Deutsche Minderheit

Dem Tubaspieler Klaus Heil ist die Puste nicht ausgegangen

Dem Tubaspieler Klaus Heil ist die Puste nicht ausgegangen

Dem Tubaspieler Klaus Heil ist die Puste nicht ausgegangen

Tondern/Tønder
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Tubaspieler Klaus Heil, als er noch in den Diensten des Militärorchesters SMUK stand (Archivfoto). Foto: Ute Levisen

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Nach 38,5 Jahren beim Militärorchester SMUK hat der gebürtige Apenrader seinen Dienst quittiert. Doch der 65-Jährige hat neue musikalische Pläne und wird wieder auf der Bühne stehen: mit guter Tanz- und Böhmischer Blasmusik.

Die Frage, die vielen Menschen gestellt wird, wenn sie in den Ruhestand treten, ist die, was man mit der neugewonnenen Freizeit machen will. Berufsmusiker Klaus Heil aus Tondern kann diese beantworten. Es geht beim Beamten im Ruhestand musikalisch weiter. 38,5 Jahre spielte er die Tuba in dem in Hadersleben (Haderslev) beheimateten Militärorchester Slesvigske Musikkorps (SMUK). Nun hat er den Dienst quittiert.

Es zwickt in den Lenden und Knien

„Als ich vor fünf Jahren 60 wurde, war ich dazu noch nicht bereit“, erzählt der gebürtige Apenrader. Als Beamter hätte er diesen Schritt schon fünf Jahre früher machen können. „Mittlerweile zwickt es aber in den Lenden und in den Knien. Beim Marschieren gibt es keine Probleme, aber das lange Stehen tut nicht mehr so gut“, räumt Klaus Heil ein. Schließlich muss er ein schweres Instrument mit sich herumtragen. Eine Tuba wiegt immerhin zwischen 10 und 12 Kilogramm.

Auch den Bass hat Klaus Heil im Militärorchester gespielt. Denn rocken kann er auch (Archivfoto). Foto: Ute Levisen

Der Gedanke, aus dem Berufsleben auszusteigen, reifte erst in den vergangenen zwei Jahren. Die Entscheidung habe er sich dennoch nicht leicht gemacht. Heute sei er vollkommen abgeklärt, versichert der Berufsmusiker. „Aber man muss aufhören, bevor es peinlich wird“, lacht Klaus Heil, dem die Puste nicht ausgegangen ist. 

 

Er spielte bereits als Neunjähriger Trompete. Über das Tenorhorn und -saxofon kam er zur Tuba, als er Mitglied der Blaskapelle des Deutschen Jugendverbandes wurde. Dirigent Hans Jensen suchte einen Kandidaten für dieses Blasinstrument.

Mit den Miniputs und Kaues Brass Band fing es an

Klaus Heil war in den 1970er-Jahren auch Mitglied des Blasorchesters Miniputs. Mehrere Schülerinnen und Schüler der Deutschen Privatschule Apenrade hatten sich zusammengefunden. In der Real- und Gymnasialzeit war er mit Karsten Lund und Klaus Wittmann Mitbegründer von Kaues Brass Band, die zum Straßenfeger wurde, wenn sie zum Tanz aufspielte. 

Dass er nach dem Abitur, das er 1978 am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig ablegte, Musik studieren wollte, stand für ihn fest. „Ich wusste nicht, was ich sonst hätte machen sollen. Ich hatte nichts anderes gelernt.“

 

Das Militärorchester SMUK gibt viele Konzerte (Archivfoto). Foto: Ute Levisen

Sein Hobby war sein Beruf

Mit dem Militär habe er eigentlich nicht viel am Hut gehabt, ehe er im Militärorchester aufgenommen wurde. Er blieb 38,5 Jahre und gehört damit nur einen Arbeitsplatz in seinem Berufsleben gehabt zu haben, wohl zu einer aussterbenden Rasse. „Doch ich fühlte mich dort alle Jahre gut“, erzählt Heil.

 

Viele Musikerinnen und Musiker reißen sich aufgrund des guten, sozialen Miteinanders auch darum, bei SMUK aufgenommen zu werden.

