Kulturgeschichte
Tondern: Spies-Witwe schenkt dem Museum einen Goldschatz
Tondern: Spies-Witwe schenkt dem Museum einen Goldschatz
Tondern: Spies-Witwe schenkt dem Museum einen Goldschatz
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Die Nachbildungen der Goldhörner aus dem Nachlass von Simon Spies sind in Tondern gelandet. Bei dem Geschenk im Wert von geschätzten 3 Millionen Kronen ist alles Gold, was glänzt.
Wie sich Hörner aus echtem Gold mit Handschuhen anfassen – um diese Erfahrung reicher ist Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei) seit Mittwochnachmittag.
Axel Johnsen, Direktor des Nordschleswigschen Museumsverbandes, Museum Sønderjylland, enthüllte mit Schützenhilfe des Bürgermeisters im Pumpenhaus der Tonderner Museen eine Nachbildung der berühmten zwei Goldhörner.
Großzügige Schenkung
Dabei handelt es sich um eine großzügige Schenkung von Janni Spies, der Witwe des 1984 verstorbenen legendären Reisekönigs Simon Spies.
Der Gründer der Charterfluggesellschaft Spies Rejser, der eine schillernde Persönlichkeit war, stand Ende der 1970er Jahre an der Spitze der Bemühungen, finanzielle Mittel für eine Nachbildung aufzutun.
Das Nationalmuseum arbeitete in den Jahren 1974 bis 1979 mit dem königlichen Hofjuwelier Ove Dragsted daran, auf der Grundlage der neuesten Forschungsergebnisse ein Paar aus Gold zu rekonstruieren.
Hochkarätige Nachbildungen
Elf große dänische Unternehmen brachten sich für die Finanzierung ein.
In diesem Zusammenhang kam es Simon Spies in den Sinn, auch ein Paar für sich selbst produzieren zu lassen. Spies wollte auch die echte Ware, und somit bestehen die neuen Exponate des Museums außen aus 24 Karat und das Innenleben aus 14 Karat Gold.
„Bei einem Werk in diesem Ausmaß muss mit zwei Sorten Gold gearbeitet werden. Anders ist es gar nicht machbar“, erläutert Johnsen.
Eine Besonderheit
„Wir haben ein Geschenk bekommen, das man nur sehr selten im Leben bekommt. Ich bin sehr froh, dass es jetzt passiert“, so der Museumsdirektor, der seit dem 1. August 2021 im Amt ist.
Er berichtete, dass die zwei edlen Stücke knapp sieben Kilogramm auf die Waage bringen.
„Es handelt sich im europäischen Kontext um den legendärsten und spektakulärsten archäologischen Fund“, so Johnsen im Blitzlichtgewitter der Kameras.
Rückkehr in die Region
Die Kopien kommen im übertragenen Sinne in heimatliche Gefilde, da die Goldhörner 1639 und 1734 auf einem Feld in Gallehuus (Gallehus) nordwestlich von Tondern gefunden wurden.
Das zunächst gefundene, längere Horn landete nach verschiedenen Umwegen beim damaligen König Christian IV., der es an seinen Sohn Kronprinz Christian weitergab. Der wiederum nutzte es als Trinkhorn, wie Archäologin Lilian Matthes in einer Pressemitteilung schreibt.
Der Leibarzt des Königs und Forscher Ole Worm fertigte 1941 eine Zeichnung und einen Kupferstich des Horns an, das anschließend in die königliche Schatzkammer wanderte.
1734 tauchte das zweite Exemplar auf
95 Jahre nach dem ersten Fund – in der Zeit von König Christian VI. - gesellte sich ein weiteres Horn dazu.
Der Archivar J. R. Paullis zeichnete und beschrieb das Horn, welches der Nachwelt zugutekam, da es ebenfalls als Vorlage für die Nachbildung diente.
Die Details zeigen etwas vom Glauben und der Religion in der Eisenzeit. Sie sind sehr wertvoll gewesen.
Lilian Matthes, Archäologin
Diebischer Betrüger
Bis 1802 verblieben die Goldhörner in der königlichen Schatzkammer. Dann schnappte sich der Betrüger Niels Heidenreich das goldene Paar.
