Covid-19

Corona-Hotel: Ganz allein wieder gesund werden

Corona-Hotel: Ganz allein wieder gesund werden

Corona-Hotel: Ganz allein wieder gesund werden

Langesö/Langesø
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Sven Erik Hansen ist regelmäßig bei dem mit Warnschildern versehenen Komplex, der für die Corona-Patienten eingerichtet wurde. Foto: Karin Riggelsen

Kollegium-Betreiber Sven Erik Hansen hatte eine gute Idee, wie Corona-Infizierten aus Sonderburg und Apenrade eine häusliche Isolierung geboten werden kann. In seinem Kollegium Langesö leben derzeit Menschen, die sich in Quarantäne begeben haben.

Nicht alle Nordschleswiger wohnen in einem großen Eigenheim mit mehreren Badezimmern.

So kann Selbstisolation für Bürger aus den Kommunen Sonderburg und Apenrade (Aabenraa) eine schier unmögliche Herausforderung werden, wenn sie sich mit Corona angesteckt haben. Denn dann müssen sie sich von allen anderen – auch der eigenen Familie – unbedingt fernhalten.

Die Kommune muss den Bürgern eine Ausweichmöglichkeit in einem Hotel oder einer anderen Unterkunft anbieten können. Kranke Ostküsten-Bewohner der beiden Nordschleswig-Kommunen können sich seit Oktober 2020 im Langesø Kollegium auf Nordalsen (Nordals) zur häuslichen Isolierung einquartieren.

 

Kollegium

Ein Kollegium ist ein Gebäude, in dem Studierende in kleinen Einzelräumen wohnen. 10 bis 20 Studenten teilen sich eine Küche – in älteren Kollegien auch das Bad. In einigen Unterkünften hat ein Student seine eigene Küche. Ganz abhängig von der Größe eines Kollegiums gibt es auch mehrere Küchen. Kollegien sind meistens günstiger als ein Mietzimmer.

Eines der möblierten Zimmer im Langesø Kollegium Foto: Karin Riggelsen

Im Kollegium wurde ein möblierter Bereich mit gelben Warnschildern versehen und in ein Quarantäne-Zentrum verwandelt. Dort können sich nun acht Personen in Ruhe auskurieren.

64 Zimmer auf dem Blåmejsevej

Sven Erik Hansen und seine Frau übernahmen im Oktober 2019 das damals gut ausgebuchte Kollegium, das über 64 Zimmer und Wohnungen auf dem Blåmejsevej 2 verfügt. Dort leben Auszubildende, Rentner und andere, die eine günstige Bleibe benötigen.

Die Einfahrt zum Langesø Kollegium Foto: Karin Riggelsen

„Ein Flugzeugreparatur-Unternehmen hatte seine 24 Wohnungen im April gekündigt, weil alle Mitarbeiter wegen Corona nach Hause geschickt worden waren. So stand ein Drittel plötzlich leer“, so Hansen.

Gute Lösung gefunden

Er hörte in den Medien von den Problemen der Kommunen, die nicht wussten, wo sie ihre infizierten Corona-Patienten in den Hotels unterbringen sollten.

„Da habe ich mich dann einfach beworben. Wir hatten ja Platz dafür“, meint Sven Erik Hansen, der möglicherweise nicht zuletzt aufgrund seines Militärhintergrundes als Feldwebel und Oberfeldwebel an der damaligen Sonderburger Kaserne eine ausgeklügelte Lösung für das Problem fand.

So kontrollieren wir, ob es ihnen gutgeht. Gibt es Probleme, können wir schnell einen Arzt hinzuholen.

Sven Erik Hansen, Betreiber Langesø Kollegium

Im Langesø Kollegium sind die Corona-Patienten ganz unter sich und müssen nicht zusätzlich abgeschirmt werden. Wenn die Patienten wieder putzmunter sind und keine Gefahr mehr für andere darstellen, können sie wieder nach Hause. Ihr Bettzeug und die Handtücher werden in einer professionellen Dampfwäscherei abgeliefert, die auch das Bettzeug für Krankenhäuser säubert und sicher verpackt.

Mit gelben Warnschildern markiert

Seit Oktober vergangenen Jahres wurden in Langesö bislang zwölf an Corona erkrankte Personen untergebracht. Am 3. Oktober kam der erste Patient. Das Quarantäne-Zentrum ist eines der runden Gebäude und wurde mit gelben Warnschildern markiert. Die mit Corona infizierten Personen dürfen einander besuchen. Von außerhalb darf aber niemand zu ihnen.

Sven Erik Hansen kümmert sich um die Patienten. Foto: Karin Riggelsen

Die Wohnungen des geschlossenen Bereichs wurden mit Waschmaschinen und Kaffeemaschinen ausgestattet. Sie haben einen Kühlschrank, und die Bewohner können sich ihre Mahlzeiten selber zubereiten.

Die Kollegium-Angestellten kaufen ein, und die Tüten werden im Freien an die Eingangstür der Wohnungen gestellt. So werden die Patienten frei Haus mit Fertiggerichten versorgt.

Tägliche Anrufe bei Patienten

Die Kollegium-Leitung sichert mit täglichen Anrufen, ob die Patienten Hilfe brauchen. Und das kann durchaus vorkommen, so musste ein Patient einmal ins Krankenhaus. „So kontrollieren wir, ob es ihnen gutgeht. Gibt es Probleme, können wir schnell einen Arzt hinzuholen“, so Hansen.

Die Corona-Infizierten können sich unter dem überdachten Terrassenbereich aufhalten, wo auch geraucht werden darf.

Aufenthalt kann sehr einsam werden

Als vier Schlachter aus Polen eingeliefert waren, konnten sie sich miteinander unterhalten. Schlimmer ist es, wenn nur ein Patient sich in Langesö im Quarantänezentrum aufhält, meint Hansen.

Der Quarantäne-Bereich am Kollegium Foto: Karin Riggelsen

„Das kann schon sehr einsam werden“, weiß der Kollegium-Besitzer. Im Langesø-Kollegium können bis zu acht Personen im Quarantäne-Zentrum sein. Bei Bedarf können aber schnell zwei zusätzliche Häuser hergerichtet werden – dann können 23 Personen dort wohnen.

Aufenthalt ist kostenlos

Wer wieder gesund ist, gibt der Kommune und dem Kollegium schriftlich Bescheid. Das tägliche Aufräumen und Saubermachen übernehmen die Patienten selbst. Erst wenn sie wieder ausziehen, übernimmt das Kollegium die klinische Reinigung mit den dazugehörigen Desinfektionsmitteln.

Für den Aufenthalt der Patienten zahlen die Kommunen Sonderburg und Apenrade.

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Leitartikel

Anna-Lena Holm
Anna-Lena Holm Hauptredaktion
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