Deutsch-dänischer Bahnverkehr
Züge aus Schleswig-Holstein bis Tingleff in Sicht
Züge aus Schleswig-Holstein bis Tingleff in Sicht
Züge aus Schleswig-Holstein bis Tingleff in Sicht
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Der Nahverkehrsverbund Nah.sh verhandelt mit DSB und dänischem Transportministerium über grenzüberschreitende Fahrten mit Batteriezügen: Die neuen elektrischen DSB-Regionalzüge fahren nur bis zur Stromgrenze Pattburg. Von Hamburg könnten schleswig-holsteinischer Regionalzüge bis Fredericia rollen.
Im „Kleingedruckten“ der neuen überparteilichen Vereinbarung über einen dänischen Infrastrukturplan bis 2035 mit Investitionen in Höhe von 86 Milliarden Kronen allein im Bereich Eisenbahnen werden „Untersuchungen der Möglichkeit“, „deutsche Züge auf der Strecke Flensburg-Pattburg-Tingleff (Flensborg-Padborg-Tinglev)“ mit direkter Zugverbindung nach Kiel einzusetzen, genannt. Beim Nahverkehrsverbund Nah.sh, der im Auftrag der schleswig-holsteinischen Landesregierung den regionalen Schienenverkehr organisiert, besteht die Bereitschaft, Züge von Kiel und Hamburg über Flensburg hinaus nach Dänemark rollen zu lassen.
Bahnstromgrenze behindert grenzüberschreitenden Verkehr
Hinter der Anmerkung im Infrastrukturabkommen (Seite 12) versteckt sich ein Problem für den grenzüberschreitenden Regionalverkehr, wenn in den kommenden Jahren die Dänischen Staatsbahnen (DSB) ihre über 100 neuen elektrischen Triebwagen des Typs Coradia Stream des Herstellers Alstom in Betrieb nehmen.
Im Gegensatz zu den heute von Aarhus und Kopenhagen bis Flensburg eingesetzten Intercitytriebwagen IC3 können die neuen supermodernen DSB-Züge, die ab 2024 im dänischen Inlandsverkehr eingesetzt werden, die deutsch-dänische Grenze nicht überqueren. Sie sind nur für dänischen Bahnstrom mit 25 Kilovolt/50 Hertz und nicht für 15 Kilovolt/16,7 Hertz wie in den Fahrleitungen in Deutschland und Schweden eingerichtet.
Nur Fernverkehrsloks der DSB mit Zweistromtechnik
Nur die neuen DSB-Elektroloks der Baureihe EB für den Personenfernverkehr Kopenhagen-Hamburg und die meisten Güterzugloks im Transitverkehr besitzen Zweisystemtechnik für die Überquerung der Stromgrenze im Bereich des Pattburger Bahnhofs. „Wir überlegen gemeinsam mit den DSB und dem dänischen Transportministerium, die für Einsatz zwischen Kiel und Flensburg vorgesehenen elektrischen Triebwagen mit Akkumulatoren bis Pattburg, Tingleff oder auch Sonderburg fahren zu lassen“, berichtet der für die Bereiche Fahrplan und Fahrzeuge zuständige Mitarbeiter bei Nahh.sh, Jochen Kiphard, dem „Nordschleswiger“.
Ab 2022 Batteriezüge in Schleswig-Holstein
Die „Batterietriebwagen“ des Herstellers Stadler, werden ab Ende 2022 in Schleswig-Holstein zum Einsatz kommen. Die Akkus der Triebwagen werden während des Aufenthaltes unter elektrischen Oberleitungen im Bereich Kiel und Flensburg aufgeladen. Auf den nicht elektrifizierten Strecken können die Züge umweltfreundlich mit Batteriestrom fahren. „Die Triebwagen können auch über die deutsch-dänische Grenze fahren. Wegen des dänischen Bahnstroms müssten noch einige technische Fragen gelöst werden“, so Kiphard, der erläutert, dass bei einem Einsatz in Dänemark zusätzliche Fahrzeuge angeschafft werden müssten. Die geräuscharmen Akkutriebwagen können aufgeladen nach neuen Untersuchungen weit über 100 Kilometer zurücklegen.
Ab 2027 Zweisystemzüge möglich
Kiphard erklärt, dass sich weitere Möglichkeiten zur Verbesserung des grenzüberschreitenden Zugverkehrs abzeichnen, wenn in Schleswig-Holstein ab 2027 neue Fahrzeuge für den schnellen Regionalverkehr zwischen Hamburg und Flensburg beschafft werden. „Dann könnten auch elektrische Züge mit Zweisystemausrüstung zum Einsatz kommen, die beispielsweise auch bis Fredericia fahren könnten“, so Kiphard.
Bahnstationen in Nordschleswig wieder eröffnen
Im dänischen Nordschleswig gibt es die Möglichkeit, vor Jahrzehnten stillgelegte Bahnstationen wiederzubeleben, wenn die spurtstarken und zugleich wegen ihres elektrischen Antriebs sparsamen Batteriezüge bis Sonderburg (Sønderborg) eingesetzt werden. Das gilt für Bereiche im Industriegebiet Pattburg oder in Rinkenis (Rinkenæs) oder Westersatrup (Vester Sottrup).
In Schleswig-Holstein hat Nah.sh in den vergangenen Jahren mehrere Strecken wiederbelebt und Bahnhöfe wiedereröffnet. Im Bereich der Bahnstrecke Kiel-Flensburg wird der 1987 geschlossene Bahnhof Lindaunis (Lindaunæs) an der Schlei wiedereröffnet. Geplant wird zwischen Eckernförde (Egernførde)-Süderbrarup (Sønder Brarup) und Kappeln (Kappel) touristischer Bahnverkehr. Zwischen Süderbrarup und Kappeln wird die Strecke derzeit nur für Museumsverkehr genutzt. Die Akkutriebwagen, die in Schleswig-Holstein nach und nach auf allen nicht elektrifizierten Nebenbahnstrecken zum Einsatz kommen, fahren emissionsfrei und sind barrierefrei. Sie bieten ebenso wie die neuen dänischen Regionaltriebwagen Coradia Stream, die im Werk Salzgitter des französischen Konzerns Alstom gefertigt werden, Platz für Fahrräder, Kinderwagen und hohen Fahrkomfort.
Bei der Präsentation der DSB-Fahrzeugbeschaffung spielte offenbar keine Rolle, ob die Triebwagen die dänische Grenze Richtung Schweden oder Deutschland überqueren können. Bei den DSB war auf die neuen Fernzüge verwiesen worden, die ohne Lokwechsel in einigen Jahren zum Einsatz kommen. Diese werden aber voraussichtlich weder Bahnhöfe in Nordschleswig noch im Raum Flensburg bedienen. Jochen Kiphard erklärt, dass in den kommenden Jahren vermutlich weiter IC3-Dieseltriebwagen von Flensburg nach Aarhus fahren, da es noch viele Jahre dauern wird, bis elektrische Züge zwischen Fredericia und Aarhus fahren können, wo die Installation von Oberleitungen vorgesehen ist.