Klaus Heil

„Ich habe im Orchester eine gute Zeit gehabt. Viele Musikerinnen und Musiker reißen sich aufgrund des guten, sozialen Miteinanders darum, bei SMUK aufgenommen zu werden. Es gibt kein Mobbing, auch wenn wir einander aufziehen. Es kann ein harter Umgangston herrschen. Ist eine Frau dabei, ändert sich das und das finde ich gar nicht schlecht. Bei SMUK werden die Musikerinnen und Musiker nicht nach Geschlecht, sondern nach ihren Qualifikationen ausgesucht“, weiß Klaus Heil. 

Als die ersten Frauen in den 1990er-Jahren aufgenommen wurden, sei dies für die Männer kein Problem gewesen, sondern eher eine Herausforderung. „Sie konnten sich schließlich nicht gemeinsam mit uns umziehen oder duschen. Aber es wurden Lösungen gefunden“, lacht der Beamte im Ruhestand.

Seine Uniform hat Klaus Heil abgelegt (Archivfoto). Foto: DN-Archiv

Eigentlich wollte der Apenrader Musik in Hamburg studieren. Dass es nicht wie geplant die Elbmetropole wurde, sondern Odense, hat einen ungewöhnlichen Grund, wenn man bedenkt, dass Klaus Heil fast vier Jahrzehnte Angestellter des dänischen Militärs gewesen ist.

Ein General mischte mit

Er hatte eine Einberufung zum zwölfmonatigen Wehrdienst erhalten. Diesen abzuleisten, stand nicht ganz oben auf der Agenda von Klaus Heil. Daher schrieb er sich 1979 zum sechsjährigen Studium am Musikkonservatorium in Odense ein und wurde aufgenommen. So wurde der Wehrdienst zunächst ausgesetzt und das Studium konnte beginnen.

Zwei Wochen später kam es schon zum ersten Kontakt mit dem SMUK-Orchester in Hadersleben. Es suchte einen Tubaspieler und fand Klaus Heil. Aus den vielen Ersatzauftritten wurde 1985 bei Studiumsende eine Festanstellung.

Klaus Heil am Bass bei den Proben (Archivfoto) Foto: Ute Levisen

Doch der Wehrdienst war immer noch nicht abgeleistet. Auch SMUK wollte nur ungern auf seinen neuen Tubaspieler verzichten. Daher übernahm ein dem Orchester wohlgesonnener General das „Kommando“. Sein Eingreifen führte dazu, dass aus den 12 Monaten nur drei Monate auf dem Fliegerhorst Skrydstrup wurden. „So etwas würde es heute nicht mehr geben“, so Heil.

Royals, Hendrix, Logan und Obama

In den fast vier Jahrzehnten ist Klaus Heil und sein Orchester mit vielen bekannten Künstlerinnen und Künstlern – unter anderem der amerikanischen Sängerin Barbara Hendrix oder mit Birthe Kjær und Dario Campeotto – aus Dänemark aufgetreten. Illuster war auch das Publikum: hochrangige Militärs sowie Politikerinnen und Politiker, die Royals aus Großbritannien und aus Dänemark sowie der einst mächtigste Mann der Welt, der frühere US-Präsident Barack Obama, haben im Publikum gesessen.

Seine private Tuba und seinen Bass wird der 65-Jährige noch weiterhin spielen. Foto: Brigitta Lassen

Neue Band mit Peter Muus am Mikrofon

Ganz so berühmt werden die Zuhörerinnen und Zuhörer bei künftigen Auftritten nicht sein. Mit fünf erfahrenen Freizeitmusikern hat Klaus Heil die Band D-Dur gegründet. Aus seiner vor drei Jahren aufgelösten Band Locomotion hat er Heine Schulze aus Tondern reaktivieren können. Des Weiteren wird der von der nordschleswigschen Band O.S.3 bekannte Sänger Peter Muus mit von der Partie sein.

