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Schulen im Shutdown: So läuft der Unterricht

Schulen im Shutdown: So läuft der Unterricht

Schulen im Shutdown: So läuft der Unterricht

Sonderburg/Sønderborg
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Notfallbetreuung auf dem Kindercampus Lunden. Rund acht Kinder kommen täglich in die Schule. Foto: Karin Riggelsen

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Im weiter anhaltenden Shutdown stehen Lehrkräfte, Eltern und Schüler vor besonderen Herausforderungen. Mit einer flexiblen Notfallbetreuung und neuen Online-Strukturen richten sich die deutschen Schulen in der Kommune Sonderburg auf die Situation ein.

Eltern, die mit ihren Kindern im Homeoffice arbeiten. Grundschüler, die neue Unterrichtsformen am Laptop lernen. Lehrkräfte, die Videos aufnehmen: Der andauernde Shutdown stellt alle Beteiligten vor neue Herausforderungen. Wie gehen die drei deutschen Schulen in der Kommune Sonderburg mit diesen Herausforderungen um?

An der Förde-Schule in Gravenstein (Gråsten) ist der Alltag im Shutdown eingespielt, aber für alle herausfordernd. Rund fünf bis zehn Kinder der Klassen 0 bis 4 kommen täglich in die Notfallbetreuung, die ein bis zwei Lehrkräfte übernehmen.

Straffer Online-Unterricht

In den höheren Klassen folgen die Schüler einem straffen Stundenplan, der vier bis fünf Stunden pro Tag umfasst. In den Klassen 6 und 7 sind es rund sechs Stunden Online-Unterricht pro Tag.

„Das funktioniert wirklich super, die Schüler loggen sich jeweils zur vollen Stunde ein und haben Unterricht bis 20 Minuten vor. Dann bitten wir sie, eine Schirm-Pause zu machen. Was nicht immer eingehalten wird, da die Schüler ja auch miteinander reden und kommunizieren wollen, wenn der Lehrer mal nicht dabei ist. Das kann man ja auch gut verstehen“, so Schulleiter Niels Westergaard.

Man merkt den Lehrern an, dass sie am Limit sind. Viele der Kollegen haben selbst Kinder zu Hause, die sie betreuen müssen. Neben dem Unterricht müssen sie Aufgaben korrigieren oder mit Kindern telefonieren, die einen besonderen Förderbedarf haben.

Niels Westergaard, Schulleiter

Die Schüler der Klassen 0 bis 3 werden langsam an den Online-Unterricht herangeführt. „Je kleiner die Kinder sind, desto größer werden ja die Eltern beansprucht. Und nicht alle Haushalte sind mit den entsprechenden Geräten ausgestattet.“ Die Förde-Schule sorgt dafür, dass Schüler Geräte von der Schule leihen können.

Eine sehr hohe Belastung für alle

Die Lehrkräfte seien mit dem Online-Unterricht und der Online-Betreuung extra beansprucht, sagt der Schulleiter.

„Man merkt den Lehrern an, dass sie am Limit sind. Viele der Kollegen haben selbst Kinder zu Hause, die sie betreuen müssen. Neben dem Unterricht müssen sie Aufgaben korrigieren oder mit Kindern telefonieren, die einen besonderen Förderbedarf haben. Einige Lehrer haben damit begonnen, Videos zu drehen und zu verschicken, beispielsweise wenn ein neuer Buchstabe oder eine neue Zahl eingeführt wird. Das alles nimmt viel Zeit in Anspruch, und man merkt, dass bei Lehrern, aber auch bei Eltern, die Nerven oft blank liegen. Das ist für uns alle eine sehr herausfordernde Situation und eine sehr hohe Belastung.“

Der Schulalltag ist noch lange nicht zurück: Schulleiterin Henriette Tvede Andersen im Klassenzimmer der Vorklasse. Foto: Sara Wasmund

Wir vertrauen den Eltern, und wenn jemand sein Kind in die Notbetreuung gibt, hat das einen guten Grund.

Henriette Tvede Andersen, Schulleiterin

An der Deutschen Schule Sonderburg (DSS) wird die Notfallbetreuung für Grundschüler gut genutzt, sagt Schulleiterin Henriette Tvede Andersen. „In den ersten ein bis zwei Wochen des Shutdowns haben viele Eltern versucht, die Kinder zu Hause zu betreuen und von zu Hause aus zu arbeiten. Aber auf Dauer war das für viele nicht möglich. Derzeit haben wir im Durchschnitt rund 20 Kinder in der Notbetreuung“, so die Schulleiterin. Insgesamt gibt es in den ersten vier Klassen 79 Kinder.

„Wir vertrauen den Eltern“

Viele Eltern würden nicht von zu Hause aus arbeiten können und seien auf die Notbetreuung angewiesen. „Und auch diejenigen, die von zu Hause aus arbeiten, nebenbei aber nicht auch noch die Kinder betreuen können, dürfen die Kinder in die Notfallbetreuung geben“, sagt Henriette Tvede Andersen. Vier Lehrer sind vor Ort in den Unterricht eingebunden, die anderen Lehrkräfte unterrichten online.

Nachweise über Arbeitsumfang und Aufgabe, wie sie beispielsweise in Deutschland für Notbetreuungen vorgelegt werden müssen, seien an der DSS nicht gefragt. „Insgesamt haben wir einen sehr guten Kontakt mit den Eltern. Wir vertrauen den Eltern, und wenn jemand sein Kind in die Notbetreuung gibt, hat das einen guten Grund.“

Hände desinfizieren ist auch auf dem Kindercampus Lunden für alle Pflicht. Foto: Karin Riggelsen

Auf dem Kindercampus in Lunden kommen durchschnittlich 6 bis 8 von insgesamt 18 Grundschülern zum Unterricht ins Haus. „Wir haben auch einige Schüler eingeladen, die einen besonderen Förderbedarf haben“, berichtet Schulleiterin Marion Petersen. Alle drei Lehrkräfte plus Schulleiterin sind in der Schule, um den Betrieb am Laufen zu halten. In der Schulfreizeitordnung werden täglich drei bis vier Kinder notbetreut.

„Alle geben ihr Bestes in dieser besonderen Situation“

„Wir haben die Notbetreuung allen Eltern angeboten, jeder, der Bedarf hat, kann sie nutzen. Ansonsten gibt es in den Hauptfächern Wochenmappen mit einem Wochenplan, der zu Hause umgesetzt werden kann.“ Der Online-Unterricht läuft über drei Online-Sitzungen pro Woche, hier können die Schüler Fragen stellen und den Stoff mit den Lehrern durchgehen.

„Insgesamt ist der Kontakt zu den Eltern und den Schülern sehr gut. Alle geben ihr Bestes in dieser besonderen Situation.“

 

Eine 1:1-Betreuung im Kindercampus Lunden. Foto: Karin Riggelsen
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