Kommunalwahl

Mister SP: Kleinschmidt steigert persönliche Stimmen seit 2005 um 562 Prozent

Mister SP: Kleinschmidt steigert persönliche Stimmen seit 2005 um 562 Prozent

Mister SP: Kleinschmidt steigert persönliche Stimmen seit 2005 um 562 Prozent

Siegfried Matlok/ Hermann Heil
Nordschleswig
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Stephan Kleinschmidt, der Stimmenmagnet der Schleswigschen Partei. Foto: Scanpix

Das zweitbeste Ergebnis seit 1946 – dank Sonderburg. Vom Höhenflug bis zum blauen Auge: Siegfried Matlok und Hermann Heil wagen eine Wahlanalyse.

Die Schleswigsche Partei verbesserte ihr Ergebnis der Kommunalwahl 2013  am Dienstag in Nordschleswig auf 9.708 Stimmen. Das ist ein Gewinn von 1.088 Stimmen bzw. 12,6 Prozent.  Es gibt also allen Grund zur Freude, aber es ist ein Ergebnis, das nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass der Gewinn allein Sonderburg zu verdanken ist und dabei wohl eher der Person von Stephan Kleinschmidt als der Partei. Bei der jüngsten Wahl holte die SP fast 40 Prozent ihrer nordschleswigschen Stimmen in Sonderburg – diesmal waren es 59,7 Prozent.

Die Kommunalwahl brachte sogar das zweitbeste Ergebnis der Schleswigschen Partei seit 1946 bei allen Kommunal-, Amtsrats- und Folketingswahlen und verfehlte den historischen Rekord nur um drei Stimmen.  Das beste Ergebnis der SP seit 1946 kam bei der Folketingswahl 1953 zustande – mit 9.721. 

Kleinschmidt übertrumpft alle

In Sonderburg kletterte die Schleswigsche Partei Dienstag um  2.415   Stimmen – sensationelle 72 Prozent.  Gegenüber der Wahl 2005, als Stephan Kleinschmidt erstmalig als Spitzenkandidat fungierte, sogar sage und schreibe um 4.969 Stimmen  – um 562 Prozent!

Die früheren Stimmenzahlen: 875 Stimmen (2005)  1.525 Stimmen (2009) und 2013  3.378 Stimmen. 
Nach Sonderburg hatte Apenrade das zweitbeste SP-Ergebnis am Dienstag mit 1.974Stimmen. Gegenüber 2.762 Stimmen vor vier Jahren allerdings ein Rückgang um 28,5 Prozent bzw. 788 Stimmen. Das Ergebnis entsprach praktisch dem Resultat von 2005 mit 2.002 Stimmen und dem von 2009 mit 2.090 Stimmen.
 
In Tondern erreichte die Schleswigsche Partei 1.240 Stimmen  gegenüber 1.621 im Jahre 2013 – ein Minus um 381 Stimmen bzw. 23,5Prozent.  Zum Vergleich: Die Schleswigsche Partei kam 2005 auf 978 Stimmen und verbesserte sich 2009 auf 1.011 Stimmen,  also trotz des Rückgangs am Dienstag noch ein Ergebnis, das sich im Vergleich zu 2005 und 2009 durchaus noch  sehen lassen kann.

In Hadersleben gab es 701 Stimmen für die Liste S –  gegenüber 859, ein Minus um 158 Stimmen bzw. 18,4 Prozent. Damit lag die SP  aber immer noch über den Ergebnissen von 2005 (443 Stimmen) und 2009 (623). Damals war Uwe Jessen, der diesmal auf eigenen Wunsch auf Platz zwei stand, Spitzenkandidat in der Domstadt.

