Stadtentwicklung

Berufsfischer ohne Heimathafen – wie geht es weiter?

Berufsfischer ohne Heimathafen – wie geht es weiter?

Berufsfischer ohne Heimathafen – wie geht es weiter?

Sonderburg/Sønderborg
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Ein Fischkutter auf dem Alsensund. Wo die Kutter in Zukunft anlegen und abladen werden, ist derzeit völlig offen. Foto: Henrik Pyndt Sørensen/Biofoto/Ritzau Scanpix

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Rund ein halbes Dutzend Berufsfischer gibt es noch im Sonderburger Hafen. Doch die Liegeplätze an der Sundgade sind ihnen von der Kommune zum 1. März gekündigt worden. Wie es weitergehen soll, ist ein großes Rätsel.

Sie brauchen eine hohe Kai-Kante, Lagerraum für Netze und Gerätschaften und ein Eishaus als Kühllager: Die Sonderburger Berufsfischer arbeiten, liegen und lagern seit Jahrzehnten an der Sonderburger Sundgade. 

Da dort nun ein neues Wohngebiet entsteht, ist ihnen das Liegerecht zum 1. März gekündigt worden. Das Problem: Die rund  ein Dutzend Fischer haben bislang keinen alternativen Standort. 

Diese Situation war Thema auf der jüngsten Stadtratssitzung. Die Parteien Venstre und Neue Bürgerliche hatten einen Antrag zur Abstimmung vorgelegt. Das Ziel: Den Berufsfischern trotz Wohnviertelbaus einen Platz entlang der Sundgade zuzuweisen. 

„Bislang ist völlig offen, wo das sein soll“

Zu diesem Vorschlag sagten Sozialdemokratie, Schleswigsche Partei, Einheitsliste und Dänische Volkspartei Nein. Somit ist weiterhin völlig offen, wo die Sonderburger Berufsfischer in Zukunft ihren Standort haben werden. 

Palle Heinrich besitzt die Gebäude an der Sundgade, die die Fischer nutzen. Der Kapitän fischt selbst nicht mehr gewerblich, ist aber für die Gebäude an der Sundgade zuständig, die er 2012 von der Kommune gekauft hat. 

„Die Fischer brauchen Lagerräume und ein Eishaus an ihrem Standort. Wenn der nicht mehr an der Sundgade liegt, muss die Kommune selbst in einen neuen Standort investieren. Bislang ist völlig offen, wo das sein soll.“

Hier an der Sundgade liegen die Kutter der Fischer. Foto: Torben Åndahl/Ritzau Scanpix

Die Verwaltung habe den Fischern keinen ordentlichen Vorschlag gemacht, sagt Heinrich. „Ein klitzekleiner Bereich unter der Ekensunder Brücke war mal Thema, aber ansonsten nichts. Keine Alternative! Daher werden die Fischer den Standort erst einmal beibehalten. Die Kommune hatte viele Jahre lang Zeit, einen alternativen Standort vorzubereiten. Aber das ist nicht geschehen“, sagt Palle Heinrich, der mit einem seiner Schiffe unter anderem die Fahrradfähre zwischen Brunsnis (Brunsnæs) und Langballigau betreibt. 

Was ist mit dem Hafen von Mummark (Mommark)? „Als der zur Sprache kam, hat die Kommune nur gesagt, dass dies ein privater Hafen ist und die Kommune damit nichts zu tun hat“, sagt der Kapitän. 

„Eine Räumung wird es nicht geben“

Er unterstreicht: „Sobald meine Gebäude nicht mehr zur Verfügung stehen, brauchen die Fischer andere Fazilitäten. Wo soll das sein? Wer baut diese Fazilitäten? Wer investiert dieses Geld? Auf all diese Fragen gibt es keinerlei Antworten.“

Was sagt die zuständige Vorsitzende des Ausschusses für Technik, Bauen und Wohnen, Kirsten Bachmann, zur Lage der Berufsfischer in Sonderburg? „An der Sundgade liegt die Zukunft jedenfalls nicht. Den Vorschlag, die Sundgade 9 doch wieder als Standort in Betracht zu ziehen, hat der Stadtrat abgelehnt. Jetzt muss der nächste Schritt sein, dass Verwaltung und Fischer wieder miteinander in den Dialog treten. Wir sind auf jeden Fall an einer friedlichen Lösung interessiert. Eine Räumung wird es nicht geben“, unterstreicht die Stadtratspolitikerin. 

 

Es wäre völlig absurd, wenn es in Sonderburg keine Berufsfischer mehr geben würde, nur weil die Verwaltung keinen Vorschlag vorlegen kann, der den Fischern das Arbeiten ermöglicht.

Palle Heinrich

Ob die Möglichkeit besteht, den Standort an der Sundgade um ein paar Monate oder sogar ein paar Jahre zu verlängern, dazu kann die Vorsitzende aktuell nichts sagen. „Jetzt müssen die Verhandlungen wieder aufgenommen werden. Um eine gute Lösung zu finden.“

Der Hafen von Ekensund (Egernsund) käme in Frage, außerdem ist Mummark im Gespräch.

Eine Verlängerung um Jahre würde helfen

Palle Heinrich hofft mit den Fischern, dass die Kommune Sonderburg die Berufsfischer nicht aussterben lässt. „Wir sind eine Kommune, die eine lange Geschichte mit der Fischerei verbindet. Es wäre völlig absurd, wenn es in Sonderburg keine Berufsfischer mehr geben würde, nur weil die Verwaltung keinen Vorschlag vorlegen kann, der den Fischern das Arbeiten ermöglicht.“

Er würde den Fischern seine Gebäude an der Sundgade weiterhin zur Verfügung stellen, wenn die Kommune den Vertrag mit den Fischern an der Sundgade nicht nur um einige Monate, sondern um zwei bis drei Jahre verlängert. Bis an der Sundgade eines Tages Wohnhäuser stehen – und keine Kutter mehr liegen.

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