Lesung
Die Meisterin des unterhaltsamen Katastrophenromans
Die Meisterin des unterhaltsamen Katastrophenromans
Die Meisterin des unterhaltsamen Katastrophenromans
Hanne-Vibeke Holst stellte ihr neuestes Werk „Som Pesten“ auf Einladung der deutschen und dänischen Büchereien vor.
Wer Hanne-Vibeke Holst ist, muss man nicht lange erklären. Das wurde am Mittwochabend im Sonderburger Multikulturhaus schnell klar. Die rund 90 Gäste, die sich die Lesung mit der Meisterin des unterhaltsamen Katastrophenromans nicht entgehen lassen wollten, kamen voll auf ihre Kosten. Hanne-Vibeke Holst zog die Zuhörer unmittelbar in ihren Bann.
„Ich bin Maximalist“, bekannte sie angesichts ihres jüngsten Werkes „Som pesten“, das gute 680 Seiten umfasst. Diesen Umfang braucht das Buch auch, denn die gelernte Journalistin, die die hohe Kunst der intensiven Recherche aus dem Effeff beherrscht, hat darin viele Handlungsstränge – von der korrupten Pharmaindustrie über Karoline Branner, die idealistische dänische Ärztin an der WHO, eine Pandemie, die in Dänemark ihren Anfang nahm, bis hin zum narzisstischen Ehemann Jasper und politischen Intrigen – kunstvoll verwoben.
Stimmt alles
„Das stimmt alles, was sie aus dem medizinischen Bereich berichtete“, erklärte eine Ärztin, die die Lesung verfolgte. Genau darauf kommt es Hanne-Vibeke Holst auch an, erzählte sie mit viel Verve und Begeisterung für ihre Arbeit. Allerdings – die Arbeit an diesen Buch zog sich über vier Jahre hin, an denen sie an jedem einzelnen Tag schrieb. „Ich habe meine Figuren gut kennengelernt“, so Holst. Das glaubte jeder Gast sofort, denn wenn sie von der Ärztin Karoline oder dem Gatten Jasper berichtete, fühlte man, dass es für Holst lebendige Menschen aus Fleisch und Blut sind, die sie immer wieder überraschten – obwohl sie selbst sie erschaffen hat. Die Arbeitsüberlastung allerdings hätte sie auch fast in die Knie gezwungen. „Ich habe durchlebt, was meinen Figuren passiert“, bekannte sie. Das ging nicht spurlos an der Autorin vorbei.
Mit ihrem Roman über die Katastrophe hat Holst viel dafür getan, solch ein drohendes Szenario ins Bewusstsein zu rücken. „Ich will, dass ihr auch fürchtet. Denn die Frage ist nicht ob es passiert, sondern wann“, erläuterte sie und machte keinen Hehl daraus, dass sie eine Politik, die fortwährend im Gesundheitssystem und der Katastrophenabwehr auf nationaler wie internationaler Ebene spart, für grundfalsch hält.
Wie immer: in einer Holst dominiert eine Heldin das Geschehen, der ein Held zur Seite und glasklare Schurken gegenübergestellt werden. Die Kopenhagener Autorin sparte nicht mit Einblicken in ihren literarisches Schaffen, bezog andererseits aber auch die Zuschauer aktiv in den Abend mit ein. Wenn alles gut geht, sprich, wenn die Finanzen geklärt werden können, ist das Epos in absehbarer Zeit im Fernsehen als Serie zu sehen. Sollte es ein nordisches Projekt werden, muss Jasper wohl Schwede sein, schmunzelte Holst. „Aber Karoline bleibt Dänin“, unterstrich sie kategorisch.
Die Veranstaltung wurde auf Initiative des Verbandes Deutscher Büchereien Nordschleswig in Zusammenarbeit mit der dänischen Bücherei Sonderburg, der Dansk Centralbibliotek Flensborg und der Stadtbücherei Flensburg durchgeführt. Büchereidirektorin Claudia Knauer begrüßte die Gäste im Saal des Multikulturhauses deshalb zweisprachig und freute sich darüber, auch Gäste aus Flensburg zu begrüßen, die alle Dänisch beherrschten. Eine Übersetzung war nicht nötig.