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Eifersucht endete mit Konflikt in Broacker

Eifersucht endete mit Konflikt in Broacker

Eifersucht endete mit Konflikt in Broacker

Sonderburg/Sønderborg
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Das Gericht in Sonderburg Foto: Riggelsen (Archiv)

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Vier Männern aus Sonderburg und Krusau werden Freiheitsberaubung, Raubüberfall sowie Waffen- und Verkehrsdelikte vorgeworfen.

Am 5. Januar 2019 ging es um 1.40 Uhr bei der Tankstelle F24 am Brovej in Broacker laut der Staatsanwaltschaft heiß her. Dort saßen mehrere Personen in zwei Wagen oder sie standen bei zwei Männern, die sich aufgebracht im Freien stritten. Plötzlich hat der eine einen Elektroschocker und ein Baseballbat aus dem schwarzen Auto gezogen.

Laut Polizei erhielt das Opfer, ein Mann aus Norburg (Nordborg), mehrere Faustschläge ins Gesicht, und er wurde anschließend gezwungen, zur Adresse des anderen Streithahns nach Krusau (Kruså) zu fahren. Dem Opfer wurde gedroht und ihm wurden das Handy und die Autoschlüssel weggenommen. Er erhielt weitere Faustschläge ins Gesicht, und seine Entführer hatten wiederholt Zwangsgelder verlangt, bevor das Opfer wieder nach Sonderburg gebracht wurde.

Das Opfer blieb fern

Bei einer für Januar 2021 festgesetzten Gerichtsverhandlung waren zwei der vier Angeklagten nicht erschienen.

Deshalb wurde die Verhandlung auf Montag, 31. Mai, im Sonderburger Stadtgericht vertagt. Diesmal musste Richter Jacob Hinrichsen verkünden, dass das damalige Opfer sich krankgemeldet hatte. Auch der Neffe, der bei der illegalen Aktion in Broacker und Krusau dabei war, war nicht als Zeuge vor Gericht erschienen.

Der jüngste Angeklagte, ein 26-jähriger Mann aus Sonderburg, wurde von zwei Mitarbeiterinnen der Kriminalfürsorge mit Handschellen und dazugehörigem Gurt in den Gerichtssaal geführt. Die Handschellen wurden auf Bitte des Anwalts abgenommen.

Vier Angeklagte wurden verhört

Also wurden nur die vier Angeklagten im Alter von 26, 28, 30 und 31 Jahren verhört. Das dauerte den ganzen Tag. Das Verfahren wird am Mittwoch mit weiteren Verhören fortgesetzt.

Die vier Angeklagten hatten recht unterschiedliche Erklärungen dafür, was vor zweieinhalb Jahren in Broacker und Krusau passiert war. Der Erste am Montag war ein 31-Jähriger aus Sonderburg. „Willst du auf Fragen antworten?", fragte Anklägerin Minna Stensgaard. „Vielleicht“, antwortete der nervös mit den Füßen zappelnde Mann.

Seitensprung einer Frau

Laut ihm ging es bei der ganzen Sache an der F24-Tankstelle in Broacker um einen Seitensprung. Die langjährige Freundin des 29-jährigen Angeklagten hatte sich mit dem Norburger Opfer getroffen, und dieser schrieb der Frau nun immer wieder SMS-Bescheide und rief bei ihr an.

„Ich blieb bei der Freundin im Auto, und die beiden draußen haben sich lediglich angeschrien“, so der 31-Jährige. Er hatte in der besagten Nacht übrigens reichlich getrunken: „Ich war total besoffen an dem Tag.“

Bei der anschließenden Fahrt nach Krusau ging es laut dem Angeklagten um den Kauf des Autos vom Opfer. Im Zuhause des mitangeklagten 29-jährigen Mannes aus Krusau war es weder zu Drohungen, Zwangsgeldforderungen, Diebstahl oder Gewalt gekommen.

„Wäre da was gewesen, dann könnte ich mich erinnern“, meinte der Angeklagte. Das Opfer war freiwillig bei ihnen geblieben. „Er hätte ja einfach davon fahren können“, so der 31-Jährige.

Er stritt mehrere Angaben im Polizeirapport ab. Laut Polizei hatte er angegeben, dass dem Opfer mit Baseballbat und Elektroschocker gedroht worden war und dass das Opfer sein Auto nicht verkaufen wollte.

Mit dem Opfer nach Broacker

Der 38-jährige Angeklagte, der anschließend aussagte, war mit dem Opfer nach Broacker gekommen. „Wenn er Probleme hatte, dann hat er immer mich angerufen“, so der Sonderburger, der das Opfer „einen Zigeuner“ nannte. „Er ist ein Lügner. Ich rede eigentlich nur noch mit seinem Bruder“, meinte er.

