Geburtstag

Ellen Ritter konzentriert sich immer auf das Gute im Leben

Ellen Ritter konzentriert sich immer auf das Gute im Leben

Ellen Ritter konzentriert sich immer auf das Gute im Leben

Sonderburg/Sønderborg
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Ellen Ritter in ihrer Stube Foto: Ilse Marie Jacobsen

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Die Witwe des Schulleiters von Broacker und Gravenstein feiert am Dienstag ihren 90. Geburtstag in ihrem Zuhause am Lerbjergparken. Trotz Schicksalsschlägen und Rheuma ist sie eine unglaublich dankbare Person. Im Interview blickt sie bei einer Tasse Kaffee auf ihr Leben zurück.

Wer bei Ellen Ritter am Lerbjergparken 2 in Sonderburg an der Tür klingelt, wird von einer Frau in Empfang genommen, die strahlt. Mit einem freundlichen „Komm doch herein“ heißt die am Rollator stehende Bewohnerin die Journalistin des „Nordschleswigers“ willkommen.

Am Dienstag wird die Mutter, Großmutter und Urgroßmutter mit ihrer Familie ihren runden Geburtstag feiern: Ellen Ritter wird 90 Jahre alt. Beim Interview in ihrer gemütlichen Stube lässt sie ihr langes Leben in Nordschleswig Revue passieren.

Auf dem Jahrmarkt funkte es

Das Geburtstagskind Ellen Ritter kommt aus Kiel.

„Meine Jugend war geprägt vom Krieg. Ich habe die Bombenangriffe in Kiel mitgemacht, und mein Vater saß Jahre in der amerikanischen Gefangenschaft. Er galt als vermisst. Doch plötzlich war er wieder da – und ich konnte ihn eigentlich gar nicht wieder erkennen.", meint sie.

Ihren Mann Manfred traf Ellen während ihrer Schulzeit in Flensburg. Sie ging auf die Höhere Handelsschule, Manfred an die Herderschule. Die beiden lernten sich beim großen Jahrmarkt kennen, wo es im wahrsten Sinne des Wortes funkte.

 

Ellen Ritter Foto: Ilse Marie Jacobsen

„Wir gaben uns die Hand, und da bekamen wir einen elektrischen Schlag“, so Ellen Ritter. Die beiden wussten sofort, dass sie füreinander geschaffen waren, „und bei den Eltern waren wir auch sofort willkommen“. 60 Jahre lang waren sie verheiratet. „Und es stimmt: Wir haben uns nie gestritten, sondern immer miteinander gesprochen. Auch wenn wir uns nicht immer einig waren. Meine Mutter hat mal gesagt: Man soll nie ins Bett gehen, ohne sich gute Nacht zu sagen“, so Ellen Ritter. 

Von Böklund nach Broacker

1956 zog das Paar, das zwei Jahre zuvor geheiratet hatte, von Böklund nach Broacker (Broager). Manfred Ritter wurde der neue Schulleiter der damaligen deutschen Schule Broacker.

„Das war eine erstklassige Schule mit 16 Kindern. Wenn man mich damals fragte, wieviele Kinder ich habe, habe ich immer 16 gesagt“, so Ellen Ritter. Die Schule war alt, aber sehr gemütlich „und unsere drei Kinder sind dort gut groß geworden“, wie sie feststellt.

Ellen Ritter mit ihrem Tablet, auf dem sie auch Krimis hört. Foto: Ilse Marie Jacobsen

Manfred war sehr musikalischer Mann, der auch in der Gravensteiner Schlosskirche bei den Gottesdiensten Orgel spielte.

Noch heute kommt Pastor Hauke Wattenberg ab und an bei Ellen Ritter vorbei, bereitet sich in der Küche eine Tasse Tee, „und anschließend klären wir die Lage“, wie sie meint. Das Ehepaar Ritter sang jahrelang in der Nordschleswigschen Musikvereinigung.  

Die Schule war ihr Leben

Sie hat einen Brief des Schulvereinsvorsitzenden Christian Christensen von Frydendal aus dem Jahr 1956 in der Stube neben die Kaffeetassen gelegt. „Das hat er damals geschrieben. Schau dir mal den letzten Absatz an. Das war mein Leben, die Schule“, meint sie.

