Restaurierung

Gedenkstein zur Erinnerung an die Gefallenen im neuen Glanz

Gedenkstein im neuen Glanz

Gedenkstein im neuen Glanz

Tingleff/Tinglev
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Steinmetz und Restaurator Per Hermansen bei der Arbeit. Foto: Friedrich Hartung

In Verbindung mit dem 100-jährigen Bestehen der dänischen Widereingliederung Nordschleswigs („Genforening“) hat der Tingleffer Gemeinderat die Renovierung des Gedenksteins veranlasst, der an die Soldaten aus dem hiesigen Raum erinnert, die im Ersten Weltkrieg ums Leben kamen. Restaurator Per Hermansen ist dabei etwas aufgefallen.

Mit feinen Pinselstrichen sind die vielen Namen auf dem Gedenkstein auf dem Tingleffer Friedhof mit neuer silberner Farbe versehen worden. Der hohe Stein erinnert an die Männer aus den hiesigen Kirchspielen, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben ließen.

Da Nordschleswig damals noch zu Deutschland gehörte, mussten auch all diejenigen in den Krieg ziehen, die dänisch gesinnt waren.

Die Restaurierung des Steins hat Per Hermansen von der Firma „Tønder stenhuggeri“ ausgeführt. Bis vor zwei Jahren war er noch Inhaber des Betriebs. „Nun bin ich nur noch Angestellter“, so Hermansen zum „Nordschleswiger“, als er am Freitagmorgen am Gedenkstein so allmählich seine Sachen packte.

Die Erneuerung der Schriftzüge war vollbracht. „Es waren ca. 2.400 Buchstaben“, so der erfahrene Steinmetz.

Besondere Emotionen bei der Arbeit

In Verbindung mit dem Jubiläumsjahr der „Genforening“ habe es in ganz Nordschleswig verhältnismäßig viele Aufträge für die Restauration solcher Gedenksteine gegeben. Bei aller Routine sei das Arbeiten an diesen Monumenten etwas Besonderes, so Hermansen.

„Man macht sich den historischen Hintergrund bewusst, und ich muss immer an die jungen Männer denken“, so Hermansen.

Das idyllische Ambiente des Friedhofes verstärke das Insichgehen. „Die Vögel zwitschern und die Sonne scheint. Das ist eine besondere Atmosphäre, die einen nachdenken lässt“, so Per Hermansen.

Einige Orte auf dem Gedenkstein, darunter Baistrup/Bajstrup, haben irgendwann einmal die deutsche Schreibweise erhalten. Foto: Friedrich Hartung

Er hat jedes Zeichen und das große Symbol auf dem Stein mit neuer Farbe versehen. Aufgefallen ist ihm, dass ein Schriftzug über den eingravierten Namen auf jeder Seite des Steins entfernt worden ist.

Was war da mal?

„Hier, wo um den gesamten Stein eine Zierleiste hineingeschliffen wurde, hat mal etwas gestanden. Man kann noch Teile von Buchstaben erkennen“, so Hermansen und zeigt mit dem Finger auf eine entsprechende Stelle.

Per Hermansen restaurierte den Gedenkstein, der an hiesige Bürger erinnert, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben ließen. Foto: Friedrich Hartung

 

Es würde ihn schon interessieren, was da mal gestanden hat, ergänzt der Steinmetz.

Das wird sicherlich auch andere interessieren, also bietet sich ein Anruf bei Bent Pawlowsiki an, Tingleffkenner und eine der treibenden Kräfte des ehrenamtlich geführten lokalhistorischen Archivs.

Pawlowksi machte sich erst einmal auf der Suche in seinem hausinternen Archiv. Dort stieß er lediglich auf neuere Fotos, auf denen der Gedenkstein ebenfalls den gräulichen Zierstreifen ohne erkennbare Buchstaben hat. Dass der Stein mal einen Schriftzug an besagter Stelle hatte, sei ihm nicht bekannt.

In der kommenden Woche könne er mal im lokalhistorischen Archiv in der Bücherei nach älterem Material stöbern. „Vielleicht  stößt man da auf etwas“, so Pawlowski.

Man macht sich den historischen Hintergrund bewusst, und ich muss immer an die jungen Männer denken.

Per Hermansen
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