Ausbildung

Gemeinsame Unterrichtsstätte für erwachsene Asylbewerber

Gemeinsame Unterrichtsstätte für erwachsene Asylbewerber

Gemeinsame Unterrichtsstätte für erwachsene Asylbewerber

Tondern/Tønder
Zuletzt aktualisiert um:
Die Danhostel-Besitzer Betina Schürmann und Robert Heynig begrüßen die neue Zusammenarbeit mit der Betreibergesellschaft AsylSyd. (Archivfoto) Foto: Archiv Monika Thomsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die Bewohner der Asylheime in Lügumkloster und Hviding werden künftig in Bröns unterrichtet.

Ab 1. Mai werden die erwachsenen Asylbewerber aus den Asylbewerberheimen in Lügumkloster (Løgumkloster) und Hviding bei Ripen (Ribe) in Bröns (Brøns) unterrichtet.

Dabei können 27 Bewohner der Aufenthaltsstätte Aaløkke in Lügumkloster und 81 Personen aus Hviding in der Kommune Esbjerg in der ehemaligen Schule in Bröns Schulluft schnuppern.

Die frühere Bildungsstätte wird seit 2017 als Wattenmeer-Hostel genutzt.

Ja, die rückläufige Anzahl der Asylbewerber ist dabei auch ein Faktor. Mit der neuen Lösung erhalten wir ein robusteres und differenzierteres Angebot, das der Lernstufe des Einzelnen besser gerecht wird.

Jakob Kirkegaard, Fachbereichsleiter

Jakob Kirkegaard, zuständiger kommunaler Fachbereichsleiter der Betreibergesellschaft AsylSyd der Kommune Tondern erläutert dem „Nordschleswiger“, dass die Gesellschaft schon seit längerer Zeit nach einer Lösung zwischen Hviding und Lügumkloster Ausschau gehalten hat, bei der die Bewohner der zwei Stätten gemeinsam unterrichtet werden können.

„Ja, die rückläufige Anzahl der Asylbewerber ist dabei auch ein Faktor. Mit der neuen Lösung erhalten wir ein robusteres und differenzierteres Angebot, das der Lernstufe des Einzelnen besser gerecht wird“, so Kirkegaard.

Unterricht an verschiedenen Stellen

In Lügumkloster fand der Unterricht für die Erwachsenen bislang in den Räumlichkeiten der örtlichen Heimvolkshochschule statt. Mittlerweile befindet sich die Einrichtung im Aufwind und hat selbst Bedarf für die Räume.

Die Bewohner aus Hviding werden mit dem Zug fahren, während die Asylbewerber aus Lügumkloster in den Bussen von AsylSyd befördert werden. Der Unterricht läuft in Regie des Ausbildungsunternehmens „Linguista“ aus Aarhus.

Asylbewerber, die älter als 18 Jahre sind, müssen auf Jahresbasis mindestens an 400 Stunden Unterricht teilnehmen. In Bröns erfolgt der Unterricht ins sechs Gruppen.

Kinder im kommunalen Unterrichtssystem

Die Kinder werden in der Kommunalschule in Lügumkloster und in der öffentlichen Schule in Ribe unterrichtet.

AsylSyd ist auch für die Asylstätte in Tondern zuständig, wo minderjährige Jugendliche leben, die ohne Erziehungsberechtigte nach Dänemark gekommen sind.

Die 16-Jährigen nutzen das kommunale Schulangebot. „Für die 17-Jährigen haben wir ein Zehnte-Klasse-Aktivitätsangebot im Kompetenzcenter“, so Kirkegaard.

 

 

 

 

 

 

 

AsylSyd hat verschiedene pädagogische Angebote eingefädelt und arbeitet unter anderem mit den kommunalen Bibliotheken zusammen. Foto: Pressefoto

Er berichtet, dass sich die erwachsenen Bewohner nach der monatelangen coronabedingten Schließung darauf freuen, unterrichtet zu werden und am gesellschaftlichen Leben außerhalb der Asylbewerberheime teilnehmen zu können.

Zwei wöchentliche Tests und Corona-Pass

Der Unterricht werde unter Berücksichtigung der Corona-Schutzmaßnahmen erfolgen. Die Bewohner werden zweimal wöchentlich in den Gesundheitskliniken der Asylzentren getestet.

„Auch für sie gilt die Forderung nach einem Corona-Pass, wie für alle anderen in Dänemark“, so Kirkegaard.

Im August 2014 kamen die ersten Asylbewerber nach Lügumkloster ins Center Aaløkke. (Archivfoto) Foto: Elise Rahbek

Vorfreude auf neue Zusammenarbeit

Betina Schurmann und Robert Heynig, die 2017 die verwaiste Schule in Bröns kauften, um dort das „Vadehavshostel“ einzurichten, blicken mit Erwartung auf die neue Zusammenarbeit.

„Es passt uns sehr gut, dass unsere Räumlichkeiten genutzt werden, da der Hostel-Betrieb aufgrund von Corona ruht. Die räumlichen Bedingungen sind perfekt für Unterrichtszwecke. Dazu kommt noch die schöne Umgebung, an der sich alle erfreuen können“, sagt das Paar.

Landesweit zwölf Stätten für Asylbewerber

AsylSyd betreibt drei von landesweit zwölf Asylbewerberheimen. Zu den Einrichtungen auf Landesebene gehören drei Zentren für die Ausreise, ein Empfangscenter (Sandholmlejren) und drei Stätten für Kinder.

„Es gibt derzeit sehr viele Asylbewerber im Center Sandholm, die darauf warten, dass es wieder machbar ist, in ein Asylheim umzuziehen“, so Jakob Kirkegaard. Daher erwartet er auch Neuzugänge für AsylSyd, wenn es coronabedingt wieder möglich ist.

Gegenwärtig warten in Hviding zwischen 150 und 200 Ausländer darauf, dass ihr Asylantrag von der Ausländerbehörde entschieden wird. In Lügumkloster sind es etwa 100 Personen.

Im „Kindercenter“ in Tondern, das für 45 junge Menschen konzipiert ist, wohnen zurzeit nur wenige Jugendliche.

2016 Höchststand an Geflüchteten

2015 war AsylSyd auch für zwei Asylbewerberheime in der Kommune Apenrade (Aabenraa) zuständig, und es wurde zeitweise auch eine Einrichtung in Toftlund betrieben.

Die höchste Anzahl an Geflüchteten betreute die Gesellschaft im März vor fünf Jahren mit 1.200 bis 1.300 Menschen. Einige von ihnen wurden teils für einige Tage in einer Notunterkunft einquartiert.

Damals wurden etwa 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Zurzeit hat AsylSyd 50 bis 60 Angestellte.

 

Mehr lesen

Leitartikel

Marle Liebelt Portraitfoto
Marle Liebelt Hauptredaktion
„Deutsche Politik auf dänischem Holzweg?“