Jubiläum der deutsch-dänischen Grenze

„Ribe Folkemødet“ mit vielen deutschen Beiträgen

„Ribe Folkemødet“ mit vielen deutschen Beiträgen

„Ribe Folkemødet“ mit vielen deutschen Beiträgen

Ripen/Ribe
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Die älteste Sadt Dänemarks, Ripen (Ribe), bildet dem Rahmen für die Veranstaltungsreihe „Grænsen“, mit der mit einem Jahr Verspätung die Vereinigung Nordschleswigs mit Dänemark im Jahre 1920 gewürdigt wird. Foto: Volker Heesch

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Vom 14. bis zum 17. Oktober gibt es in der einstigen Grenzstadt einen Veranstaltungsreigen anlässlich der Feier zum Gedenken der Grenzziehung vor 101 Jahren. Der BDN-Hauptvorsitzende Hinrich Jürgensen spricht am 15. Oktober bei der Eröffnung Grußworte. Die Veranstalter hoffen auf viele Gäste aus Nordschleswig.

In der kommenden Woche geht in Ripen (Ribe) ein weiteres Großereignis über die Bühne, das aufgrund der Corona-Pandemie im eigentlichen Jubiläumsjahr der in Dänemark als Wiedervereinigung gefeierten Eingliederung Nordschleswigs ins Königreich im Jahre 1920 erst dieses Jahr durchgeführt werden kann.

Folketingspräsident eröffnet „Grænsen“

Das offiziell unter dem Titel „Grænsen“ organisierte Großereignis wird am Freitag, 15. Oktober, von Folketingspräsident Henrik Dam Kristensen eröffnet. Seit dem Zweiten Schleswigschen Krieg 1864 bis zur neuen Grenzziehung 1920 befand sich Ripen in der Rolle einer Grenzstadt nur wenige Kilometer vom damals preußischen Schleswig. Im Verlauf der Eröffnungsfeier ab 13.30 Uhr im Dom zu Ripen sprechen der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), Hinrich Jürgensen, die Vorsitzende des Dachverbandes der dänischen Minderheit (SSF), Gitte Hougaard-Werner, und der stellvertretende Vorsitzende des Regionsrates Süddänemark, Poul-Erik Svendsen, Grußworte.

Auf der Homepage der Veranstaltung sind ausführliche Informationen zu finden. Foto: Grænsen

 

Es werden viele Besucher aus Nordschleswig und Schleswig-Holstein erwartet. Das Spektrum der Veranstaltungen, die ersten beginnen bereits am Donnerstag vor der offiziellen Eröffnung, umfasst neben vielen Vorträgen auch Konzerte, Lesungen und Diskussionen. Das Gesamtprogramm kann im Internet unter https://www.folkemodeiribe.dk eingesehen werden.  Im „Ribe Fridtidscenter“ stehen am Donnerstag, 14. Oktober, von 17 bis 19 Uhr deutsch-dänische Handballspiele der Jugendteams von Ribe HK, Rødekro/Aabenraa und SG Flensburg-Handwitt auf dem Programm.

Kulinarische Angebote

Und auch kulinarisch erwartet die Gäste eine Menge, wenn beipielsweise von 17.30 bis 19 Uhr im „Ribe Danhostel“ zu einem Gemeinschaftsessen mit nordschleswigschen Gerichten eingeladen wird, gekocht nach Rezepten von Jens Peter Kolbeck, der einst für Königin Margrethe im Einsatz gewesen ist. Alle Veranstaltungen, mit Ausnahme der kulinarischen, können kostenlos besucht werden. Dazu gehören auch Führungen durch die sehr sehenswerte Stadt. Es wird jedoch eine Reservierung über die Homepage empfohlen.

 

Vortrag von Harro Hallmann

Während des „Folkemødet“ haben auch die deutsch-dänischen Beziehungen einen hohen Stellenwert. Nicht allein durch Veranstaltungen, die sich mit der Zeit Nordschleswigs unter deutscher Herrschaft bis 1920 befassen, sondern auch durch Beiträge der heutigen deutschen Minderheit. So spricht am Donnerstag von 15 bis 16.15 Uhr im „Kannikegården“ der Leiter des deutschen Sekretariats in Kopenhagen, Harro Hallmann, über die Geschichte der deutschen Nordschleswiger und deren heutige Herausforderungen.  Ebenfalls im „Kannikegården“ spricht am Freitag, 15. Oktober, Prof. Tim Lorentzen, Universität Kiel, in deutscher Sprache unter dem Titel „Erinnerung ohne Rache“ über die Rolle des Christentums in der langen Geschichte von Völkerhass und Versöhnung.

