Serie: Auf Arbeit mit …

Ein Tag im Leben eines Polizisten

Ein Tag im Leben eines Polizisten

Ein Tag im Leben eines Polizisten

Sonderburg/Sønderborg
Zuletzt aktualisiert um:
Asger Jeppesen vor den sogenannten Wartezellen: Auf der Polizeistation können Personen bis zu 24 Stunden festgehalten werden. Spätestens dann müssen sie einer Haftrichterin oder einem Haftrichter vorgeführt oder freigelassen werden. Foto: Sara Eskildsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

In unserer Serie „Auf Arbeit mit …“ begleiten wir Menschen in ihrem Berufsalltag. In dieser Folge erzählt Asger Jeppesen von seiner Arbeit als Polizist. Wir haben ihn in der Polizeistation Sonderburg besucht.

Es ist Mittwochmorgen, 7 Uhr. Für Asger Jeppesen hat der Arbeitstag auf der Polizeiwache in Sonderburg soeben begonnen. Seine Uniform hat er sich im Umkleideraum der Station angezogen. Dunkelblaue Hosen, schwarze Stiefel, Pistole und Walkie-Talkie: Mit jedem Teil wird aus dem großen blonden Mann Polizist Jeppesen.

Seit 2019 arbeitet der 32-Jährige auf der Polizeistation in Sonderburg. Zunächst als Polizeikadett und Polizeibediensteter, mittlerweile als Polizeiassistent.

Asger ist Teil der „Reaktions-Patrouille“

Seine Uniform ist weit mehr als ein Symbol. Mit Pistolengürtel und mobiler Kommunikationseinheit ist sie auch ein Schutz, wenn Asger mit seinen Kolleginnen und Kollegen Patrouille fährt und zu Einsätzen ausrückt.

Heute steht ein Fall von häuslicher Gewalt als einer der ersten Einsätze auf dem Programm. Als sogenannte „Reaktions-Patrouille“ fahren Asger und sein Kollege zu einer Person, die im Laufe der Nacht einen Fall von Gewalt gemeldet hat. „Da diese Person nachts offenbar nicht um einen sofortigen Einsatz gebeten hat, fahren wir heute Morgen raus und sprechen mit den Beteiligten“, erläutert der 32-Jährige.

Asger Jeppesen an seinem Dienstwagen, der für Sondereinsätze ausgestattet ist Foto: Sara Eskildsen
Jeden Morgen packt Asger seinen Dienstwagen, um für die Patrouille und den Einsatz vorbereitet zu sein. Foto: Sara Eskildsen

Schlichten und mit Menschen kommunizieren – dies nimmt einen großen Teil seiner Polizeiarbeit ein, sagt Asger. „Wir haben überraschend viel mit Sozialfällen zu tun. Fahren psychisch aus dem Gleichgewicht geratene Personen nach Apenrade in die Psychiatrie oder sammeln Menschen auf, die zu viel getrunken haben oder sich betrunken prügeln.“

Maschinengewehre im Kofferraum

Spektakuläre Einsätze mit Maschinengewehren und Schutzhelm sind selten, aber jederzeit möglich. „Das ist jeden Tag eine Überraschung, wie viel passiert und was unseren Einsatz fordert“, sagt Asger Jeppesen.

Die Arbeit erfordert sehr gute körperliche Verfassung. Trainieren können die Angestellten im hauseigenen Fitnessraum. Asger Jeppesen hält sich nach Feierabend mit Fußball, Joggen und Fitnesstraining in Form. Foto: Sara Eskildsen

Als Teil der „Reaktions-Patrouille“ ist er einer derjenigen, die zu gefährlichen Einsätzen hinzugerufen werden. Der Kofferraum seines Einsatzwagens ist gefüllt mit allem notwendigen, was zu einem Sondereinsatz gehört.

