Geburtstag

90 Jahre A. P. Hansen: „Das war schon gut so“

90 Jahre A. P. Hansen: „Das war schon gut so“

90 Jahre A. P. Hansen: „Das war schon gut so“

Rackebüll/Ragebøl
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A. P. Hansen auf dem Bootsanleger vor seinem Anwesen am Alsensund Foto: Karin Riggelsen

Insgesamt 23 Jahre lang saß er im Sonderburger Stadtrat, er war Bürgermeister und Unternehmer. Am Sonntag wird A. P. Hansen 90 Jahre alt. „Der Nordschleswiger“ hat ihn in seinem Zuhause am Alsensund zum Geburtstagsinterview besucht.

Dass er 90 Jahre alt werden würde, hätte A. P. Hansen selbst nicht gedacht.

„Eine lange Zeit habe ich mir gewünscht, wenigstens die 70 zu erreichen – um den Jahrtausendwechsel mitzumachen. Ich wurde 70 – und nun sind 20 Jahre vergangen“, stellt A. P. Hansen fest, während er Kaffee einschenkt, Milch aus der Küche holt und die Zimtschnecken durchschneidet.

Alles in seinem eigenen Tempo. „Ich bin jetzt nun mal ein alter Knacker“, fügt er schelmisch hinzu.

Seine Frau Ester und Tochter sitzen in der Küche nebenan. Vor dem Fenster der großen Villa schnäbeln sich Dutzende wilde Enten durch den Rasen, der am Alsensund zum Strand wird.

1958 Umzug nach Nordschleswig

Handwerker, Stadtratspolitiker, Bürgermeister, 13-facher Großvater, Waldbesitzer, Kunstliebhaber, Unternehmensgründer und erfolgreicher Geschäftsmann: A. P. Hansen hat in seinem Leben viele Rollen bekleidet.

1958 zog das Ehepaar Hansen nach Nordschleswig. Arne Peder Hansen als ausgebildeter Schlosser und mit Ingenieursstudium  in der Tasche, das er in Odense abgeschlossen hatte. Ester Hansen begann als Krankenschwester in der Sonderburger Geburtsabteilung, A. P. Hansen in der JF-Fabrik.

„Es war in vielfacher Hinsicht eine kulturelle Umwälzung“, beschreibt Hansen den Umzug ins Grenzland.

Den Humor hat A. P. Hansen immer mit dabei, auch im eigenen Garten, wie diese Installation im Beet beweist. Foto: Karin Riggelsen

Aufgewachsen ist er in Næstved, beide Eltern waren während der Besatzungszeit im dänischen Widerstand tätig. Von ihnen hat er eine große Portion Menschlichkeit mitgenommen.

„Meine Mutter hat in Næstved in einem Gefangenenlager gearbeitet. Dort traf sie eine junge Frau, die von einem deutschen Soldaten schwanger geworden war. Sie konnte wegen der Schande damals nicht zu Hause wohnen, aber in einem Gefangenenlager konnte sie mit einem einjährigen Kind ja auch nicht bleiben“, erzählt Hansen.

„Ich wüsste gerne, was aus diesem Jungen geworden ist“

„Also haben meine Eltern gesagt: Wir haben genug Platz, du kannst bei uns wohnen. Die junge Frau hat ein Jahr lang bei uns gewohnt. Ich erinnere mich noch gut an sie. Sie hatte knallrotes Haar und hat das Kind auf ihrer Hand balanciert. Ich wüsste gerne, was aus diesem Jungen geworden ist.“

Bürgermeister A. P. Hansen beim Besuch des Kronprinzenpaares 2004 im Sonderburger Rathaus. Hansen bittet die Bürger um Ruhe, um ein Hurra auf die Königlichen auszurufen. Foto: Clausen Find/Ritzau Scanpix

Angekommen in Süddänemark, hat A. P. Hansen ab 1958 seine eigene Geschichte geschrieben – aber auch die der Kommune Sonderburg.

Seine politische Karriere begann 1974, als Hansen für Venstre in den Stadtrat einzog. Es folgten mehrere Amtsperioden, von Anfang 1998 bis Ende 2006 war A. P. Hansen Bürgermeister.

A. P. Hansen wird am Sonntag 90 Jahre alt. Foto: Karin Riggelsen

Wenn man einmal vom Krug der Macht gekostet hat, ist eine einfache Ratsmitgliedschaft keine Inspiration mehr. Entweder ist man Bürgermeister oder nicht.

A. P. Hansen, ehemaliger Bürgermeister

Im Zuge der Kommunalreform wurde der Venstre-Politiker zum einfachen Stadtratsmitglied. Kein Zustand für einen langjährigen Bürgermeister, stellt Hansen rückblickend fest. „Wenn man einmal vom Krug der Macht gekostet hat, ist eine einfache Ratsmitgliedschaft keine Inspiration mehr. Entweder ist man Bürgermeister oder nicht.“

Mit dieser klaren Ansage verließ er 2008  mitten in der Wahlperiode die Lokalpolitik – um sich fortan privat und mit guten Verbindungen für die Kultur starkzumachen.

Mut zur Aussöhnung auf Düppel

In seiner Amtszeit als Bürgermeister nahmen 2004 erstmals deutsche Soldaten an der Gedenkfeier zum 18. April 1864 auf Düppel/Dybbøl teil. Hansen und der damalige Kommandant der Kaserne erhielten für diesen Mut zur Aussöhnung das Bundesverdienstkreuz.

