Schleswigsche Partei

Tietje-Anzeige: Vielleicht etwas „unglücklich“, aber „kein Problem“

Tietje-Anzeige: Vielleicht etwas „unglücklich“, aber „kein Problem“

Anzeige vielleicht etwas „unglücklich“, aber „kein Problem“

Apenrade/Aabenraa
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Drei SP-Politiker waren am Sonnabend im Nordschleswiger auf einer Venstre-Anzeige zu sehen. Foto: Cornelius von Tiedemann

Drei Minderheiten-Politiker haben im Wahlkampf Stellung bezogen – für den Venstre-Folketingskandidaten Philip Tietje. In Teilen der Volksgruppe hat die ungewohnt klare Positionierung für Verwunderung gesorgt. „Es ist keine SP-Anzeige“, so die drei Stadtrats-Mitglieder aus Apenrade und Tondern.

Eine halbseitige Anzeige im Nordschleswiger vom Sonnabend hat ihren Zweck erfüllt – sie hat in der Minderheit für Aufsehen gesorgt: Die drei Stadtrats-Abgeordneten Kurt Andresen, Erwin Andresen (beide Apenrade) und Jørgen Popp Petersen (Tondern) sind in der Annonce des Venstre-Folketingskandidaten Philip Tietje zu sehen –und loben dessen Einsatz für Minderheit, grenzüberschreitende Zusammenarbeit und zum Beispiel (Popp) bei der Apenrader Tierschau.

Die Schleswigsche Partei (SP) wird in der Anzeige mit keinem Wort erwähnt, doch dass alle drei Politiker für eben diese Partei in ihre Ämter gewählt wurden, dürfte den meisten Lesern der Zeitung und somit der Anzeige klar sein. Dass Tietje mit dem Spruch „Æ snakke æ sproch“ (Ich spreche die Sprache) auf Süderjütisch wirbt, macht die Sache nicht weniger zweideutig, ist der Satz doch eindeutig an den SP-Wahlkampfslogan „Vi kan æ sproch“ (Wir können die Sprache) angelehnt.

„Das bin ich als Person, nicht als SP“

„Ich unterstütze auch Kandidaten anderer Parteien“, sagt Jørgen Popp Petersen auf Nachfrage des „Nordschleswigers“. Es sei „keine Wahlempfehlung“ und er habe sich auf Bitte Tietjes zur Zusammenarbeit in Bezug auf die Tierschau in Apenrade geäußert.

„Das bin ich als Person, nicht als SP, aber das können einige vielleicht so sehen. Aber indem ich auch andere Kandidaten zu Wahlveranstaltungen einlade, unterstütze ich auch sie. Ich empfehle keinem, dass sie für Philip Tietje stimmen, ich sage nur, dass er gute Arbeit macht und ich ihn deshalb unterstützen kann.“

Hätte er es für problematisch gehalten „hätte ich es ja nicht mitgemacht“, so Popp. „Ich habe die Aussage gemacht, wo auch immer er das benutzen will und stehe zu der Aussage“, sagt er. Wenn die Anzeige dann so im Nordschleswiger erscheint, könnten einige vielleicht denken, es sei eine SP-Aussage, aber das sei es nicht gewesen.

„Wichtig, dass Christiansborg Politiker hat, die Einblick in die Sache der Minderheit haben“

Auch Erwin Andresen unterstreicht, dass es seine Privatmeinung sei, die er zu Tietjes Anzeige beigesteuert hat. „Philip hat mich gefragt, ob ich bereit wäre, eine persönliche Aussage zu machen. Er steht für eine Politik, die auch die SP fährt und ist in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sehr aktiv“, so Andresen.

Aber es sei eben „nicht die SP Apenrade, sondern Erwin Andresen persönlich“, der seine Meinung in der Anzeige kundgetan habe. „Ich habe die Anzeige selbst ja nicht gemacht, habe die Aussage aber wohl wissend gemacht, dass es in einer Anzeige benutzt werden soll“, sagt er.

„Und ich bin mir völlig bewusst, dass einige es als SP-Aussage sehen, aber ich will eben gerne zum Ausdruck bringen, dass Philip Tietje sich für die Minderheit einsetzt. Er kennt die Minderheit gut und arbeitet für unsere Sache und es ist wichtig, dass Christiansborg Politiker hat, die Einblick in die Sache der Minderheit haben“, so Erwin Andresen.

