Artenvielfalt

Drawitter Wald wird eingezäunt

Drawitter Wald wird eingezäunt

Drawitter Wald wird eingezäunt

Drewitt/Kopenhagen
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Im Drawitter Wald soll künftig Vieh (vermutlich Ochsen) grasen. Foto: Volker Heesch

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Große weidende Tiere sollen die Artenvielfalt erhöhen. Ein Zaun soll sie von den Feldern fernhalten. Er wird so niedrig, dass Rotwild darüberspringen kann.

Der Drawitter Wald (Draved Skov) ist ein unberührter Wald – einer der wenigen in Dänemark. Künftig soll er gemeinsam mit dem angrenzenden Kongsmoor (Kongens Mose) noch besser geschützt werden. Er wird zu einem der 15 Naturnationalparks, die im ganzen Land verteilt entstehen.

Drawitter Wald

Im Drawitter Wald gibt es eine große Artenvielfalt, und er kann am ehesten in Dänemark noch als Urwald bezeichnet werden. Nach der Angliederung 1920 entdeckten die dänischen Behörden, dass es hier noch einzigartige Reste eines alten Naturwaldes gibt. Einzelne Flächen wurden von der Bewirtschaftung ausgenommen. 1948 wurden die ersten zehn Hektar als unberührt ausgewiesen. 1963 wurden weitere 50 Hektar unter Naturschutz gestellt. Ab 1996 wurden die 30 Prozent Nadelbäume allmählich durch natürlich gesäte Laubbäume ersetzt. Seit 2000 ist der ganze Wald unberührt.

Quelle: Naturstyrelsen

Fünf der Parks waren bereits ausgewiesen, am Donnerstag gab Umweltministerin Lea Wermelin (Soz.) die Platzierung von weiteren zehn bekannt.

„Viel zu lange haben wir die Natur gezähmt, jetzt setzen wir sie frei“, so Wermelin bei einer Pressekonferenz.

In den Naturnationalparks soll sich die Natur ohne Eingriffe durch den Menschen entwickeln können. Im Drawitter Wald findet man Reste eines Naturwaldes. Seit 2000 ist der ganze Wald unberührt.

Vieh und Zaun

Was sich vor allem ändert, ist, dass große weidende Tiere, vermutlich Ochsen, ausgesetzt werden, und das gesamte Gebiet wird eingezäunt. Es wird ein niedriger Viehdraht werden, der es dem Rotwild ermöglicht, weiterhin zu passieren.

Auf die Frage des „Nordschleswigers“, wie das Freisetzen von Natur mit dem Einzäunen von Natur zusammenhängt, antwortete Wermelin, es gehe nicht darum, die Entfaltung der Natur zu begrenzen, sondern die Felder der Landwirte vor den weidenden Tieren zu schützen.

„Die Experten sagen uns, dass die Tiere eine neue Dynamik in den Gebieten schaffen und dadurch eine größere Biodiversität entsteht“, so die Ministerin.

Kommune gegen Einzäunung des ganzen Gebiets

Vor allem der Zaun um den Drawitter Wald hat lokal zu Diskussionen geführt. So meint der Technische Ausschuss der Kommune Tondern (Tønder), man solle nur einen kleineren Teil des Waldes einzäunen.

„Die Naturwerte und die Biodiversität im Drawitter Wald und Kongsmoor sind bereits in großen Teilen des Gebiets spitzenmäßig. Die bisherige Verwaltung hat bewirkt, dass sich die Naturtypen günstig entwickelt haben“, heißt es in der Begründung der Verwaltung für Technik und Umwelt der Kommune, warum sie eine Einzäunung nicht empfehlen kann.

Weidetiere zentral

Ministerin Wermelin versprach, lokale Interessenten bei der weiteren Planung der Naturnationalparks einzubeziehen. Sie ließ jedoch keine Zweifel daran, dass die großen Weidetiere und damit die Zäune ein ganz zentrales Element der Strategie der Regierung sind.

Kongsmoor

Das Moor ist eines der größten Hochmoore Dänemarks. 300 Jahre lang wurde es auf unterschiedliche Weise genutzt. Ab 1700 bis ungefähr 1930 wurde Torf als Brennmaterial gestochen. Ab 1955 leitete Pindstup Mosebrug eine umfassende Entwässerung und Torfgewinnung im Moor ein. Die Firma hatte ein Nutzungsrecht bis 2005, das 212 Hektar umfasste. 1991 wurde das Moor unter Naturschutz gestellt, und es darf nur noch auf 39 Hektar im nördlichen Teil Torf gestochen werden.

Quelle: Naturstyrelsen

„Wir erleben eine globale Artenkrise, und nach Expertenmeinung tragen die Tiere entscheidend zur Förderung der Biodiversität bei“, betonte sie ein weiteres Mal.

Bei der Frage, ob man mit dem Vieh letztlich nicht doch die natürliche Entwicklung beeinflusse, schaltet sich der umweltpolitische Sprecher der Volkssozialisten (SF), Rasmus Nordquist, in das Gespräch ein.

„Die großen weidenden Tiere gibt es ja nur deshalb nicht, weil wir sie aus der Natur entfernt haben. Wir stellen den ursprünglichen Zustand wieder her“, meint er.

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