Wort zum Sonntag
„Es geht auch anders“
Es geht auch anders
Es geht auch anders
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Meistens traut Hauke Wittenberg Paare, die eine Hochzeit nach amerikanischem Vorbild wünschen. Eine, bei der der Vater der Braut seine Tochter aus seiner in die Obhut des Bräutigams übergibt. Aber es geht auch anders, wie er in seinem Wort zum Sonntag, 17. März 2024, beschreibt.
Die Hochzeiten fangen überraschend früh an in diesem Jahr. Und sie beginnen ebenso überraschend. Ich meine Folgendes: Normalerweise, mindestens seit zehn, fünfzehn Jahren, folgt der Ablauf einer Hochzeit den Blockbustern Hollywoods. Der Bräutigam kommt in guter Zeit, begrüßt seine Gäste, geht mit dem Pastor noch einmal den Ablauf durch. Dann wartet er. Die Glocken läuten. Die Kirchentür öffnet sich, die Orgel setzt ein, und die Braut schreitet am Arm ihres Vaters in die Kirche hinein. Er übergibt sie aus seiner in die Obhut des Bräutigams. Alles normal.
Das kann man so machen. Klar, die alte, patriarchale Rechtsordnung steht dahinter: Früher wurde das Mädchen aus dem Besitz des Vaters in den Besitz des Ehemannes übergeben. Aber man kann die Übergabe auch modern interpretieren und bei späteren Streitigkeiten zwischen Schwiegervater und Schwiegersohn sagen: „Immerhin hast du selbst sie zu mir gebracht!“
Aber wie gesagt, es geht auch anders, und ich staune. Ich bin immer in guter Zeit in der Kirche. Diesmal kommt das Brautpaar etwa gleichzeitig mit mir an. Beide zusammen. Wir gehen noch einmal kurz den Ablauf durch, und dann: Beide stehen am Eingang der Kirche und begrüßen ihre Gäste, die jetzt nach und nach eintreffen. Sehr selbstbewusst, eben zwei Leute, die wissen, was sie wollen. Die Gäste sind überrascht, sie erwarten nicht, die Braut bereits zu treffen. Klar, sie kennen es von den vorherigen Hochzeiten auch nicht anders. Aber die ganze Trauung ist nicht länger ein Rollenspiel nach Hollywoods Drehbuch, sondern ihre Trauung. Hätte ich einen Hut auf, würde ich ihn ziehen vor diesem Paar. Den Gästen geht es ebenso, das haben sie den beiden auch nach der Trauung gesagt.
So. Jetzt bereite ich die nächste Trauung vor. Sie wird stattfinden im normalen Gemeindegottesdienst, gleichzeitig mit der Taufe ihres Kindes. Das hatte ich auch noch nie. Ich bin wirklich neugierig auf die weiteren Hochzeiten in diesem Jahr.
Herzliche Grüße aus Sonderburg!
Hauke Wattenberg