Windkraft

Neue Bedenken wegen Windenergieplänen südlich der Grenze

Neue Bedenken wegen Windenergieplänen südlich der Grenze

Neue Bedenken wegen Windenergieplänen südlich der Grenze

Böhlau/Bølå
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Aage Bräuner fordert schon seit Jahren eine annehmbarer Lösung für das Windradproblem vor seiner Haustür. Foto: Aktiv Riggelsen

Schleswig-Holstein aktualisiert gerade seine Pläne für Windkraftanlagen und hat Vorranggebiete ausgewiesen. Windkraftareale sind und bleiben in unmittelbarer Nähe zur dänischen Grenze bei Böhlau aktuell. Die Anwohner sehen sich weiterhin in der Klemme und pochen auf eine Lösung.

Das jetzt auch noch! Aage Bräuner aus Böhlau und Nachbarn kämpfen schon seit Jahren gegen „Windmühlen“. Erst sind auf dänischer Seite Windkraftanlagen errichtet worden, später kamen dann an die 20 Windräder in unmittelbarer Nähe auf deutscher Seite hinzu. Durch Geräusche und optischen „Smog" sehen die Böhlauer ihre Lebensqualität beeinträchtigt und befürchten zudem einen erheblichen Wertverlust der Häuser.

Wegen aktueller Pläne in Schleswig-Holstein scheint es auf ein dauerhaftes oder sogar größer werdendes Problem hinauszulaufen. In den überarbeiteten Regionalplänen sind Vorranggebiete ausgewiesen, darunter das Gebiet direkt bei Böhlau.

Deutsche Vorranggbiete an der Grenze zu Dänemark bei Böhlau Foto: DN

Die Pläne sind über die sogenannte Espoo-Konvention für Maßnahmen mit grenzüberschreitender Wirkung der dänischen Umweltbehörde mitgeteilt worden und sind auch über die Homepage der Kommune Apenrade aufrufbar. Im Rahmen einer Anhörung kann bis zum 9. März Stellung bezogen werden.

Einsamer Kampf der Anrainer

Das werde man auf jeden Fall tun, auch wenn man nach wie vor das Gefühl habe, auf weiter Front allein zu kämpfen, so Aage Bräuner zum „Nordschleswiger“.

Das Problem: Die später auf deutscher Seite errichteten Windkraftanlagen bei Böhlau sind zwar mit Einhaltung deutscher Richtlinien errichtet worden. In der Summe mit den dänischen Anlagen werden laut einer Berechnung aber Schallgrenzwerte überschritten. Die dänische Umweltbehörde und auch die Kommune Apenrade hätten es damals schon beachten, und sie hätten gegen die grenznahe Errichtung intervenieren müssen, so die Meinung von Aage Bräuner und Mitstreiter. 

Sie werden nun erneut zum Ausdruck bringen, dass sie durch die Anlagen auf deutscher Seite in der Summe beeinträchtigt sind. 

Der Preis muss stimmen

Man sei auch bereit, aus Böhlau wegzuziehen. Dort könnte dann ein reines Windenergiegebiet ohne unmittelbare Anrainer entstehen. „Das setzt aber voraus, dass unsere Anwesen für einen angemessenen Preis aufgekauft werden“, so Bräuner.

Die Kommune Apenrade wird ebenfalls einen Kommentar zur Anhörung abgeben „und sich kritisch zu der Problematik äußern. Wir werden zum Ausdruck geben, dass wir besorgt sind, wenn es zu einem Ausbau von Anlagen nahe der Grenze kommen sollte. Die deutschen Behörden haben aber versichert, dass die dänischen Richtlinien bei der Errichtung von Windkraftanlagen eingehalten werden. Das ist erst einmal positiv“, so Philip Tietje, Vorsitzender des Wachstumsausschusses der Kommune Apenrade.

Aage Bräuner (l.) und Apenrade Bürgermeister Thomas Andresen (V). Die Kommune verweist zur Lösung des grenzüberschreitenden Windrad-Problems an den dänischen Staat. Foto: Archiv Riggelsen

Er habe Verständnis für den Unmut der Anwohner in Böhlau, die mit den zusätzlichen Anlagen auf deutscher Seite in eine missliche Lage geraten sind. „Die Kommune hat aber kaum Handlungsmöglichkeiten. Apenrade ist nicht die zuständige Behörde. Die Zuständigkeit liegt beim Staat und beim Minister“, so Tietje.

Bemühungen der Landespolitiker verpufft

Darüber ist sich mittlerweile auch Aage Bräuner bewusst. Er hatte auch schon Folketingspolitiker bei sich im Garten zu Besuch, um auf die Situation aufmerksam zu machen und eine Lösung einzufordern. „Das angedeutete Bemühen einiger Politiker ist aber verpufft. Für uns hat sich nichts geändert. Es ist deprimierend“, so Bräuner mit einem Hauch von Niedergeschlagenheit.

Die Kommune hat aber kaum Handlungsmöglichkeiten. Apenrade ist nicht die zuständige Behörde. Die Zuständigkeit liegt beim Staat und beim Minister.

Philip Tietje

 

Mit der Überschreitung von Grenzwerten sehe er die Böhlauer klar im Recht für eine angemessene Wiedergutmachung. Dieses Recht geltend zu machen, scheine aber aussichtslos, zumal es eine bilaterale Angelegenheit ist. Man habe auch erwogen zu prozessieren.

„Die Kosten sind aber ebenso nicht abzusehen wie die Aussichten auf Erfolg, weshalb das nicht infrage kommt“, so Bräuner. Man habe auch untersucht, ob es zuständige Stellen bei der EU gibt, die sich solcher Klagen annehmen. „Wir sind aber auch hier nicht weitergekommen“, so der leidgeprüfte Nachbar großer Windräder.

Seine und die Hoffnung der betroffenen Nachbarn auf einen Ausweg ruhen nach wie vor auf Folketingspolitikern und auf den dänischen Staat.

Vor einigen Jahren hatte Aage Bräuner bei sich zahlreiche Folketings- und Regionalpolitiker zu Gast mit der Hoffnung, dass sie ihn und seine Nachbarn beim Problem mit deutsche Windrädern helfen werden. Foto: Archiv Riggelsen
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