Die Band Locomotion – Chef Heine Schulze, Klaus Heil, Lars Petersen, Sarah und Christopher Schulze (v. l.) – löste sich vor drei Jahren auf (Archivfoto). Schulze und Heil werden bald wieder gemeinsam auftreten. Foto: Elise Rahbek

„Peter und ich sind noch nie miteinander aufgetreten und haben immer wieder von einem gemeinsamen Auftritt gesprochen. Es wurde nie etwas daraus. Nun soll es aber sein“, lacht Klaus Heil.

Weder Helene Fischer noch Ramba-Zamba

„Wir wollen keine Ramba-Zamba-Musik machen. Auch nicht Helene Fischer oder reine Brassband-Musik, sondern gute Tanzmusik“, verrät er.

Die Probeabende finden einmal im Monat in Renz (Rens) statt. In Renz wird D-Dur am 1. Juni beim Dorffest auch Premiere feiern.

Böhmische Blasmusik

Ein ganz anderes Genre wollen Klaus Heil und 14 andere Berufsmusiker – unter anderem Mitglieder verschiedener Sinfonieorchestern – spielen. Auch Elias Heigold, Trompeter in Sønderjyllands Symfoniorkester, wird dabei sein. Mit Böhmischer Blasmusik möchte das Männerensemble auftreten.

„Mit dieser Musik bin ich aufgewachsen. Sie geht mir unter die Haut“, erzählt Klaus Heil.

Die Formation wird sich Svanberg Musikanterne nennen, nach dem Dirigenten, Professor und Komponisten Carsten Svanberg. Auch der im Ausland preisgekrönte Posaunist hat sich der illustren, musizierenden Gesellschaft angeschlossen.

Zwei Musiker aus der deutschen Minderheiten

„Ein Vorbild ist Ernst Mosch aus der ehemaligen Tschechoslowakei. Mosch aus Böhmen durfte mit seinen Originalen Egerländer Musikanten bis zu seinem Tod nicht in seiner Heimat auftreten. Dies wurde erst seinem Nachfolger erlaubt“, so Klaus Heil.

Seine Tuba der Marke Weltklang erwarb er vor einigen Jahren in Chemnitz. Sie wurde 1973 in der früheren DDR produziert und von einem Mitglied vom Rundfunkblasorchester Leipzig gespielt. Seit der Wende nennt sich das Orchester die Sächsische Bläserphilharmonie. Foto: Brigitta Lassen

„Die Ernst-Mosch-Musik drückt leicht auf die Tränendrüse. Sie hat aber schon immer Eindruck auf mich gemacht. Wir wollen keine Bierzelt-Musik spielen, sondern Polkas, Märsche und Walzer als Blasmusik auf hohem Niveau“, erklärt Klaus Heil die musikalische Marschroute.

Dass er 14 Kollegen für diese Idee gewinnen konnte, habe er im Traum nicht gedacht. Das erste Konzert soll in der Versammlungsstätte Harmonien in der Domstadt stattfinden, so sieht zumindest der Plan aus.

Mehrere Projekte hat er im großen Garten geplant. Hier sitzt er an einer kleinen Wasserstelle. Foto: Brigitta Lassen

Klaus Heil ist aber auch ein Gartenmensch. 1.200 Quadratmeter werden von ihm und seiner Ehefrau Vibeke in Schuss gehalten. Aus den Steinen der alten Terrasse wurden unter anderem Hochbeete gebaut. Dort wird jetzt Gemüse angebaut. Es gibt mehrere Projekte, die er in Angriff nehmen will. Künftig soll noch mehr Biodiversität zum Tragen kommen, erzählt Heil, der sich einen Umweltrealisten nennt.

Die „italienische“ Ecke im 1.200 Quadratmeter großen Garten Foto: Brigitta Lassen

Und Familienmensch ist er auch. Nach dem Interview wurden die Koffer gepackt. Mit seiner Frau Vibeke, Tochter Christina und Sohn Martin, den Partnerinnen und Partnern der Kinder sowie den beiden Enkelsöhnen im Alter von fast 12 und 9 Jahren ging es zum gemeinsamen Sommerhausaufenthalt. Einen Terminkalender wird er daher auch als Beamter im Ruhestand benötigen.

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