„Philip ist zur deutschen Schule gegangen, im SV Tingleff gewesen, kennt die Minderheit, setzt sich für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ein. Deshalb wollten wir ihn unterstützen“, so Kurt Andresen auf die Frage, weshalb er die Anfrage Tietjes angenommen hat. „Die SP hat immer die Wahlempfehlung gegeben, dass man einen Kandidaten unterstützen soll, der sich für die Minderheit einsetzt, und das meine ich tun wir hier“, so Kurt Andresen.

Carsten Leth Schmidt
Laut dem SP-Vorsitzenden Carsten Leth Schmidt kann die Schleswigsche Partei auch in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle in der nordschleswigschen Politik spielen. Foto: Karin Riggelsen

 

Carsten Leth Schmidt: Das muss drin sein

„Grundlegend empfehlen wir vonseiten der SP und des BDN Parteien, die sich für das Grenzland und die Minderheit einsetzen und insbesondere die Parteien, die über die Mitte hinweg arbeiten, und betonen, dass wir mit allen diesen gut zusammenarbeiten können und ihnen eine gute Wahl wünschen“, sagt Carsten Leth Schmidt, Vorsitzender der Schleswigschen Partei, übereinstimmend.

Vor Hintergrund dieser generellen Empfehlung „kann es ja niemanden wundern, dass ein Erwin oder ein Kurt oder Jørgen ins bürgerliche Lager gehören, was ihre Grundeinstellung angeht. Und wenn sie dann persönlich einen Kandidaten empfehlen, der sich in unseren Institutionen auskennt, der vielleicht etwas peripher, aber trotzdem, ein Teil der Minderheitenarbeit ist, dann finde ich schon, dass das auch drin sein muss“, so Leth, „damit wir auch in den verschiedenen Ausrichtungen der Kandidaten Kante zeigen können.“

„Ein bisschen unglücklich, was die Balance angeht“

„Es sind nur die drei Stadtratsmitglieder und es gibt auch andere, die einen anderen Kandidaten bevorzugen würden. Dazu sind jetzt keine Anzeigen geschaltet worden und das ist jetzt ein bisschen unglücklich, was die Balance angeht“, sagt Leth. „Es mag etwas massiv sein, dass beide Stadtratsabgeordneten aus Apenrade da drauf sind, aber das ist keine Empfehlung der SP in Apenrade an sich. Damit wäre eine Grenze ganz klar überschritten gewesen“, stellt er klar.

„Es bedrückt mich schon ein kleines bisschen, dass wir so eine massive Annonce haben und da keine Balance drin ist, was die anderen Kandidaten angeht, die wir ja auch gerne im Folketing sehen für Nordschleswig, das ist schon so ein bisschen unglücklich und da kann man schon einen kleinen Magenkniff haben. Aber andererseits, wenn man sieht, dass Kurt, Erwin und Jørgen einen Philip Tietje empfehlen, darin kann ich überhaupt kein Problem sehen. Der setzt sich ja wirklich hervorragend für unsere grenzüberschreitende Arbeit ein und auch unsere nordschleswigsche Arbeit“, sagt der Parteichef.

Wellengang in der Kaffeetasse

„Natürlich wird das bei einigen schon Wellengang in der Kaffeetasse geben, das ist klar, dessen sind wir uns bewusst und wir werden das auch auf der Vorstandssitzung deutlich ansprechen. Ich hätte es schon gerne, dass wir von denen, die in der SP immer aktiv mitarbeiten, in den sozialen Medien jetzt vielleicht auch Stellungnahmen sehen, oder Kommentare, die sagen, dass wir auch mit anderen Parteien immer gerne zusammenarbeiten und auf sie angewiesen sind.“

Sein Fazit: „Wenn Kandidaten der generellen Empfehlung entsprechen, sehe ich kein Problem, dass man sich zu einem Kandidaten persönlich positiv äußert, denn wir müssen auch deutlich sein und Kante zeigen.Wir sollten nicht zu viel herumwursteln und es uns nicht schwieriger machen, sondern uns auch trauen. Aber es geht nicht mit allen Kandidaten, da gibt es große Unterschiede, aber Philip Tietje ist doch einer, der unserer Arbeit sehr nahe steht – genau wie viele andere auch“.

Auf der Vorstandssitzung der Partei am Montagabend sollen die Anzeige und der Umgang mit Wahlempfehlungen, Anzeigen und Wahlkampf anderer Parteien Thema sein, so Leth.

 

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