„Man muss immer auf alles vorbereitet sein“

„Eines Tages erhielten wir einen Einsatzbefehl, nachdem einige Männer in der Nähe des Sonderburger Flughafens mit Waffen hantiert hatten. Wir fuhren raus, brachten den Wagen zum Stehen und waren für die Durchsuchung und Sicherstellung verantwortlich. Am Ende zeigte es sich, dass es Paint-Ball-Pistolen waren. Aber das weiß man vorher nicht, und man muss immer auf alles vorbereitet sein!“

Hier werden in Gewahrsam genommene Personen von Asger Jeppesen und anderen im Team untersucht und für die Wartezellen vorbereitet. Gürtel und andere Gegenstände, mit denen Menschen sich selbst gefährden könnten, werden beispielsweise entfernt. Foto: Sara Eskildsen
Blick in eine Ausnüchterungszelle der Station Foto: Sara Eskildsen

Schon als Schüler wollte Asger Jeppesen zur Polizei, im Gymnasium belegte er gezielt gesellschaftsrelevante Fächer. Nach seinem Studienjob und einer darauffolgenden Führungsposition in einem Geschäft und einer Reise nach Indien, Nepal und Thailand stand eigentlich die Polizeischule auf dem Programm.

Von Brøndby nach Sonderburg

Doch eine Schulterverletzung beim Fußball machte eine Aufnahme unmöglich. Um die Zeit bis zur Heilung zu überbrücken, absolvierte Asger Jeppesen eine Ausbildung zum Sozialratgeber. Während er seinen Bachelor ablegte, begann er an der Polizeischule. Die Schulter war wieder funktionstüchtig und Asger Jeppesen mehr als bereit, sich zum Polizisten ausbilden zu lassen.

Nach zwei Jahren und drei Monaten an der Polizeischule in Brøndby durfte er sich Polizeibediensteter („politibetjent“) nennen – und konnte Wünsche für einen Polizeikreis angeben. „Der Bereich Süddänemark und Nordschleswig war Nummer drei auf der Liste, und so kam ich nach Sonderburg“, verrät der Polizeiassistent.

Nach der Polizeischule in Brøndby ging es für Asger nach Nordschleswig, wo er seit 2019 für den Polizeikreis Süddänemark und Nordschleswig arbeitet. Foto: Sara Eskildsen

Hält das Berufsleben seinen Vorstellungen stand? „Die Arbeit als Polizist erfüllt alle meine Erwartungen und übertrifft sie zum Teil. Ich liebe meine Arbeit und freue mich jeden Tag, zur Arbeit zu gehen“, sagt der 32-Jährige.

„Das Unvorhersehbare macht meinen Alltag sehr spannend, und ich mag es, anderen Menschen zu helfen. Manchmal durch Gespräche, als Touristenguide oder beim Festsetzen von Kriminellen, all das macht mir Freude. Was mich an der Arbeit am meisten überrascht, ist, wie geduldig wir manchmal sein müssen, wenn wir in Aufgaben eingebunden sind, um psychisch Kranken zu helfen. Hier ist es besonders wichtig, dass wir auf diese Menschen keinen Druck ausüben, da dies schnell eine Reaktion hervorrufen kann, gegen uns oder andere, die nicht angebracht ist.”

Protokolle erstellen ist Teil der Arbeit

Der Arbeitstag beginnt für Asger Jeppesen mit einer großen Dienstbesprechung. Alle Polizeistationen des Kreises schalten sich um kurz nach 7 Uhr online in die große Dienstbesprechung ein. Es folgt eine lokale Besprechung, Aufgaben werden verteilt und Informationen ausgetauscht. Dann packen Asger und sein Kollege den Dienstwagen – und sind bereit für mögliche Einsätze.

„Wir müssen für jeden Einsatz ein Protokoll für die Fallakte anlegen. Das nimmt einen Teil der Zeit in Anspruch“, erläutert er. Bei Notrufen fahren sie raus zu Einsätzen, sichern Bereiche ab und entschärfen gefährliche Situationen.

Im Gespräch mit einem Kollegen auf der Polizeiwache. Vom Gang aus geht es in die verschiedenen Büros, zu den Besprechungsräumen, zur Kantine und in den Aufenthaltsraum. Foto: Sara Eskildsen

Die Polizistinnen und Polizisten fahren Patrouille in der gesamten Kommune Sonderburg. Halten Augen und Ohren offen und greifen bei Bedarf ein. Sichern Unfälle ab, stellen Drogen sicher und nehmen Personen in Gewahrsam.

In der Polizeiwache gibt es diverse „Wartezimmer“ – Zellen, in denen Personen bis zu 24 Stunden festgehalten werden können, bis sie möglicherweise zu einem Haftprüfungstermin gefahren werden.