Der gelernte Goldschmied schmolz die Hörner ein und verwandelte sie in Spangen, Münzen und Schmuck. Während er aufgegriffen und hinter Schloss und Riegel kam, waren die mit Menschen, Tieren, Reitern, Bogenschützen und Schlangen verzierten Goldhörner für immer von der Bildfläche verschwunden.
Ein millionenschweres Geschenk
„Es gibt noch einen klitzekleinen Rest des Goldes der originalen Hörner in Ohrringen, die auf Fünen ausgestellt sind“, berichtete Lilian Matthes, Spezialistin für dieses Fachgebiet, bei der Präsentation.
Und wie viel kostet die reine Ware anno 2022?
„Der Wert ist auf etwa 3 Millionen Kronen geschätzt worden. Dabei handelt es um den Goldwert und den kulturhistorischen Wert“, sagt Johnsen.
Vier wichtige Gründe
Der Museumsdirektor nannte vier Gründe, warum die Schenkung für das Museum so wichtig ist.
• Die Goldhörner sind einzigartig im europäischen Kontext.
• Sie und ihr Fund in Gallehuus sind von vielen Mythen umgeben. Handelte es sich um ein rituelles Blasinstrument oder ein Trinkhorn?
• Der dänische Nationaldichter Adam Oehlenschläger ließ sich von den 1808 umgeschmolzen Goldhörnern zur romantischen Dichtung inspirieren.
Zudem zeugen sie auf der Grundlage der Runen von der frühen dänischen Vergangenheit in Sønderjylland.
• Es sind nicht nur irgendwelche Kopien, sondern sie haben einem der bekanntesten und im Volk beliebtesten Unternehmer gehört.
Große Dankbarkeit
„Wir sind sehr geehrt und richten einen großen Dank an Janni Spies“, so Johnsen.
Bürgermeister Popp Petersen fasste die Dankbarkeit der Kommune Tondern in Worte.
Die Goldhörner aus dem Besitz von Spies sind nicht das erste Mal in Nordschleswig. 1980 gab es ein Gastspiel im Museum in Hadersleben.
Opfergabe an die Götter
„Die Details zeigen etwas vom Glauben und der Religion in der Eisenzeit. Sie sind sehr wertvoll gewesen“, erläuterte Lilian Matthes. „Die verschiedenen Motive erzählen eine Geschichte, die wir gar nicht richtig deuten können“, so die Expertin.
Auf der Grundlage von vergleichbaren Motiven wird davon ausgegangen, dass sie 400 Jahre nach der Geburt Christi hergestellt worden sind.
„Die Goldhörner sind wahrscheinlich während der ein Jahr lang anhaltenden Sonnenfinsternis im Jahre 532 geopfert worden, um die Götter milde zu stimmen.
„Mit der Opfergabe wurde erhofft, dass die Sonne wiederkommen würde. Das ist eine von vielen Theorien“, so die Archäologin zu den nationalen Kleinoden, die auf einem Feld auftauchten.
Auf einer Ebene mit dem Nationalmuseum
Mit der Schenkung kommt das Museum in Tondern, was die Goldhörner anbelangt, auf das gleiche Level wie das Nationalmuseum. Bislang gab es in Tondern nur eine Version in Messing, die den Museumsgästen schon vor dem Betreten der Einrichtung ins Auge fallen.
„Ich weiß, dass Janni Spies froh ist, dass sie auf ihren Wunsch hin nach Nordschleswig kommen, und sie freut sich auf die Ausstellung“, so Johnsen.
Ene kleine Rückblende: In der Rolle als kommende Braut war die 20-jährige Janni Brodersen im April 1983 mit dem 41 Jahre älteren Simon Spies in der Wiedaustadt, um geklöppelte Spitzen für ihr Brautkleid zu kaufen. Der Lebemann Spies verstarb ein Jahr später.
Museum geht auf Nummer sicher
Die Museumsgäste müssen sich noch etwas gedulden. Das Museum erwartet, dass die erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen im Laufe des Sommers getroffen worden sind, damit die Goldhörner bei einer Sonderausstellung ins museale Rampenlicht kommen.
Sicherheit geht vor, damit den Nachbildungen nicht das gleiche Schicksal ereilt, wie die originalen Ausgaben. Die Sicherheit spielte auch bei der Präsentation mit Sicherheitskräften eine sichtbare Rolle.