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Büchercafé: Wie ein Jux zum Publikumsrenner wurde

Büchercafé: Wie ein Jux zum Publikumsrenner wurde

Büchercafé: Wie ein Jux zum Publikumsrenner wurde

Sonderburg/Sønderborg
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Im Oktober 2021 war Schauspieler Ulf Pilgaard Teil des Buchcafés – er wurde von Veranstalter Allan Breckling (2. v. l.) und Leif Maibom mit einer Lobeshymne verabschiedet. Foto: Karin Riggelsen

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Beim zehnjährigen Bestehen von Brecklings Büchercafé kann der Initiator auf viele prominente Gäste zurückblicken und bald eine Dänemark-Premiere feiern. Was Allan Breckling besonders stolz macht.

Der Vater des Sonderburger Büchercafés kann es nicht fassen: Das, was vor mittlerweile zehn Jahren als eine lustige Idee von Allan Breckling begann, hat sich zu einer Veranstaltung mit prominenten Gästen aus ganz Dänemark gemausert.

Wo er anfangs selbst bei den Autoren anrufen musste, um ihnen mit erheblichen Überredungskünsten einen Besuch am Alsensund (Alssund) schmackhaft zu machen, da geht es heute völlig anders vonstatten. Die Autoren rufen bei Breckling an und fragen, ob sie nicht von ihm bei einem seiner beliebten Büchercafés auf seine Fragen antworten dürfen. Ob Jussi Adler-Olsen, Ulf Pilgaard, Flemming Jensen, Sara Blædel oder Morten Grunwald – Allan Breckling ist bei der schreibenden Zunft ein geschätzter Gesprächspartner geworden.

Dialog statt Vorlesen

Für den ausgebildeten Buchhändler und Schauspieler ist es ein Traum, der in Erfüllung ging. Er macht das, wofür er brennt, auf seine ganz eigene Weise. „Bei mir sitzen die Autoren nicht und lesen vor. Ich wünsche mir einen Dialog. Ich sitze neben den Frauen und Männern und habe mir vorher ein gutes Bild über diese bestimmte Person gemacht. Ich habe zwar ein Manuskript – aber ich reagiere auf das, was geantwortet wird. Wir sprechen vorher nichts ab“, so Breckling.

Allan Breckling auf der Bühne des Sønderborghus Foto: Ilse Marie Jacobsen

Die Gäste und Breckling treffen in der Regel erst auf der Bühne vor dem Publikum aufeinander. Mittlerweile wissen die Schriftstellerinnen und Schriftsteller, dass sie dem Sonderburger vertrauen können. Er will niemanden in eine Ecke drängen und provozierende Fragen stellen: „Es muss immer ganz ordentlich zugehen.“ Ein einziges Mal hat er seinen selbst recht provokativen Gast zu sehr herausgefordert. „Ich habe es anschließend nicht bereut. Aber das Publikum fand, dass ich zu hart gewesen war. Ich nenne dir jetzt keinen Namen“, sagt er.

Auch Besuch aus Deutschland

„Brecklings Bogcafé“ wird vom alsischen Konzern Linak, Uwe Wolff Fonden, von privaten Unternehmen und Statens Kunstfond finanziell gefördert.

Zu den Gästen der Büchercafés zählen auch Deutsche aus Flensburg (Flensborg), Lübeck und Hamburg. Einige verstehen nicht einmal Dänisch. „Sie wollen den Grunwald von Olsen-Banden oder Ulf Pilgaard einfach mal treffen und deren richtige Stimmen hören“, so Breckling.

Ein gutes Beispiel ist ein Ehepaar aus Berlin, das zu Morten Grunwald nach Sonderburg kam. „Plötzlich saßen die drei morgens im Hotel an einem Tisch und haben sich anderthalb Stunden lang unterhalten. Das ist wie ein gutes Märchen, für das Ehepaar und auch für ihn selbst“, so Allan Breckling.