„Ich komme nicht immer pünktlich nach Hause“

Die Schicht von Asger Jeppesen geht an diesem Tag von 7 bis 15 Uhr. Auch Spät- und Nachtdienste sind möglich und Überstunden nicht ungewöhnlich. Die Wache wird im Drei-Schicht-System betrieben. „Ich komme nicht immer pünktlich nach Hause, und meine Freundin und unser Hund müssen immer mal wieder auf mich warten. Aber das ist auch Teil des Berufs.“

Ich interessiere mich sehr für den Menschen hinter der Tat, warum eine Person handelt, wie sie handelt, anstatt nur die Tat zu sehen.

Asger Jeppesen, Polizeiassistent

Asger Jeppesens Ziel ist es, Polizeikommissar zu werden. Regelmäßige Weiterbildungen – derzeit zum taktischen Führer – und Fortbildungen sind bereits jetzt Teil seines Alltags. Dass er bereits eine Ausbildung zum Sozialratgeber hat, kommt ihm nahezu täglich zugute.

„Wir werden sehen, was passiert“

„Durch meine Arbeit bei der Polizei wurde mir erst bewusst, wie unterschiedlich die Gesellschaft ist. Dass es so große Unterschiede innerhalb der Bevölkerung gibt, war mir nicht bewusst. Es gibt die Menschen, die sich besondere Lampen leisten können, und bei denen eingebrochen wird. Und ohne verallgemeinern zu wollen, gibt es die Menschen, die sich keine besonderen Lampen leisten können und den Einbruch begehen. Ich interessiere mich sehr für den Menschen hinter der Tat, warum eine Person handelt, wie sie handelt, anstatt nur die Tat zu sehen. Wenn ich den ein oder anderen Menschen durch ein Gespräch in eine gute Richtung prägen kann, bin ich zufrieden. Dass man sagt: Du hast eine Vergangenheit, die nicht zu ändern ist. Aber du kannst Hilfe erhalten und eine Zukunft leben. Dabei kommt mir die Ausbildung zum Sozialratgeber sicher zugute.“

Die Pflicht ruft. Asger und sein Kollege bereiten sich darauf vor, den mutmaßlichen Fall von häuslicher Gewalt aufzunehmen und mit den beteiligten Personen zu sprechen. Welche Aufgaben im Laufe seiner Schicht sonst noch auf ihn warten, weiß Asger nicht. „Aber wir sind auf alles vorbereitet. Wir werden sehen, was passiert.“

Asger Jeppesen vor seinem Arbeitsplatz, der Sonderburger Polizeiwache Foto: Sara Eskildsen

Der Weg zur dänischen Polizei

  • Die Grundausbildung zur Polizistin oder zum Polizisten findet an der Polizeischule in Brøndby bei Kopenhagen oder in Vejle statt.
  • Dauer der Ausbildung ist aktuell zwei Jahre und vier Monate.
  • Um an einer Polizeischule angenommen zu werden, müssen Bewerberinnen und Bewerber hohe Anforderungen erfüllen. Voraussetzungen sind eine hervorragende körperliche Verfassung und Kondition, um die Aufnahmeprüfung zu bestehen. Erforderlich ist auch die dänische Staatsbürgerschaft – oder mindestens ein gestellter Antrag darauf.

Weitere Informationen zur Ausbildung gibt es hier.

Die dänische Polizei ist in 12 regionale Polizeikreise eingeteilt, außerdem gibt es die Polizeieinheiten für die Färöer und Grönland. Der 15. Polizeikreis besteht aus der nationalen Einheit für besondere Kriminalität („National enhed for Særlig Kriminalitet“).

„Syd- og Sønderjyllands Politi“

Der Polizeikreis für Südjütland und Nordschleswig („Syd- og Sønderjyllands Politi“) hat 900 Angestellte und ist für 443.000 Bürgerinnen und Bürger zuständig.

Der Hauptsitz liegt in Esbjerg, es gibt außerdem Bereitschaftswachen in Tondern (Tønder), Varde, Vejen und Apenrade (Aabenraa) sowie Anlaufstellen für Bürgerinnen und Bürger an zwölf kleineren Orten.

Zum Polizeikreis gehört auch die Grenzabteilung UKA in Pattburg (Padborg), die Ausländerkontrollabteilung.

Es gibt drei Gebietsbereiche. Sonderburg gehört mit der Kommune Apenrade und Tondern zum „Områdecenter Syd“.

Mehr lesen

Leitartikel

Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
„Zum Tode von Günter Weitling – Seelsorger und Seele“