Kultur
Im Pfarrhaus geht es turbulent zu
Im Pfarrhaus geht es turbulent zu
Im Pfarrhaus geht es turbulent zu
Laienschauspielgruppe im Fördekreis probt die Kriminalkomödie „Hochwürden auf der Flucht“. Die Premiere ist am 23. Februar.
„Nach Hause kommen, schnell was essen, und es geht wieder los. Aber wenn ich hier die Treppe runterkomme und die Leute sehe, weiß ich, warum ich mir das antue.“ Das sagt Jessica Wichern, Souffleuse für die Laienschauspielgruppe im Fördekreis. Wie sie denken auch die anderen Mitglieder, deren Freizeit seit Januar arg eingeschränkt ist. Wenn die Kriminalkomödie „Hochwürden auf der Flucht“ von Walter G. Pfaus am 23. Februar Premiere hat, wird die Gruppe sich seit Januar 22-mal in der Kaminhalle der Förde-Schule zu Proben getroffen haben. Der Zusammenhalt, das Vertrauen zueinander ist spürbar, das lässt auch hämische Bemerkungen zu, wenn jemand mal wieder den Text nicht kann, das passiert am Sonntagvormittag oft. Das hat mit der Bühne zu tun, die tags zuvor mithilfe von Reiner Schmidt und Joachim Wichern aufgebaut wurde: „Du stehst auf der Bühne, und schon hast du den Text vergessen“, sagt Claudius Schultz zum Mysterium, das andere ebenso empfinden.
Dabei sind die Texte eigentlich eher kurz. Das hat für Jessica Wichern einen Nachteil: „Gleich bei der ersten Probe konnten sie den Text. Früher haben sie den Text die ersten Male abgelesen.“ Dieses Lob beinhaltet für die Souffleuse, dass sie von Anfang an sehr konzentriert mitlesen musste.
Stolpersteine
Trotz kurzer Texte sind doch ein paar Stolpersteine drin wie sehr lange Wörter. Damit hadert Monika Wichern, die sich das Wort so hingeschrieben hat, dass sie es ohne Stottern sagen kann. Sie ist zum elften Mal dabei, „weil es Spaß macht. Man wird freier. Das merke ich im Alltag, früher war ich eher ruhig und still“, sagt sie. Sie spielt die Ehefrau des Kirchengemeinderatsvorsitzenden (Hans David), der als „Leiche“ in der Sakristei liegt. Das entlockt keinem eine Träne. Zu viel Unruhe hat er in die Gemeinde gebracht, weil er Bewährtes durch Neues ersetzt. Das stößt den Messner (Niels Albert Hansen) ab, ja selbst der Pfarrer (Rainer Naujeck) ist vor ihm „auf der Flucht“.
Auch die Kirchenrätin (Heidi Schmidt Degermann), deren Sohn (Claudius Schultz) die Tochter (Swenja Hansen) des Vorsitzenden heiraten möchte, äußert kein Bedauern.
Voll auf ihre Kosten kommt des Pfarrers Haushälterin, die Inken Knutzen spielt, eine Rolle, die zu ihrem Temperament passt. Die Charaktere der Mitspieler kennt Heidi Schmidt Degermann mittlerweile so gut, dass sie beim Lesen der unzähligen Werke schon die Person vor Augen hat, die die Rolle spielen könnte. Allerdings hatte sie „Hochwürden auf der Flucht“ nach dem ersten Lesen zur Seite gelegt. Irgendetwas fehlte. Zudem war sie wenig begeistert von den kurzen Texten. Diese bedeuten „viele Wortwechsel. Da muss das richtige Wort kommen, damit der andere weiß, was er sagen soll. Da muss sehr viel geübt werden“, so die Stückefinderin. Dass sie dennoch die Kriminalkomödie ausgewählt hat, begründet sie mit den „Einschränkungen. Einige wollten nur eine kleine Rolle“, wie Heidi Schmidt Degermann sagt.
Wer eine Probe miterlebt hat, wird sich auf die Vorstellung freuen. Es geht manches Mal sehr hektisch zu auf der kleinen Bühne, es gibt viele turbulente Szenen, aber vor allem der Humor und das Augenzwinkern über manche menschliche Schwäche dürften dafür sorgen, dass der Zuschauer sich auf vergnügliche Art unterhalten fühlen darf.