Jahrhundertsturmflut

Sommerhaus unter Wasser: Was Elise Fritze nach der Sturmflut erlebt hat

Sommerhaus unter Wasser: Was Elise Fritze nach der Sturmflut erlebt hat

Sommerhaus unter Wasser: Was nach der Sturmflut geschah

Brunsnis/Brunsnæs
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Land unter am Sommerhaus der Familie Fritze Ende Oktober 2023 Foto: Privatfoto

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Die direkte Lage am Wasser hatte ihren Preis, als die Sturmflut im Oktober 2023 auch das Sommerhaus der Familie Fritze in Brunsnis überflutete. Die Hamburger Besitzerin erzählt dem „Nordschleswiger“, wie sie mit den Schäden umgegangen ist.

Direkt an der Küste gelegen, ist das Sommerhaus von Elise Fritze seit Jahrzehnten ein beliebter Aufenthaltsort für die Hamburger Besitzerin und deren Familie.

Doch im Oktober 2023 wurde der Standort direkt an der Flensburger Förde im Laufe der Sturmflut zur Gefahr. Das Hochwasser stieg die Erhöhung hinauf zum Haus und setzte das Erdgeschoss knöcheltief unter Wasser.

Neue Böden, weiteres Gutachten

Knapp drei Monate später erzählt Elise Fritze, wie sie die Zeit nach der Sturmflut erlebt hat und wie die Zusammenarbeit mit Versicherungen und Handwerkern ablief.

„Aktuell geht es darum, dass auch die neuen Böden im Haus vom Sturmflutrat übernommen werden. Der Gutachter der Versicherung soll eine zweite Einschätzung schicken, alternativ müsste ein zweiter Kostenvoranschlag für die Böden her“, erläutert die 48-Jährige.

Der Boden im Haus musste komplett entfernt werden, nachdem das Wasser im Erdgeschoss stand. Foto: Privatfoto

Sie kennt das Sommerhaus seit ihrer Kindheit. „Meine Uroma baute das Haus in den 1950er-Jahren, und seitdem ist es in Familienbesitz. Ich habe es vor etwa 20 Jahren mal umfassend saniert. Als ich es übernahm, musste ich dem Justizministerium die besondere Beziehung zu Dänemark nachweisen. Ein Teil meiner Familie hat hier im Grenzland gelebt, und Nordschleswig war mal deutsch und mal dänisch. Ich habe damals unseren Stammbaum an das Justizministerium geschickt.“

Nachdem mehrere Generationen unzählige Urlaube an der Adresse „Engen“ verbracht hatten, wandelte sich das Meer 2023 vom Freund zum Feind. Dass das Wasser der Förde derart hoch steigt, hatte Elise Fritze noch nie zuvor erlebt.

Die Überschwemmungen der Sturmflut trafen das Haus der Familie schwer. Foto: Sara Eskildsen

Als die Sturmflut begann, war die Familie gerade zu Besuch in Kopenhagen. „Die Nachbarn waren so nett und haben uns Sandsäcke besorgt, die man bei der Feuerwache abholen konnte. Wir sind dann nach Brunsnis gefahren und haben alle Möbel hochgestellt, und einiges konnten wir bei den Nachbarn lagern. Wir als Familie haben auf der Empore geschlafen.“

„Das Wasser fand seinen Weg“

Trotz der ausgelegten Sandsäcke drang das Wasser im Laufe der Stunden in das Haus ein. „Damals hat man unter den Boden kein ordentliches Fundament gelegt; unter dem Boden und der Isolierung war einfach nur Sand. Das Wasser fand seinen Weg, und alles hat sich vollgesogen“, so die Hausbesitzerin.

Die Familie entfernte die vollgesogene Isolierung in tagelangem Einsatz, um Folgeschäden zu vermeiden. Foto: Privatfoto

Als das Wasser am nächsten Tag wieder weg war, begann die Familie mit Unterstützung der Nachbarn sofort mit der Schadensbehebung. Die durchweichten Böden, mitsamt Isolierung, wurden in den Tagen danach entfernt.

Was folgte, waren Trocknungsmaßnahmen. Mehrere Trockengeräte wurden von einem Unternehmen aufgestellt – und die Stromkosten mit über 10.000 Kilowattstunden gingen durch die Decke. Was die Übernahme dieser Kosten anging, musste sich Elise Fritze in Geduld üben. Mehrere E-Mails und Anfragen blieben zunächst unbeantwortet.

„Mir ist bewusst, dass die Versicherungen in den Wochen nach der Sturmflut sehr viel zu tun hatten. Sie haben sicher ihr Bestes gegeben, aber dass zunächst so gar keine Rückmeldung kam, das fand ich schwierig.“

40.000 Kronen allein für Trocknungsgeräte

Mittlerweile weiß die Sommerhausbesitzerin: Die Stromkosten werden wahrscheinlich größtenteils von der Sturmflutversicherung gedeckt, und auch die Rechnung für die drei Trocknungsgeräte – hierfür sind über 40.000 Kronen berechnet worden – ist an die Versicherung weitergeleitet.

Zwischen Grund und Bodenbereich des Hauses ist eine Trennschicht gelegt worden. Was nun noch fehlt, ist ein neuer Boden ­– und die Übernahme dieser Kosten.

Auch der Naturskaderad ist eine großartige Einrichtung, in Zeiten der Klimakrise sehr fürsorglich für die Menschen in Dänemark.

Elise Fritze

„Auch wenn es nur ein Sommerhaus ist, haben die Nachbarn und die Menschen vor Ort uns total toll unterstützt. Dafür bin ich sehr dankbar. Auch der Naturskaderad ist eine großartige Einrichtung, in Zeiten der Klimakrise sehr fürsorglich für die Menschen in Dänemark. Es wäre toll, wenn es so etwas auch in Deutschland gäbe.“

Die Rechnungen werden vorerst mit Kredit gezahlt

 

Bis der Gutachter seinen Bericht vorgelegt hat – und bis zur erhofften Auszahlung durch die Versicherung –, muss Elise Fritze die Kosten für die Schadensbehebung selbst stemmen. Dafür hat sie einen Kredit aufgenommen, 75.000 Kronen sind an Rechnungen fällig.

Sie hofft jetzt, dass die Versicherung die Kosten schnellstmöglich übernimmt. Und dass die nächste Sturmflut dieses Kalibers lange auf sich warten lässt. Damit die Urlaubstradition im Brunsniser Sommerhaus noch viele weitere Jahrzehnte fortgesetzt werden kann. Mit und trotz direkter Wasserlage.

 

 

 

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Kirsten Bachmann