Kunst

Claus Carstensens Sehnsucht nach seinem alten Freund

Claus Carstensens Sehnsucht nach seinem alten Freund

Claus Carstensens Sehnsucht nach seinem alten Freund

Sonderburg/Sønderborg
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Claus Carstensen (l.) mit Karen Marie Jensen und Tage Wolff Foto: Karin Riggelsen

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In der landesweiten Kunstausstellung „Sehnsucht“ präsentiert der Künstler Claus Carstensen zwei Gemälde und 27 Zeichnungen. Sonnabend wird von 14 bis 16 Uhr zur Vernissage eingeladen.

Ein Mensch wird sich immer nach etwas sehnen: nach Licht, Lauten, der Dunkelheit, Ruhe, nach einem anderen Land, nach mehr oder weniger. In der Corona-Pandemie haben viele ihre eigenen existenziellen Bedürfnisse kennengelernt, die gerade in der westlichen Welt kein kollektives Bewusstsein oder Zustand sind.

Es ist eine Art Machtlosigkeit, nicht zu wissen, was morgen kommt – eine Sehnsucht nach dem Normalen. Die Corona-Pandemie hat auf dem inneren wie auf dem äußeren Plan eine Sehnsucht geschaffen.

23 führende Künstlerinnen und Künstler

Mit diesem Thema haben sich 23 führende dänische Künstlerinnen und Künstler – darunter drei Duos – befasst. Sie haben 20 Werke für einen kunstinstitutionellen Rahmen geschaffen.

Alle haben sich einen öffentlich zugänglichen Ort ausgesucht, der gerade für sie diese Sehnsucht widerspiegelt. Es sind Orte in der Provinz, ein Leuchtturm, ein Pflegeheim, die Universität, Bibliotheken, Parkplatz, Hauptbahnhof oder das Niels Bohr Institut.

Werke im Multikulturhaus

Der einst in Sonderburg geborene Künstler, Autor und Kurator Claus Carstensen hat sich für sein Werk die Stadtbibliothek am Alsensund ausgesucht. Bis 13. März werden im Multikulturhaus am Hafen zwei seiner Gemälde und ganze 27 seiner Zeichnungen zu diesem Thema zu bewundern sein.

Claus Carstensen mit den beiden Gemälden, die ihn an frühere Erlebnisse mit seinem Freund Kjeld L. Nielsen erinnern Foto: Karin Riggelsen

Alle Kunstinteressierten dürfen am Sonnabend, 12. Februar, von 14 bis 16 Uhr zu einer Vernissage in die Bibliothek kommen. Die Gäste müssen den Eingang von der Wasserseite aus nehmen.

Ihm fehlt ein alter Freund

Nach dem Anruf der Ausstellungsveranstalter wusste Claus Carstensen sofort, worum es für ihn bei dem Thema Sehnsucht gehen sollte. „Es war mein Freund von der ,Sønderborg Statsskole’, Kjeld L. Nielsen“, so der Multikünstler. Kjeld L. Nielsen beging in der Silvesternacht 1988 Selbstmord.

Er war unglaublich begabt und einer der kompromisslosesten und ehrlichsten Menschen, die ich jemals kennengelernt habe.

Claus Carstensen, Künstler

1973 war Carstensen mit Kjeld in einer Clique, die die gleichen anarchistischen Sympathien teilte. Kjeld war am Gymnasium in der mathematisch-physischen, Claus Carstensen in der sprachlichen Linie.

„Er war unglaublich begabt und einer der kompromisslosesten und ehrlichsten Menschen, die ich jemals kennengelernt habe. Er war der Inbegriff der politischen und emanzipatorischen Radikalität. Er war es, der aufgrund dieser Ehrlichkeit den Preis für seine Erfahrungen bezahlt hat“, so Carstensen.

Tod hat ihn sehr getroffen

Der Kontakt zu Kjeld Nielsen wurde sporadischer. Carstensen ging 1977 nach Kopenhagen. Kjeld zog nach Aarhus, dann nach Skårupøre bei Svendborg, dann nach Kerteminde und zuletzt nach Alsen. „Ich zog 1986 nach Köln und kann mich nicht erinnern, ob ich ihn in seinem letzten Jahr überhaupt gesehen habe“, so Claus Carstensen.

Kjeld Nielsens plötzlicher Tod hat den Künstler damals sehr getroffen. „Ich spürte eine Sehnsucht, würde ihn gern wiedersehen. Aber Kunst ist für mich auch eine Art Therapie: Lieben und Arbeiten. Die Sorge hat viele Facetten“, so der Künstler.

Während er in der Corona-Pandemie seine Werke für die Ausstellung Sehnsucht schuf, hat er sich die Musik aus seinen jungen Jahren wieder angehört. Pink Floyds „Wish You Were Here“ und „Shine on You Crazy Diamond” aus dem Jahre 1975. Die Texte passen einfach zu Kjeld Nielsen.

Claus Carstensen hat einige Linien der Lieder niedergeschrieben und verziert. Foto: Karin Riggelsen

Claus Carstensen ist der Sohn des Ehepaares Tilli und Hans Emil Carstensen, die ein Teil der deutschen Minderheit in Sonderburg waren. Tilli Carstensen starb 2003, Hans Emil Carstensen im Juli 2020.

23 Kunstschaffende in Aktion

An der Ausstellung „Længsel“ beteiligen sich neben Claus Carstensen die Kunstschaffenden Agnete Bertram, Al Masson, Cecilie Skov, Charlotte Haslund-Christensen, Christian Vind, Hartmut Stockter, Heine Kjærgaard Klausen, Jens Settergren, Katrine Dirckinck-Holmedl + Amr Hatem, Kristina Steinbock, Lise Harlev, Michala Norup, Marie-Louise Exner, Peter Callesen, Simone Aaberg Kærn, Dorte Buchwald, Victor Vidal, Vladimir Tomic + Ana Pavlovic und Sophie Hjerl + Jeppe Ellgaard.

Sophie Hjerl und Jette Ellgaard haben die Schau kuratiert.

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