Ich sitze neben den Frauen und Männern und habe mir vorher ein gutes Bild über diese bestimmte Person gemacht. Ich habe zwar ein Manuskript – aber ich reagiere auf das, was geantwortet wird. Wir sprechen vorher nichts ab.

Allan Breckling, „Brecklings Bogcafé“

Bei den Gesprächen auf der Bühne des Büchercafés blühen Brecklings Gesprächspartner oft auf: „Wir haben anschließend immer eine offene Debatte. Die Autoren sind stets gut drauf, und das Publikum applaudiert.“ Mehrere Gäste sind so begeistert, dass sie sich nach ihrem Café-Debüt einen weiteren Besuch in Sonderburg wünschen.

Gute Lektüre ist das A und O

Der Sonderburger Allan Breckling ist in seiner Heimatstadt tief verankert. „Am Alsensund ist mein Stammbaum“, wie er erklärt. Der 71-Jährige war schon immer ein großer Buch-Enthusiast, der bis in die späte Nacht Bücher wälzt. Gute Lektüre ist für ihn das A und O. Und damit will er andere Menschen, die sonst zu keinem Buch greifen würden, anstecken.

„Ich breite meine Arme aus und leg mich nieder. Literatur, Romane, Biografien – es gibt Leute, die einfach traumhaft schreiben“, schwärmt er und muss lächeln. Für ihn ist ein Buch gut, wenn er nicht mehr merkt, dass er umblättert.

Zu den brillanten Schreiberinnen gehört unter anderem Lone Kühlmann aus Kopenhagen. Die 78-jährige Journalistin würde Allan Breckling gern nach Sonderburg locken. „In sie bin ich völlig vernarrt“, gibt er gerne zu.

Ulf Pilgaard war die Rettung

Das Büchercafé ist ein Erfolg, hatte aber auch schwere Zeiten. Breckling hatte mit Herzproblemen und auch mit Krebs zu kämpfen. Schlimm war auch die Corona-Pandemie.

Der Vater des Büchercafés, Allan Breckling Foto: Ilse Marie Jacobsen

„Das Café stand damals mit einem Minus von 20.000 bis 25.000 Kronen da. Da habe ich Ulf Pilgaard angerufen. Das hat das Ganze noch retten können“, stellt der Bücherwurm fest. Einige der Autoren verzichten seitdem auf ein Honorar. Ganz wichtig sind auch die Zuschüsse vom Uwe Wolff Fonden oder von den lokalen Unternehmen. „Die Unterstützung von außen ist enorm“, so Breckling dankbar.

Gelegentlich mit einem bekannten Autor ein Plus machen, dann kann Breckling wieder ein neues, relativ unbekanntes Talent vorstellen.

Zum dritten Mal Jussi Adler-Olsen

Jussi Adler-Olsen kann am 7. November, 19 Uhr, zum dritten Mal in Sonderburg live im Büchercafé erlebt werden. Karten für die 250 Sitzplätze im Rittersaal von Schloss Sonderburg verkauft das Museum Sønderjylland. „Die Karten werden schnell vergeben sein“, sieht der Vater des Buchcafés voraus.

Die zehn Jahre mit dem Sonderburger Buchcafé werden mit einer landesweiten Präsentation von Mich Vraas neuem Roman „Under en anden himmel“ begangen. Am Sonntag, 1. Oktober, 15 Uhr, wird die Publikation von den beiden Männern, die auf zwei hohen Barstühlen auf der Bühne hocken, öffentlich präsentiert.  Das ist mal was ganz anderes, wie Breckling hervorhebt. Normalerweise kann das Publikum den letzten Roman lesen und sich vorbereiten. Vor einer Premiere aber bleibt alles ein Geheimnis.

Wer sich überraschen lassen will, kann sich unter Tel. 52406616 oder pr. E-Mail acharling@gmail.com einen Platz reservieren.

Seit Jahren finden die Büchercafés im Sønderborghus statt. Lediglich Jussi Adler-Olsen wird im November 2023 im Rittersaal live zu erleben sein. Foto: Karin Riggelsen
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