Familiengeschichte

Ausgewandert: Steffi schreibt ihre Bücher nun in Dänemark

Ausgewandert: Steffi schreibt ihre Bücher nun in Dänemark

Ausgewandert: Steffi schreibt ihre Bücher nun in Dänemark

Sonderburg/Sønderborg
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Steffi Bieber-Geske mit ihrem Buch in der Deutschen Bücherei Sonderburg, wo sie einmal in der Woche für die Gäste der Bücherei da ist. Foto: Sara Eskildsen

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Aus Schöneiche nach Sonderburg: Kinderbuchverlegerin Steffi Bieber-Geske ist mit ihren Söhnen nach Dänemark ausgewandert. Warum ihr Mann weiter bei Berlin lebt und wann ihr Abenteuerbuch über Sonderburg erscheint, verrät sie im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“.

Raus aus Deutschland: Diesen Schritt hat Steffi Bieber-Geske im November 2021 in die Tat umgesetzt. Mit ihren beiden Söhnen zog sie von Schöneiche bei Berlin nach Ulkebüll (Ulkebøl) ins Sonderburger Stadtgebiet.

Mittwochs arbeitet die studierte Literaturwissenschaftlerin in der Deutschen Bücherei Sonderburg, ansonsten ist sie ihre eigene Chefin in ihrem Kinderbuchverlag Biber & Butzemann, den sie 2010 gegründet hat. Rund 90 Bücher sind darin bereits erschienen, 15 davon hat die 44-Jährige selbst geschrieben.

Außerdem organisiert sie die Berliner Buchmesse BUCHBERLIN und das Lesefestival BUCHBERLINkids und schreibt Texte für Unternehmen im eigenen Redaktionsbüro.

Es ist ihr erster Sommer in Dänemark – und Steffi Bieber-Geske kann ihr Glück kaum fassen. „Es ist tatsächlich so schön, wie wir es uns vorgestellt haben. Es ist nicht nur ein Klischee, dass die Däninnen und Dänen so freundlich und entspannt sind. Sie sind es wirklich“, sagt die Autorin lachend. Mit ihrer dänischen Nachbarin ist sie mittlerweile befreundet, gemeinsame Ausflüge und Kulturerlebnisse sind Alltag.

Die Söhne besuchen die deutsche Schule

Die Söhne Connor und Liam besuchen seit November die Deutsche Schule Sonderburg. „Das hat uns das Auswandern ganz bestimmt leichter gemacht. So konnten sie an eine gute Schule wechseln, an der Deutsch gesprochen wird – und sie fühlen sich dort sehr wohl“, sagt Steffi Bieber-Geske.

„Es gibt zwar auch Willkommens-Klassen an den dänischen Schulen, aber da lernen die Kinder Dänisch vom Englischen aus.“

Sie selbst besucht einen Sprachkurs von A2B im Alsion und lernt mit Geschäftsleuten und Studierenden Dänisch. Sie weiß: „Wenn das Englische zwischengeschaltet ist, ist das ungleich komplizierter.“

Die Familie Bieber-Geske auf der Terrasse ihres neuen Zuhauses in Ulkebüll Foto: Privat

Ihr Mann und Vater der Jungen lebt weiterhin bei Berlin. „Mein Mann arbeitet als Wissenschaftler an der Uni, wir führen erst mal eine Fern-Ehe, und es läuft richtig gut, wir sehen uns als Familie mindestens alle 14 Tage. Unser Haus in Berlin haben wir erstmal behalten“, erzählt die Verlegerin.

Dass Mutter und Söhne in Dänemark leben, kommt einer ukrainischen Familie zugute, die derzeit im Haus der Bieber-Geskes in Schöneiche untergekommen ist.

Das neue Zuhause in Ulkebüll war Liebe auf den ersten Blick. „Es war das erste Haus, das ich angesehen habe, und ich habe sofort gewusst: Das ist es. Die vorherigen Besitzer sind in ihr Sommerhaus gezogen, und so konnten wir einen Großteil der Möbel übernehmen.“

„Hier werden die Steuergelder sinnvoll verwendet“

Die Lebensqualität findet Steffi Bieber-Geske in Dänemark ungleich höher. „Die Menschen in den Geschäften sind freundlicher, das Schulsystem ist besser, und insgesamt scheinen die Menschen entspannter und fröhlicher.“

Ihr Verlag bleibt zunächst in Deutschland gemeldet, ihr Redaktionsbüro hingegen ist mit eigener Unternehmensnummer mit nach Dänemark umgezogen. „Ich zahle meine Steuern sehr gerne hier in Dänemark. Ich finde, hier werden die Steuergelder sinnvoll verwendet. Gute Wohlfahrt, gutes Schulwesen, kostenlose Ferienaktivitäten für die Kinder, freies Parken, näher dran am Bürger – es gibt viele Gründe, die Steuern gerne zu bezahlen. Das ist in Deutschland oft anders.“

Die 44-jährige Steffi Bieber-Geske arbeitet an ihren Kinderbüchern – und mittwochs in der Deutschen Bücherei Sonderburg. Foto: Privat

In ihrem Kinderbuchverlag, der sich auf regionale Ferienabenteuergeschichten spezialisiert hat, erscheinen immer mehr Bücher mit Dänemark-Bezug. Eine Neu-Erscheinung von 2021 ist das Buch „Abenteuer auf Rømø“. Aktuell arbeitet die Autorin an einer Geschichte aus der Kommune Sonderburg, in der auch die Königin eine Rolle spielt.