Die Wahlergebnisse der SP seit 1970. Bis 2001 handelt es sich hierbei um die Ergebnisse der Amtsratswahlen, ab 2005 um die Zahlen von Kommunalwahlen. 2017 kandidierte die SP erstmals auch zur Regionswahl (grüner Balken). Foto: DN

Erstmals bei der Regionswahl

Die SP trat erstmalig bei der Regionswahl in ganz Süddänemark an. In den vier nordschleswigschen Kommunen erzielte die SP insgesamt 4.536 Stimmen. In allen vier Kommunen kam Spitzenkandidat Gösta Toft nicht an das jeweilige kommunale Ergebnis heran – und bei der Premiere mit einem blauen Auge davon!  

Die SP holte in allen 22 Kommunen der Region Süddänemark Stimmen wie folgt: 

Apenrade 1.611
Sonderburg 1.504
Tondern 745
Hadersleben 676
Odense 216
Kolding 127
Esbjerg 76
Vejle 56
Vejen 52
Svendborg 35
Middelfart 31
Faaborg Midtfyn 29
Varde 20
Billund 18
Nyborg 16
Nordfyn 15
Fredericia 15
Assens 13
Langelund 8
Ærø 6
Kerteminde 5
Fanø 4

Das ergab insgesamt 5.278 Stimmen – bzw. 0,8 Prozent. 

Außerhalb Nordschleswigs holte die SP also 742 Stimmen, das bedeutet, dass sich die SP insgesamt 86 Prozent aller Stimmen in ihrem Kernbereich Nordschleswig sicherte. 

Das SP-Ergebnis in der Region lag in Nordschleswig mit 4.536 Stimmen auf dem Niveau der jüngsten Amtsratszahlen von 2005, als die Liste S damals 4.297 Stimmen bekam. 

Die Sozialdemokraten sind kommunal mit  insgesamt 41.621 Stimmen die größte Partei in Nordschleswig.  Bemerkenswert, dass der sozialdemokratische Bürgermeister Erik Lauritzen mit 18.041  das Ergebnis der Regionswahl seiner Partei in Sonderburg um 5.404 Stimmen übertraf. Ein enormer persönlicher Vertrauensbonus für den neuen und alten Bürgermeister!  Die Liste A verzeichnete kommunal 41,6 Prozent  in Nordschleswig gegenüber 32,5 Prozent im Landesdurchschnitt – aber nur enttäuschende 23,4 auf Regionsebene.  

Venstre wurde zweitgrößte Partei mit insgesamt 37.686  Stimmen, wobei es in Apenrade und Hadersleben (mit den dennoch wiedergewählten Bürgermeistern Thomas Andresen und H. P. Geil), vor allem aber in Sonderburg deutliche Stimmenverluste gegenüber 2013 gab, wo Venstre auf 20,7 Prozent abstürzte.  In Tondern erzielte Venstre-Bürgermeister Henrik Frandsen ein auch landespolitisch interessantes Resultat, nämlich gegen den Trend ein Plus von 2,4 Prozentpunkten auf 44,6 Prozent!  Prozentual doppelt so viel wie in Sonderburg.
Bei der Regionswahl lag Venstre jedoch  mit der aus Lügumkloster stammenden Spitzenkandidatin Stephanie Lose im Wahlkreis Tondern mit 46,9 Prozent sogar noch über dem lokalen Resultat,  obwohl Venstre in der gesamten Region mit der neuen und alten Regionsvorsitzenden nur 32,4 Prozent Zustimmung fand.  

Die Dänische Volkspartei ist in Nordschleswig – bei der Folketingswahl wegen der DF-Erfolge noch als „gelbes Nordschleswig“ benannt und verdächtigt – nur auf Platz drei mit 15.211 Stimmen in den vier Kommunen.  Das beste Einzelergebnis meldete DF Hadersleben mit 14 Prozent – immerhin deutlich über dem Landesschnitt von 8,8 Prozent und 10,8 in der Region Syddanmark, wo SF mit dem früheren Außenminister Villy Søvndal knapp 90.500 Stimmen bzw. 13,8 Prozent der Stimmen eroberte – gegenüber 5,7 im ganzen Lande.

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