Am Schluss des handgeschriebenen Briefes steht: „Und Ihnen geehrte Frau Ritter, seien Sie uns herzlich willkommen. Bisher hat sich unsererseits alles nur um ihren Mann gedreht, vielleicht ein schiefes Bild, denn in der Arbeit außerhalb der Schule, ist uns Ihr Wohlwollen und Mittun von größtem Wert. Seien Sie beide herzlich gegrüßt“.

Ellen Ritter übernahm als Sekretärin in der deutschen Schule Broacker alle administrativen Aufgaben. Sie engagierte sich im Singkreis, im Frauenbund und im Sozialdienst. In der Schule Broacker stand die Tür zum Kindergarten immer offen.

Drei Kinder wuchsen heran

In der Familie Ritter wuchsen die drei Kinder Tobias, Martin und Elisabeth heran. Als die neue Förde-Schule 1974 eingeweiht wurde, zog die Familie in ein neues Eigenheim am Lyshøj. Das Ehepaar Ritter reiste in die Welt und beteiligte sich an Kreuzfahrten nach Tunesien, Marokko und Ägypten. Ellen Ritter hat sich außerdem intensiv der Ahnenforschung gewidmet. Sie weiß, dass ihre Familie einst aus Kopenhagen (København) kam. 

Ellen Ritter Foto: Ilse Marie Jacobsen

Bei Ellen Ritter am Lerbjergparken hängen die Porträts von Tobias und Manfred über der einen Kommode. Tobias starb im Alter von 47 Jahren an einem Gehirntumor. Von Manfred musste die Seniorin 2009 zusammen mit den Kindern Elisabeth und Martin Abschied nehmen. Manfred erlag im Krankenhaus Kolding einem Aneurysma. „Er fehlt mir jeden Tag. Aber ich erinnere mich in Dankbarkeit. Wir hatten viele gute Jahre", sie sie meint.

Der Sohn Martin Ritter wohnt mit seiner Familie in Gjenner (Genner). Er hat zwei Kinder und die älteste Tochter hat Ellen zur Urgroßmutter gemacht. Elisabeth lebt mit ihrer Familie in Höruphaff. Zu ihrer Familie gehören auch drei Jungen.

Ellen glaubt an Wunder

Sie hat früh zwei der wertvollsten Menschen ihrer Familie verloren, trotzdem ist Ellen Ritter eine sehr positive Frau: „Mir ist ein gutes Leben geschenkt worden. Ich bin geduldig, dankbar – und ich glaube an Wunder. Diese Wohnung ist ja ein Wunder“.

Vier Generationen auf einem Foto: Jan Hilgers, Anne Kathrine Ritter, Ellen Ritter mit der kleinen Matilda auf dem Arm und Martin Ritter (v.l.) Foto: Ilse Marie Jacobsen

In der Stube, dessen Fensterpartie eine fantastische Aussicht auf das gegenüberliegende Alsion, die Düppeler Mühle und die im Westen untergehende Sonne bietet, kam sie erst im zweiten Versuch. Zuerst war die 98 Quadratmeter große Eigentumswohnung eigentlich schon vergeben. Doch dann klingelte das Telefon bei Ellen Ritter am Lyshøj. Sie bekam ihre neue Traumadresse. 

Einen Wunsch hat sie 

Ellen Ritter kommt trotz Rheuma mit Hilfe von Heimhelferinnen, einer Reinmachehilfe, dem Essenslieferanten „Madhuset" und den Kindern gut zurecht. Sie hat früher immer gern gekocht, lässt sich nun aber jede Woche ein paar fertige Gerichte bringen.

Für ihren Geburtstag am Dienstag hat sie nur einen Wunsch: „Dass wir alle hier zusammen sein können und schnacken. Dann merke ich, dass sie mich gern besuchen.“

Sie hat viel Überschuss - und sie will unbedingt in ihrer Wohnung am Lerbjergparken bleiben. „Das ist eigentlich mein einziger Wunsch“, wie sie lächelnd zugibt.

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