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Jens Jensen aus Düppel formte Chicago

Jens Jensen aus Düppel formte Chicago

Jens Jensen aus Düppel formte Chicago

Sonderburg/Sønderborg
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Der Landschaftsarchitekt Jens Jensen aus Düppel Foto: Ilse Marie Jacobsen

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Die Lokalhistorikerin Lilly Laursen berichtete beim Sozialdienst über den Landschaftsarchitekten, der in Amerika trotz vieler Herausforderungen etliche Spuren hinterlassen hat.

Jens Jensen wurde am 13. September 1860 auf Dybbøl Sned am Grønnekærvej 6 als ältester Sohn in einer Bauernfamilie geboren. Eigentlich hätte er den Hof direkt an den Schanzen – er befand sich seit 400 Jahren in Familienbesitz – einmal übernehmen sollen.

So sah der Hof am Grønnekærvej 6 auf Dybbøl Sned einmal aus. Das Zuhause von Jens Jensen brannte 1864, wurde anschließend aber wieder aufgebaut. Foto: Ilse Marie Jacobsen

Aber das Leben sollte ihn auf die andere Seite des Globus bringen. Er emigrierte zusammen mit seiner Freundin Anne Marie in die USA, wo er als Landschaftsarchitekt groß Karriere machte. Dort schuf er Stadtparks, die zu den beliebtesten Treffpunkten der verschiedenen Städte wurden.

In Amerika sehr berühmt

Über diesen 1951 verstorbenen Mann sprach beim jüngsten Montagsclub des Sozialdienstes Sonderburg eine Lokalhistorikerin, die den Lebensweg des „over there“ so berühmten, in Dänemark aber vielerorts völlig unbekannten, Dänen seit 1985 verfolgt.

Die Sonderburgerin Lilly Laursen hat sich intensiv mit der interessanten Geschichte des Jens Jensen von Düppel befasst. Der Mann, der für einige der prominenten Amerikaner arbeitete und auf seine ganz eigene Art Naturparks mit den charakteristischen steinernen „Council Rings“ (runden Zirkeln) schuf. Im Alter von 75 Jahren baute er sogar seine eigene Hochschule am Lake Michican, Wisconsin. Er wurde zu einer der epochemachenden Landschaftsarchitekten der Vereinigten Staaten.

Lilly Laursen hat sich seit 1985 mit dem spannenden Leben von Jens Jensen befasst. Foto: Ilse Marie Jacobsen

„Er war seiner Zeit voraus, und war schon damals gegen all die Autos“, wie Lilly Laursen lächelnd erklärte. Die Sonderburgerin ist in den vergangenen Jahrzehnten viermal nach Amerika gereist, um sich dort vor Ort die Arbeit dieses berühmten Mannes anzuschauen.

Alles begann in Düppel

Aber alles begann, wie gesagt, in Düppel. Der Sohn der Landwirtsfamilie Magdalene Sofie Petersen und Christian Jensen von Dybbøl Sned liebte die Natur, und für ihn war das Beste in der kleinen Schule auf Düppel der Weg dorthin.

„Das liebte er“, so Lilly Laursen. Anschließend ging es für den jungen Mann aus Düppel in die Landwirtschaftsschulen in Tune und Vinding. Aber auch nach Berlin, zur kaiserlichen Garde. In Berlin konnte er unter anderem die großen Parks studieren.

Warum nach Amerika?

Warum er sich 1884 nach Amerika aufmachte, darüber sind sich die Historiker offenbar nicht ganz einig. Einige meinen, dass seine große Liebe Anne Marie der Grund war. Sie war dem Vater von Jens Jensen offenbar nicht fein genug.

Über Jens Jensen wurden in Amerika diverse Bücher geschrieben. Foto: Ilse Marie Jacobsen

Andere meinen, dass der dänischgesinnte Jensen den Familienhof nicht in der deutschen Herrschaft übernehmen wollte. Jens Jensen und seine Freundin landeten zuerst in Florida, zogen dann weiter nach Iowa und nach Chicago. Er ließ sich als Gärtner und Obergärtner ausbilden und wurde Direktor für verschiedene Parks und Anlagen in Chicago. 1910 wurde er Ehrendoktor an der Universität in Wisconsin.

Natur tut Menschen gut

„Er hat schon früh erlebt, dass den Bewohnern nicht viel Platz eingeräumt wurde. Aber er wollte die grünen Areale in der Stadt bewahren. Die Natur tut den Menschen so gut. Die Parks sollten offen sein, und alle sollten sie frei nutzen können“, so Lilly Laursen.

In gemütlicher Runde erhielten die Teilnehmerinnen von der Lokalhistorikerin Lilly Laursen viele Informationen über Jens Jensen. Foto: Ilse Marie Jacobsen

Der Däne, dem die Natur so am Herzen lag, hatte viele Herausforderungen, da der Industrie oft mehr Platz eingeräumt wurde. Aber er kämpfte für die grünen Paradiese. Ein Merkmal für seine Parks waren die sogenannten Council Rings, wo Kinder, Jugendliche und Erwachsene miteinander plaudern konnten.

Er ließ sich nicht reinreden

Jens Jensen kannte unter anderem auch den dänischen Fotografen Jacob A. Riis von Ribe (Ripen), den dänischen Politiker H. P. Hanssen aus Nordschleswig, Präsident Franklin D. Roosevelt und den Autofabrikanten Henry Ford.

Einer seiner Parks wurde zum 100-jährigen Jubiläum vom professionellen Verein für Landschaftsarchitekten in Amerika für die hervorragende Architektur mit einem Gedenkstein versehen. Foto: Ilse Marie Jacobsen

Jens Jensen war ein temperamentvoller Mann, der sich nicht von anderen in den Kram reden ließ. „Wäre er nicht so beharrlich gewesen, dann wäre die Industrie dort überall gewesen“, so Lilly Laursen. Jens Jensen dichtete und malte auch.

The Clearing

Seine Frau Anne Marie, die er am 27. Oktober 1884 in Florida heiratete, starb nach der Silberhochzeit. In der Ehe wuchsen vier Kinder heran. Im Alter von 75 Jahren wollte Jensen sich einen großen Traum verwirklichen. Er baute 1965 die idyllisch mitten in der Natur gelegene grundtvigsche Volkshochschule The Clearing.

Sie sollte dort liegen, wo es ihn an Dybbøl Sned erinnerte. Seine zweite Frau Martha richtete dort unter anderem auch eine Webschule ein. 1951 starb Jens Jensen im Alter von 91 Jahren.

Nur die Natur

Die acht Zuhörerinnen des Sozialdienstes lauschten der Historikerin im Deutschen Museum Nordschleswig bei einer gemütlichen Tasse Kaffee und Gebäck und stellten zwischendurch immer wieder Fragen. Lilly Laursen genoss ihren Vortrag im kleinen Kreis: „Das war ein sehr gutes Erlebnis.“

In Jens Jensens Parks gab es manchmal auch ein großes Schwimmbad. Foto: Ilse Marie Jacobsen

Sie schloss ihren informativen Vortrag mit einem Spruch von Jens Jensen: Niemand übertrifft einen Landschaftsarchitekten – nur die Natur!

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