Wir sollten einen Dänen vermöbeln, weil er was mit dessen Freundin hatte. Er hat damit gerechnet, dass ich das für ihn tue.

38-jähriger Angeklagter aus Sonderburg

Laut ihm hatte das Opfer ihm einen Monat zuvor eine SMS geschrieben. „Wir sollten einen Dänen vermöbeln, weil er was mit dessen Freundin hatte. Er hat damit gerechnet, dass ich das für ihn tue“, gab der muskulöse und stämmige Mann an.

Aber diesen Konflikt wollte er nicht lösen. „Ich habe die beiden einander präsentiert, und dann hab ich mich wieder in den Wagen gesetzt“, so der Angeklagte, der aber später von dem Neffen um Hilfe gebeten wurde.

Er war zuletzt zwischen die beiden Streithähne gegangen. Waffen hatte er nicht gesehen. Die Männer waren nach Krusau gefahren, weil der 29-Jährige aus Krusau eine Entschuldigung verlangte.

Die Ehefrau des Opfers war keinesfalls mit dem Verkauf des Autos einverstanden. „Sie glaubte, dass er erneut mit der anderen Frau zusammen war. Deshalb habe ich das Telefon genommen und ihr gesagt, dass er nicht bei ihr ist“, so der 38-Jährige.

Es hatte weder Gewalt noch Drohungen gegeben. „Das würde ich nie erlauben“, meinte der 38-Jährige, dem das Opfer 10.000 Kronen wegen einer nicht näher beschriebenen Angelegenheit in Woyens (Vojens) schuldete. Der Mann hatte nicht gehört, dass die Mutter des Krusauers dem Opfer gedroht haben soll. Er hatte auch nicht bemerkt, dass dem Opfer das Handy und die Autoschlüssel genommen wurden.

Immer wieder die Freundin kontaktiert

Anschließend wurde der 29-jährige Krusauer vernommen. Er kannte seine Freundin seit elf Jahren, und die beiden hatten eine Tochter.

„Er hat meiner Freundin seit Längerem geschrieben und sie angerufen. Ich habe ihm am Telefon gesagt, dass er sie in Ruhe lassen soll. Da ist er total verrückt geworden. Die beiden haben sich bei einem Fest getroffen“, so der Krusauer. Laut ihm hatte das Opfer ihn lebensgefährlich bedroht.

Waffen zur Selbstverteidigung

Der Krusauer hatte den Besitz des Baseballbats und des Elektroschockers zugegeben. „Ich hatte es nur in der Hand. Ich habe ihm nicht gedroht. Ich bin ohne Waffen hinter ihm hergerannt“, so der 29-Jährige.

Die Waffen hatte er sich aus Sicherheitsgründen zugelegt. „Zur eigenen Verteidigung. Die habe ich immer dabei. Ich war mal im Drogenmilieu, und da hatte ich mit vielen merkwürdigen Menschen zu tun. Auch er erinnerte sich weder an Gewalt noch an Drohungen beim der Tankstelle in Broacker.

Der Mann war freiwillig mit nach Krusau gekommen. Das Opfer hatte die Andeutungen aber bis heute nicht verstanden: „Er hat verschiedene Facebook-Profile und schreibt immer noch meiner Freundin. Er hat wohl selbst auch eine Frau und Kinder“, so der Angeklagte.

Dem Opfer war in Krusau nicht von der Mutter des Krusauers gedroht und er war nicht beraubt worden. Ihn zufolge war der Mann nicht zum Konsum von Kokain gezwungen worden.

Hinterhältiges Meeting

Der vierte Angeklagte war der 26-jährige Mann aus Sonderburg, dem zu Beginn die Handschellen abgenommen worden waren. Ganz in Schwarz gekleidet und mit Balanciaga-Stiefeln erzählte der Mann, dass er von dem 38-jährigen Mitangeklagten angerufen worden war, der bei dem Opfer im Auto saß.

Er erfuhr, dass das Opfer seinen Freund aus Krusau konfrontieren wollte. „Ich ging davon aus, dass es am Tank einen Hinterhalt geben wird“, meinte der Angeklagte, der in der Nacht ziemlich angetrunken war.

Das Opfer hatte ihm den Wagen angeboten, „aber ich hatte ja mein eigenes Auto dabei“, so der 26-Jährige, dem der Führerschein schon entzogen worden war. Er erinnerte sich vor Gericht nicht an eine Autofahrt, war zwischendurch aber beim Besuch in Krusau nicht anwesend.

Auch er konnte sich weder an Drohungen noch an Zwangsgelder oder Diebstähle erinnern.

Am Mittwoch werden die Freundin des Krusauers und dessen Mutter und Stiefvater als Zeugen verhört. Ob auch das Opfer und dessen Neffe Rede und Antwort stehen, stand am Montag noch nicht fest. 

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