Nicht die einzige Auszeichnung, Ritter Hansen kann sich auch mit dem Dannebrog-Orden schmücken.  „Aber wann macht man das schon“, stellt Hansen nüchtern fest. „Ich laufe ja doch meistens im Blaumann herum.“

Staatsminister Anders Fogh Rasmussen und Bürgermeister A. P. Hansen beim Grundgesetztreffen im Mai 2004 auf den Düppeler Schanzen Foto: Morten Overgaard / Ritzau Scanpix

Auch optisch hat Hansen Sonderburg geprägt: Die Umgestaltung des Sonderburger Stadthafens beispielsweise geht auf sein Konto, und auch das Alsion inklusive Universität würde es wohl ohne Hansens Vorstellungskraft so nicht geben.

„Ich finde, es ist gut geworden“, sagt Hansen zum neuen Stadthafen am Alsensund. „Es ist und war ein Segen, dass wir Danfoss haben. Ohne das viele Geld, das sie investiert haben, wäre das Ergebnis nicht so geworden“, ist sich A. P. Hansen sicher. „Jetzt haben wir alle die Pflicht, es auch zu nutzen.“

Im Gourmet-Restaurant „Syttende“ war Hansen noch nicht. „Das ist doch ein bisschen zu teuer“, stellt er fest.

Ehren-Musiker im Sønderjyllands Symfoniorkester

Nach Sonderburg fährt Hansen ansonsten nur noch zum Einkaufen oder zum Frisör. „Ich habe mit meinem Wald jede Menge zu tun, der Wald ist zehn Hektar groß, und ich habe mir vor Kurzem eine neue Motorsäge gekauft.“

Diverse Kunstwerke entlang der Hafenpromenade gehen auf das Konto von A. P. Hansen, unter anderem der bronzene „Butt im Griff“ von Günther Grass, den Hansen 2004 beschaffte, noch bevor der Stadtrat hatte Ja sagen können.

Eine Stütze für Ehefrau Ester

Als Ehrenmitglied im Verein des Sønderjyllands Symfoniorkester besucht A. P. Hansen alle Konzerte im Alsion. „Das hier habe ich gekriegt, um beim Champagnergalopp mitzuspielen, ich bin verdammt musikalisch“, lacht Hansen, und knallt sein Instrument ab, auf dem seine Ehrenmitgliedschaft eingraviert ist.

Viel Zeit verbringt er auch mit seiner Frau Ester, die ihm in seinem Leben als Unternehmer, Politiker und Familienmensch eine unersetzliche Stütze war. Nach einer Operation am Rücken ist die 89-Jährige nun seit rund einem Jahr auf seine Hilfe angewiesen.

Seit 35 Jahren leben die Hansens im ehemaligen Krug direkt am Alsensund. Foto: Karin Riggelsen

Sein Unternehmen Cormall, das Hansen vier Jahre nach Beginn seiner Arbeit in Sonderburg gründete, führen seit Jahren seine Söhne Peter und Jens.

„Ich weiß gar nicht genau, wann ich in den Ruhestand gegangen bin, das war fließend. Ich denke, ich war etwa 75“, so Hansen. Cormall A/S produziert vor allem Futtermischanlagen, der Firmensitz in Rackebüll/Ragebøl ist längst nicht der einzige, der Konzern hat vielfältige Geschäftsfelder und Firmenniederlassungen in der Ukraine, Südafrika, Indien, Polen und England.

Geburtstag im Bootshaus am Sottrupskov

Sein Interesse für Politik wurde Hansen mit in die Familie gegeben. „Mein Vater und Großvater saßen im Gemeinderat, meine Frau im Gemeinderat in Düppel, mein Schwiegervater war Gemeinderatsmitglied, und mein Sohn sitzt im Sonderburger Stadtrat. Da kann man schon sagen, dass wir eine überdurchschnittlich politische Familie sind“, stellt Hansen fest.

Darauf erst mal ein Glas Rum – natürlich die Hausmarke, Hansen Rum. Der wird auch am Sonntag serviert, wenn Hansen ab 14 Uhr im „Nausten“ im Sottrupskov zum offenen Haus einlädt. „Dieses Vorhaben verursacht starke Stimmungsschwankungen“, verrät Hansen. „Manchmal denke ich, es kommt niemand, und dann denke ich wieder, es kommen viel zu viele. Wir werden sehen.“

A. P. Hansen im Jahr 2000 Foto: Jens Nørgaard Larsen/Nf-Nf/Ritzau Scanpix

Erfolg als Unternehmer und Politiker und eine große Familie – ist er zufrieden mit seinem Leben?

„Ach ja, das war schon gut so“, sagt Hansen. „Ich kann nicht klagen. Für all die Fehler, die geschehen sind, war ich selbst schuld, nicht die anderen.“ Welche Fehler? „An die kann ich mich nicht erinnern“, fügt er mit einem typischen Hansen-Lächeln hinzu und nimmt einen Schluck seiner Hausmarke.

Wildenten vor dem Fenster und Orden in der Schublade

Seit 35 Jahren lebt das Ehepaar Hansen im alten Krug am Alsensund. „Wir können uns nicht vorstellen, hier wegzuziehen, wenn, dann hätte man das vor zehn Jahren machen müssen. Nein, wir bleiben hier, bis man uns rausträgt“, stellt Hansen fest.

Ein Leben im hohen Alter, mit Wildenten vor dem Fenster und Orden in der Schublade, im großen Haus am Alsensund und mit seiner Ehefrau Ester an seiner Seite, seit 1956 als Ehepaar und in Liebe verbunden.

Täglich kommen wilde Enten auf den Rasen von A. P. Hansen, wo sie gefüttert werden. Foto: Karin Riggelsen
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