Lokalgeschichte

Als der Tourismus nach Ballum kam

Als der Tourismus nach Ballum kam

Als der Tourismus nach Ballum kam

Tøndern/Tønder
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In Ballum spielt der Tourismus nicht nur auf dem Hof „Klægager" eine Rolle. (Archivfoto) Foto: Elise Rahbek

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Die landesweite Abwanderung vom ländlichen Raum in die Städte machte auch nicht vor der Ortschaft am Wattenmeer halt. Mit dem Schild „Værelser og Zimmer" wurde in den 1960er Jahren der Tourismus eingeläutet. Heute ist dieser Zweig aus Ballum nicht wegzudenken.

Welchen Wandel die unweit des Wattenmeeres liegende Ortschaft Ballum durch die Jahre erlebt hat, veranschaulicht Autorin Yrsa Lønne in der 19. Ausgabe der lokalhistorischen Schrift „Æ Hjuulspor“ (die Radspur). Herausgeber ist der lokalhistorische Verein für Bredebro und Umgebung.

Die Dorfbewohner passten sich an

Dabei spielt die Anpassungsfähigkeit der Bewohnerschaft eine wichtige Rolle.

„Während der vergangenen 50 Jahre hat sich Ballum im Takt der wechselnden Zeiten verändert. Seit den 1960er Jahren erleben wir einen starken Rückgang in der Landwirtschaft, während der Tourismus entsprechend wächst und sich während der vergangenen zehn Jahre explosiv entwickelt“, schreibt Yrsa Lønne, die in Ballum wohnt.

Mittlerweile gebe es in Ballum etwa 50 Mietobjekte für Touristen.

Vom bäuerlichen Dasein zum Tourismus

Die großen Veränderungen hätten mit den Schließungen der Meierei in Ballum 1974 und der Schule 2013 eingesetzt. Als die Meierei schloss, musste auch der letzte Stellmacher seinen Betrieb aufgeben.

Yrsa Lønne berichtet, dass sich durch die landesweite Abwanderung vom Land in die Stadt die Anzahl der Gewerbetreibenden reduzierte. Damit entstand Anfang der 1960er Jahre die Grundlage für die Vermietung an Touristen.

Die Meierei in Ballum anno 1915. Heute wird das Gebäude als Antiqutätenladen und Wohnsitz genutzt. Foto: Lokalhistorisk Arkiv

Die ersten Schritte des blühenden Nebengeschäftes

Das Nebengeschäft begann mit einem Schild „Værelser og Zimmer“ am Straßenrand.

„Auf diese Art kamen viele Deutsche als Touristen in unser Gebiet. In den folgenden Jahren brachten sie Freunde und Familie mit. Bald verbreitete der Tourismus sich in den leer stehenden Zimmern der Knechte und Kinder oder in den Alterssitzen. Die Feriengäste benötigten ein Bett, Zutritt zum Badezimmer und Frühstück“, schreibt sie.

„An einigen Stellen bekamen sie auch Abendessen. Die Hausfrauen hatten mit Wäsche, Saubermachen und Essenszubereitung alle Hände voll zu tun, aber die Deutsche Mark füllte gut unter dem Kopfkissen“, so Yrsa Lønne.

Anfängliches Gemunkel

Da es kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war, häbe es in einigen Ecken wegen der vielen Deutschen, die privat einquartiert wurden, etwas Gemunkel gegeben.

„Die Ballumer passten sich aber den neuen Zeiten an. Die Touristen kamen weiterhin nach Ballum, und die Hausfrauen waren freundlich und boten einen guten Service.“

Lønne erwähnt als Beispiel ein Ehepaar aus Süddeutschland, das mitsamt seinen Fahrrädern den Zug nach Niebüll (Nibøl) genommen hatte, um einige Wochen entlang der dänischen Westküste zu radeln.

Nach ihrem ersten Übernachtungs-Stopp in Ballum blieben sie jedoch dort und machten an der nordschleswigschen Nordseeküste mit Abstechern auf die Insel Röm (Rømø) Urlaub.

Eine Ansicht aus Ballum in der Zeit um 1940 Foto: Lokalhistorisk Arkiv

„Eine gemeinsame Sprache"

„Viele Gäste kehrten Jahr um Jahr zurück, und daran hatten sowohl die Gäste als auch die Wirtsleute ihre Freude. Einige der Gastgeber lernten mittlerweile etwas Deutsch. Nettigkeit und Sympathie sind jedoch eine gemeinsame Sprache, mit der man es weit bringen kann“, so die Autorin.

Viele Immobilien wurden für den neuen Zweck renoviert und umgebaut.

„Die Häuser sind seit vielen Jahren in Ballum billig gewesen. Daher erahnten viele durch den Kauf der kostengünstigen Immobilien, die dann instand gesetzt wurden, ein gutes Geschäft. Die Lage am Wattenmeer und im heutigen Nationalpark Wattenmeer ist perfekt“, so Yrsa Lønne.

Die lokalhistorische Schrift kostet 150 Kronen. Foto: Lokalhistorisk Arkiv

Die alte Gastwirtschaft in Bredebro

Mehrere Schreiberlinge haben für die Rückschau die Feder gezückt. Eingehend beschrieben ist die Geschichte des alten Kruges in Bredebro.

Zu lesen ist unter anderem von einem Leben mit Musik, und es gibt Kindheitserinnerungen aus Randerup. Außerdem spielt der Motorsport eine Rolle, und es gibt Einblicke in das Wirken des Bildhauers Ole Find, der von 1972 bis 1985 in der alten Schule in Borg bei Bredebro seinen Lebensmittelpunkt hatte.

Die Schrift, die in 400 Exemplaren erschienen ist, kann im Lokalhistorischen Archiv in Bredebro für 150 Kronen erworben werden. Verkaufsstellen gibt es auch in der örtlichen Sparkasse und beim Kaufmann in Ballum und Wiesby (Visby). Mehr Infos gibt es hier.

Das Lokalhistorische Archiv weist darauf hin, dass es gern mehr freiwillige Helfer hätte.

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