Von deren Kreativität ist die Steffi übrigens schwer begeistert. Auch beim Sommerempfang in Gravenstein war sie vor Kurzem mit dabei, als Königin Margrethe von der Kommune und vielen Bürgerinnen und Bürgern begrüßt wurde.

Das Grundvertrauen zueinander, aber auch zwischen Bevölkerung und Politik, ist ein ganz anderes als in Deutschland. Das ist in vielen Bereichen zu erleben.

Steffi Bieber-Geske, Kinderbuchautorin

„Auch das ist bezeichnend für die dänische Lebensweise. Wäre so ein Empfang in Deutschland organisiert worden, wären überall Scharfschützen und bewaffnete Polizei positioniert gewesen. Hier geht die Königin auf dem Rathausplatz umher, dicht an den Menschen, und alle freuen sich. Das Grundvertrauen zueinander, aber auch zwischen Bevölkerung und Politik, ist ein ganz anderes als in Deutschland. Das ist in vielen Bereichen zu erleben.“

Neues Abenteuerbuch aus Sonderburg

Was in ihren Abenteuergeschichten vorkommt und beschrieben wird, hat die Autorin zuvor selbst erlebt. „Ich werde im August und September weiter intensiv für das Sonderburg-Buch recherchieren, und dann soll es vor den Sommerferien im kommenden Jahr erscheinen.“

Einige der Bücher aus dem Verlag Biber & Butzemann sind bereits in den deutschen Büchereien erhältlich, weitere sollen folgen. In der Buchserie erleben die Geschwister Lilly und Nikolas Abenteuer in Deutschland und auf der ganzen Welt – zum Beispiel auf Röm (Rømø), im Land der Wikinger zwischen Schleswig, Kiel und Flensburg (Flensborg), in Hamburg oder in Schweden.

Für ihr Buch „Abenteuer auf Rømø“ hat die Autorin zwei Wochen auf der Insel Röm Urlaub gemacht. Das Buch kann man in der Deutschen Bücherei Sonderburg ausleihen. Foto: Sara Eskildsen

Dass sie nun selbst an der Ostsee lebt, ist für die Autorin die Erfüllung eines langgehegten Traums.

Sie hat in Berlin studiert, Literaturwissenschaften, Publizistik und Psychologie. „Eigentlich wollte ich gar nicht in Berlin leben, ich bin kein Großstadtmensch, aber das hat sich dann so ergeben. Ich habe die Ostsee immer geliebt, und wir hatten die Idee, ein kleines Ferienhaus an der Ostsee zu kaufen. Aber durch Corona sind die Preise in Deutschland so explodiert, dass das unmöglich war.“

Über Freunde hörten sie von den niedrigen Immobilien-Preisen in Dänemark – und wie schön es hier ist. Mitten in einer Zeit, in der die Corona-Restriktionen in Deutschland noch immer deutlich im Alltag zu spüren waren und in einem Schulalltag, der den Söhnen das Lernen schwermachte.

Erster Schritt: Probe wohnen in Dänemark

Nach einem Sommerurlaub auf Röm, einem Besuch in Sonderburg und Umgebung sowie zwei Wochen „Probewohnen“ im dänischen Alltag bei Freunden in Lysabild (Lysabel), traf die Familie die Entscheidung: Wir wandern aus. „Meine Söhne waren dafür, auch wenn der Älteste zunächst gar nicht wollte. Aber nach den zwei Wochen zur Probe in Dänemark hat er gesagt: leider echt schön hier“, erzählt die Kinderbuchautorin lachend.

Sie erfährt am eigenen Leib, wie gut ihr das Leben in Süddänemark tut. „In Berlin habe ich mein Asthma immer gespürt, ich musste zweimal am Tag mein Spray nehmen. Jetzt lebe ich hier – und brauche meine Medikamente nicht mehr! Und selbst stressige Tage fühlen sich hier viel entspannter an.“

Die Familie genießt das neue Leben am Alsensund und ihren ersten Sommer in vollen Zügen. Mit Königin-Schiff am Sonderburger Kai, neuen Freunden unter den Zuzüglern aber auch unter den Nachbarn, mit freundlichen Bedienungen in den Geschäften und neuer Sprache. Den Schritt von Schöneiche nach Sonderburg – Steffi Bieber-Geske hat ihn noch keine Sekunde bereut.

 

 

 

 

 

 

 

 

Insgesamt 15 Bücher hat die Kinderbuchautorin bereits veröffentlicht. Nummer 16 ist in Arbeit, es wird eine Abenteuergeschichte, die in der Kommune Sonderburg spielt. Foto: Privat
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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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