Mobilität

Regionen machen Vorschläge für den Nahverkehr der Zukunft

Regionen machen Vorschläge für den Nahverkehr der Zukunft

Regionen machen Vorschläge für den Nahverkehr der Zukunft

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Kopenhagen
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Danske Regioner haben der Regierung eine Liste an Vorschlägen übermittelt. Foto: Søren Astrup Jørgensen/Unsplash

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Ein Bonus für Fahrgemeinschaften, eine Stärkung des regionalen Bus- und Schienenverkehrs und bessere Radinfrastruktur: Die dänischen Regionen haben dem Expertenausschuss der Regierung Vorschläge für eine Verkehrswende in Dänemark übermittelt. Junge Leute in Schule oder Ausbildung sollen zudem von einheitlichen Preisen für Monatskarten profitieren.

Den Nahverkehr stärken, Fahrgemeinschaften bilden und verstärkt das Fahrrad benutzen: Das sind einige der Ideen der dänischen Regionen (Danske Regioner) für die Verkehrswende in Dänemark. Mit konkreten Vorschlägen haben sie sich nun an den Expertenausschuss der Regierung für öffentliche Mobilität gewandt, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung.

Kürzlich hat Transportminister Thomas Danielsen (Venstre) einen Expertenausschuss für öffentliche Mobilität eingesetzt, der nach neuen Lösungen suchen soll, die „den öffentlichen Verkehr attraktiver machen“, wie es auf der Regierungsplattform heißt. Bis Ende 2024 will er Vorschläge für die Zukunft des öffentlichen Verkehrs vorlegen.

Weniger Fahrgäste, hohe Kosten

Laut Danske Regioner brauche es „neue, innovative Lösungen, um den öffentlichen Verkehr zu stärken.“ Demnach stehe der öffentliche Verkehr aufgrund steigender Treibstoffkosten in Kombination mit sinkenden Fahrgasteinnahmen unter starkem finanziellen Druck. „Es gibt einfach nicht mehr genug Menschen, die täglich mit Bus, Bahn und S-Bahn zur Arbeit und zur Schule fahren, und an mehreren Orten wurden weitere Kürzungen des lokalen Busverkehrs angekündigt.“

„Wir glauben, dass es notwendig ist, neue und andere Wege zu finden, um die Fahrgäste zu ermutigen, den öffentlichen Verkehr zu wählen“, sagt Anders G. Christensen, Vorsitzender des Ausschusses für regionale Entwicklung und die EU bei Danske Regioner. 

Ein Beispiel sei die Förderung von Fahrgemeinschaften mit Hilfe einer neuen Gesetzgebung, so dass es sich lohnt, jemanden im Auto mitzunehmen. Es könnte aber auch darum gehen, das Fahrrad für Fahrten in einem Umkreis von fünf bis zehn Kilometern zu nutzen.

„Es muss möglich sein, in allen Teilen Dänemarks zu leben und trotzdem die Möglichkeit zu haben, mit öffentlichen Verkehrsmitteln im weitesten Sinne unterwegs zu sein“, so Christensen.

Wir glauben, dass es notwendig ist, neue und andere Wege zu finden, um die Fahrgäste zu ermutigen, den öffentlichen Verkehr zu wählen.

Anders G. Christensen

Regionale Kernnetze stärken

Die Regionen arbeiteten seiner Aussage nach täglich daran, die regionalen Kernnetze, also Schnellbusse, Regionalzüge, Nahverkehrszüge und kommunenübergreifende S-Bahnen, zu stärken, damit etwa Studierende und Arbeitnehmende schnell zur Ausbildung und zur Arbeit gelangen können.

„Die regionalen Kernnetze sind das Rückgrat des regionalen und lokalen öffentlichen Verkehrs, und die Streckennetze und Dienstleistungen müssen ständig angepasst und modernisiert werden, um den Anforderungen gerecht zu werden“, sagt Christensen. Daher stünden sie wegen ihrer Schlüsselrolle im Verkehr in der Prioritätensetzung ganz oben. 

