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Geschichtsverein gedenkt Kriegsende und Frieden 1918/1919

Geschichtsverein gedenkt Kriegsende und Frieden 1918/1919

Geschichtsverein gedenkt Kriegsende und Frieden 1918/1919

Apenrade/Aabenraa
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Der originale Waggon, in dem 1918 im Wald bei Compiegne im Gebiet unweit der deutsch-französischen Front, der Waffenstillstand unterzeichnet wurde, ist nicht erhalten. Im dort heute ausgestellten Eisenbahnwagen kann man dennoch nacherleben, wo per Unterschrift das millionenfache Sterben der Soldaten beendet wurde. Den Originalwaggon hatte Hitler 1940 nach Berlin transportieren lassen. Er verbrannte später durch kriegererische Ereignisse in Thüringen. Foto: Volker Heesch

„Historisk Samfund for Sønderjylland“ veranstaltet eine ganze Reihe von Veranstaltungen zu Ereignissen jeweils 100 Jahre zuvor.

Das Kriegsende 1918 und der Friedensvertrag von Versailles 1919 waren im Vorfeld der Volksabstimmungen 1920 entscheidende Ereignisse, die der Abtretung Nordschleswigs   von Deutschland an Dänmark vorausgegangen sind. Der nordschleswigsche Geschichtsverein Historisk Samfund for Sønderjyllands  nimmt die bevorstehenden 100. Jahrestage der bedeutenden    Begebenheiten zum Anlass für eine Serie von Sonderveranstaltungen. Am 11. November lädt der Verein zu einer zentralen Veranstaltung nach Hadersleben ein, um den Tag des Waffenstillstands  100 Jahre zuvor zu würdigen. Mit einer Veranstaltung am 6. November in Sonderburg wird der Revolution  in Sonderburg gedacht, die nach einer Befehlsverweigerung  in Wilhelmshaven  im Oktober 1918 in Kiel Anfang November zu einer revolutionären Machtübernahme durch Arbeiter- und Soldatenräte geführt hatte und ganz Deutschland erfasste. Die Abdankung des Kaisers am 9. November 1918 und die Ausrufung der deutschen Republik waren weitere entscheidende Ereignisse.

In Nordschleswig waren nicht nur Arbeiter- und Soldatenräte gebildet worden. Auch die dänische Bewegung wurde aktiv. Eine große Volksversammlung am 17. November 1918,  bei der eine Rückkehr ins  Königreich gefordert wurde, ist Thema am 17. November 2018. Nach  dem Scheitern der deutschen Frühjahrsoffensive 1918  und der Schlussoffensive  der Alliierten ab 6. August 1918 hatte General Erich Ludendorff im Namen der Obersten Heeresleitung, die einen Zusammenbruch der Westfront befürchtete,    die Reichsregierung in Berlin zur Aufnahme von Waffenstillstandsverhandlungen aufgefordert.

Die Aufgabe, die Verhandlungen zu übernehmen, erhielt die im Oktober 1918 unter Einbeziehung von Sozialdemokraten, Zentrum und Fortschrittspartei gebildete neue Reichsregierung unter Leitung Max von Badens.
Erst nach wochenlangem Notenwechsel mit der US-amerikanischen Regierung erhielt  die deutsche Delegation unter Leitung des katholischen Zentrumspolitikers Matthias Erzberger die Erlaubnis, nach Frankreich zu reisen.

 

Im Waffenstillstandsmuseum in Compiegne in Frankreich kann man die Vereinbarung sehen, die mit der Unterzeichnung am 11. November 1918 nach über vier Jahren Weltkrieg die Waffen schweigen ließ. Foto: Volker Heesch

Kaum Spielraum für Verhandlungen

Die Seite der Alliierten, angeführt vom französischen Marschall Foch, dem  Oberbefehlshaber  der Westmächte, ließ kaum Spielraum für Verhandlungen. Schließlich kam vom neuen sozialdemokratischen  Reichskanzler Friedrich Ebert nach Rücksprache mit dem Chef der Obersten Heeresleitung, von Hindenburg, die Anweisung, den angestrebten Waffenstillstand „zu jedwegen“ Bedingungen anzunehmen. Am 11. November zwischen 5.12 und 5.20 Uhr französischer Zeit wurden die Dokumente in einem Waggon unterzeichnet.  Zu den Bedingungen  zählte neben der Einstellung der Feindseligkeiten der Rückzug der deutschen Truppen aus Frankreich, Belgien und Luxemburg. Abgabe von vielen Waffen sowie 5.000 Lokomotiven und 150.000 Eisenbahnwaggons. Auch sollten französische Truppen deutsche Gebiete besetzen.   

Das Abschieben der Verantwortung für die Waffenstillstandsvereinbarung an zivile Volksvertreter war später ein entscheidender Aspekt der Dolchstoßlegende, dass die deutsche Armee „im Felde unbesiegt, in der Heimat verraten“ worden ist. Matthias Erzberger (geboren 1875 in Württemberg), der 1919 bis 1920 als Finanzminister wirkte und u. a. Reformen in Steuer- und Finanzwesen leitete,  wurde 1921 von rechtsterroristischen Attentätern ermordet.  Er hatte bereits 1917 als Reichstagsabgeordneter einen Verständigungsfrieden unterstützt. Er war 1903 als jüngster Abgeordneter in den Reichstag gewählt worden.

Im Waggon von Compiegne  mussten die Vertreter Frankreichs  1940 die Kapitulation als Teil der Demütigung nach  der Niederlage gegen Hitlerdeutschland unterzeichnen. Hitler ließ ihn nach Berlin holen und ausstellen.  Er ist gegen Kriegsende ausgebrannt. Nach 1990 waren noch Reste des Waggons aus Thüringen nach Compiegne gebracht worden, wo  die sehenswerte Ausstellung viele interessante Informationen liefert,  mit historischen Zeugnissen und  moderner Ausstellungstechnik.

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