Büchereidirektorin gastiert mit Feridun Zaimoglu und Knud Romer

Im „Seminariehuset“, wie die übrigen Veranstaltungsorte zentral in Ripen gelegen, heißt es von 14 bis 17 Uhr „Zwei wortgewaltige Autoren im Diskurs“. Unter der Moderation der Direktorin der Deutschen Büchereien in Nordschleswig, Claudia Knauer, treten die Schriftsteller Feridun Zaimoglu, Kiel, und Knud Romer, Kopenhagen, auf. Die beiden für ihren scharfen Blick auf die Gesellschaft bekannten Autoren sprechen über Deutschland, Dänemark und das deutsch-dänische Grenzland. Im Veranstaltungsreigen fehlt natürlich nicht die nordschleswigsche Kaffeetafel. Ehrenamtliche und Mitglieder der Nordschleswigschen Gemeinde laden am Sonnabend von 15 bis 16 Uhr ebenfalls in „Seminariehuset“ zu „Sønderjysk Kaffebord“ mit einem reichen Angebot typischer Kuchen ein.

Filmschau „Das unsichtbare Band"

An gleicher Stelle wird ab 19.30 Uhr der Film „Das unsichtbare Band“ des Filmemachers Wilfried Hauke gezeigt, in dem heutige Grenzlandbewohner zu Wort kommen. Bereits am Freitag wird in der St.-Katharine-Kirche, ebenfalls ab 19.30 Uhr, die Oper „Grænsemageren“ aufgeführt, über den dänischen Politiker H. P. Hanssen, der als Vater der seit über 100 Jahren stabilen deutsch-dänischen Grenze gilt. Im Hotel Ribe wird Freitag von 20 bis 22 Uhr das Kabarett „Kann denn Liebe Sünde sein“ mit Mads Elung-Jensen, begleitet am Klavier von Tal Balshai zu sehen sein.

Revue mit Musik aus Berlin der 1920er

Es werden Stücke aus den 1920er Jahren von Marlene Dietrich, Zarah Leander und Lotte Lenya erklingen. Wer sich mehr für aktuelle Politik interessiert, kann nicht weit entfernt im alten Ripener Rathaus von 19.30 Uhr an eine Debatte zwischen dem Bürgermeister der heutigen Grenzkommune Tondern (Tønder), Henrik Frandsen, und dem Bürgermeister der Kommune Esbjerg, in der die Stadt Ripen liegt, Jesper Frost, teilnehmen. Titel der Veranstaltung: „Det fremmede midt i vores Hjemstavn“. Es geht um das Miteinander verschiedener Sprachen und Kulturen im Grenzland und um die Frage, ob die dänische Landespolitik sich in der Wirklichkeit mit „den Fremden“ im Alltag der Menschen wiederfinden lässt.

Nationalstaaten und Nationalismus Schwerpunktthema

Nationalstaaten und Nationalismus werden in zahlreichen Vorträgen thematisiert, so am Freitag im „Museet Ribes Vikinger“, wo Prof. Thomas Gammeltoft Hansen ab 11.30 Uhr über Migration als Herausforderung der Nationalstaaten spricht. Am selben Ort widmet sich ab 10 Uhr der Deutsch-Dozent an der Süddänischen Universität, Moritz Schramm, der „Globalisierung von unten“, in der es auch um Begriffe wie Wiedervereinigung oder Vereinigung in Verbindung mit der Grenzziehung 1920 und des Beitritts der DDR zur Bundesrepublik 1990 geht. Ab 16 Uhr geht es in der Ribe Katedralskole nach einem Vortrag von Prof. Steen Bo Frandsen, Süddänische Universität, in einer Diskussion unter Leitung von Alexander von Oettingen um das Thema „Nationalstaaten und die Herausforderungen der Zukunft“.

Vortrag über Brückenbauer Otto Didrik Schack

Am Sonnabend ist die Katedralskole ab 10 Uhr auch Ort für einen Vortrag Mariann Kristensens, Museum Sønderjylland, über den „Brückenbauer Otto Didrik Schack“, den Amtmann von Tondern von 1920 bis 1949.

 

Graf Otto Didrik Schack war nach 1920 ein Brückenbauer zwischen Deutschen und Dänen. Foto: Museum Sønderjylland

 

Schack war 1920 einer der Helden der „Wiedervereinigung“, der nach 1945 wegen seines Eintretens für Rechte der deutschen Minderheit als Verräter angefeindet wurde. Und unter der Überschrift „Sind die Dänen weiterhin ein Volk, oder wie werden sie es?“  spricht ab 10 Uhr in der Schule Peder Frederik Jensen. Anschließend wird unter Leitung von Ripens Bischof Elof Westergaard unter anderem mit Innenminister Kaare Dybvad Bek und Lisbeth Trinskjær, Verband der Volkshochschulen, diskutiert.  

 

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