bjerringgaard, die Namensänderung auch aus marktführungsstrategischen Gründen eine schlechte Idee. „Vielleicht haben sich auch andere dafür verdient gemacht der Schule ihren Namen zu geben“, so Bjerringgaard, der in diesem Zusammenhang unter anderem den Theologen und Reformator Eberhard  Weidensee und den Haderslebener Tabakfabrikanten Matthias Hansen, Schlüsselfigur im Haderslebener Kreis, nannte.

Mehr lesen