Aber nicht überall könne laut Christensen ein lokaler Bus oder ein Regionalzug eingesetzt werden. „Hier haben neue Verkehrslösungen, wie etwa Fahrgemeinschaften, ein großes Potenzial, den öffentlichen Verkehr zu ergänzen und zu einem Teil des öffentlichen Verkehrs zu werden – auch in entlegenen Gebieten.“

Gleiche Fahrpreise für Junge

Dabei sollte es nicht teurer sein, mit dem Bus oder der Bahn zu fahren, nur weil man in einer Berufsausbildung und nicht am Gymnasium ist. Die Regionen schlagen deshalb auch vor, dass die Preise für öffentliche Verkehrsmittel gleich sein sollen, unabhängig davon, welchen Bildungsgang man besucht. Das schreibt „Jyllands-Posten“.

Derzeit kann man eine Jugendkarte (Ungdomskort) kaufen, die monatlich 405 Kronen kostet, wenn man eine weiterführende Schule besucht. Wenn man aber eine Ausbildung als Maurerin oder Friseur macht, muss man 642 Kronen für die gleiche Monatskarte bezahlen, die nur für 16- bis 19-Jährige erhältlich ist.

Die Regionen sind der Meinung, dass alle jungen Menschen einen Rabatt von 25 Prozent auf alle Fahrten mit der Rejsekort erhalten sollten – unabhängig von ihrer Ausbildung.

Vergütung für Fahrgemeinschaften

Die dänische Straßenverkehrsbehörde (Vejdirektoratet) hat errechnet, dass im Durchschnitt 1,08 Personen im Auto sitzen, wenn wir pendeln, und dass es jeden Tag 14 Millionen leere Autositze auf den Straßen gibt.

Hier schlagen die Regionen vor, dass der Fahrer oder die Fahrerin eine Vergütung erhält, die über die Grenzkosten der Fahrt hinausgeht. „Dies erfordert jedoch neue Rechtsvorschriften in diesem Bereich“, so Christensen.

Mehr Radverkehr auf kurzen Strecken

Als weitere Anregung zum Umdenken verweisen die Regionen auf das Radfahren. Laut einer Studie der Süddänischen Universität (SDU) haben 700.000 bis 800.000 Pendlerinnen und Pendler das Potenzial, mit dem Fahrrad zur Arbeit oder zur Ausbildung zu fahren, definiert als 1 bis 5 Kilometer mit dem Fahrrad oder 6 bis 15 Kilometer mit dem Pedelec. Ungefähr die Hälfte aller Erwerbstätigen in Dänemark hat einen Arbeitsweg von weniger als 10 Kilometern.

Zusammenarbeit unter den Regionen

Aber oft ist die Fahrradinfrastruktur nicht gut genug. Hier schlagen die Regionen unter anderem vor, sich die regionale und kommunale Zusammenarbeit in den Super-Radweg-Sekretariaten (supercykelstisekretariaterne) in der Hauptstadtregion und der Region Mitteldänemark sowie ähnliche Kooperationen in anderen Regionen anzuschauen und auszumachen wo sie bereits zusammenarbeiten oder zusammenarbeiten könnten. Ziel sei es, eine zusammenhängende Fahrradinfrastruktur aufzubauen.  

„Wir hoffen, dass die Regierung unsere Empfehlungen aus dem Input in ihrer Arbeit berücksichtigen wird. Der öffentliche Verkehr im engeren Sinne muss zu einem öffentlichen Verkehr im weiteren Sinne umgebaut werden“, so Christensen. Er müsse für alle Teile des Landes geeignet sein, sodass man mit Bahn, Bus, Fahrgemeinschaften, Pedelecs und Fahrrädern zu seinem Arbeitsplatz und zu seiner Ausbildung gelangen kann, egal wo man wohne.

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