Grüne Energie

Arbeit an der Stromautobahn schreitet in Nordfriesland voran

Arbeit an der Stromautobahn schreitet in Nordfriesland voran

Arbeit an der Stromautobahn schreitet in Nordfriesland voran

Seth/Sæd
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In diese Richtung gen Dänemark geht es weiter, scheint Andreas Carstensen zu denken. Auf seinen Ländereien werden drei von vier Strommasten stehen. Foto: Brigitta Lassen

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Während die Arbeit des Netzbetreibers Tennet auf deutscher Seite schon weit fortgeschritten ist, hinken die dänischen Kollegen von Energinet dem Zeitplan hinterher. Dort steht noch kein einziger Mast. Auf Landwirt Andreas Carstensens Felder kommen drei von vier Masten. Wann, weiß der Sether nicht.

Blickt man gen Süden, sieht man am Grenzübergang Seth-Böglum ein Meer von Windkraftanlagen auf deutscher Seite, beides in östlicher und südlicher Richtung. Fährt man weiter von Süderlügum (Sønder Løgum) bis Niebüll (Nibøl) ändert sich dieses Bild nicht.

Und doch sind Veränderungen in der Landschaft sichtbar. Neben den Windrädern stehen jetzt neue Strommasten. Sie sind Teil des deutsch-dänischen Energieprojekts der Netzbetreiber Tennet und der dänischen Kollegen von Energinet. Auf einer 170 Kilometer langen Strecke soll eine neue Stromtrasse von Holstebro bis zu einem neuen Umspannwerk in Klixbüll (Klægsbøl) gebaut werden.

Die Arbeiten am letzten Strommast vor der dänischen Grenze Foto: Brigitta Lassen

Der letzte deutsche Strommast an der Grenze direkt an der Süderau und dem Wildschweinzaun wurde in dieser Woche aufgestellt. Dort treffen wir Landwirt Andreas Carstensen aus Seth. Direkt gegenüber nördlich der Grenze liegen seine Felder, wo er heute Getreide anbaut.

Auf seinen Ländereien werden drei der vier Strommasten aufgestellt. Andreas Carstensen ist kein Gegner der neuen Stromautobahn, obwohl die Masten auf seinem Grundbesitz stehen werden. Dafür bekommt er eine Entschädigung.

Die letzte Kontaktaufnahme mit Energinet fand bei einer Informationsveranstaltung im März dieses Jahres in Lügumkloster statt.

Andreas Carstensen, Landwirt aus Seth

Dennoch wundert er sich, dass man auf deutscher Seite jetzt im Endspurt liegt, während nördlich der Grenze noch nichts passiert ist. So kann Andreas Carstensen erst einmal zuschauen, was auf deutscher Seite passiert. Wann die Masten auf seine Felder kommen, weiß er nicht.

„Die letzte Kontaktaufnahme mit Energinet fand bei einer Informationsveranstaltung im März dieses Jahres in Lügumkloster statt“, erzählt er.

Der Blick von Carstensens Hofplatz Foto: Brigitta Lassen

Von Carstensens Hofplatz am Grøngaardvej sieht man zunächst auf ein Maisfeld. Von dort aus blickt man auf Windräder en masse und die vier Strommasten. Das stört ihn nicht, im Gegensatz zu seiner Frau Jadwiga. „Schön sieht es nicht aus, aber wir haben uns daran gewöhnt“, erzählt sie.

 

 

Andreas Carstensen am Wildschweinzaun Foto: Brigitta Lassen

Darum wird die Stromtrasse gebaut
• Für den Anschluss von Solarparks
• Für den Anschluss von Windenergieparks
• Für den Transport von Energie
• Wegen des länderübergreifenden Handels mit Energie
• Schaffung von Energiereserven im Ausland

Bis zum Norden der Kommune Tondern wird der Stromtransport – nur unterbrochen von einer unterirdischen Verkabelung von Seth bis Rohrkarr (Rørkær) und der Bredeau bei Bredebro – mit Freileitungen erfolgen. Auf dänischer Seite haben sich Verzögerungen ergeben, unter anderem weil in der Varde Å seltene Flussperlmuscheln gefunden worden waren. Auch Corona wurde als Grund genannt.

Mehr Erdkabel

Die Kommune Tondern pochte auf größere Abschnitte mit Erdkabeln anstatt der Freileitung. Doch die unterirdische Lösung beträgt 5,2 Kilometer. Von dort geht es Richtung Norden mit Luftleitungen weiter. 100 Strommasten in einer Höhe von 36 Metern werden bis zur Nachbarkommune Esbjerg aufgestellt.

Im Zuge der fünfjährigen Projektplanung haben die Menschen lange warten müssen, um zu erfahren, was mit ihren Häusern, Höfen und Wäldern geschieht, wenn sich die Stromleitungen dicht an ihrem Grundbesitz vorbeiziehen. Kommen sie bis zu 80 Meter an ein Wohnhaus heran, muss Energinet anbieten, den Besitz zu kaufen. Bei einem Abstand von 280 Metern gibt es eine Entschädigung.

Ein deutscher Strommast. In Dänemark ist ein anderes Modell gewählt worden. Foto: Brigitta Lassen

Nach den Verzögerungen hat Energinet einen neuen Zeitplan aufgestellt. Auf der nördlichen Strecke von Idomlund bis Endrup laufen die Verhandlungen mit den Landbesitzenden seit Dezember 2022. Es wird damit gerechnet, dass die physischen Arbeiten im Oktober 2023 beginnen können.

 

Die Verhandlungen im südlichen Teil von Endrup bis zur Grenze sollen in diesem Sommer aufgenommen werden. Diese sollen im ersten Halbjahr des neuen Jahres abgeschlossen sein. Anfang 2024 werden die ersten Arbeiten aber langsam anlaufen.

Die vier letzten Strommasten vor der Grenze nach Deutschland Foto: Brigitta Lassen
Die Stromtrasse Richtung Dänemark und Windräder Foto: Brigitta Lassen

Im nördlichen Teil der Stromtrasse (Endrup bis Idomlund) laufen die Verhandlungen mit den Grund- und Hausbesitzern bereits. Im ersten Halbjahr 2024 sollten diese beendet sein. Es wird erwartet, dass die ersten Bauarbeiten dort im Oktober dieses Jahres beginnen.

Inbetriebnahme: 1. Quartal 2025

Energinet fasst die Inbetriebnahme der Trasse für das erste Quartal 2025 ins Auge. Im Herbst 2022 wurde als Termin noch Mitte 2024 angedacht.

 

Die Trassenführung der Stromautobahn von Endrup bis zur Grenze Foto: Energinet
Das neue Umspannwerk in Klixbüll Foto: Brigitta Lassen

Fix sind die Kollegen auf deutscher Seite gewesen. Bis zum neuen Umspannwerk in Klixbüll nördlich von Niebüll stehen alle Strommasten. Die Anlage, die im Herbst vergangenen Jahres fertig wurde, wird das Einspeisen von Windstrom der Windkraftanlagen in Südtondern ermöglichen. Trotz bester Windverhältnisse mussten sie bisher oft außer Betrieb genommen werden, weil eine Weiterleitung Richtung Mittel- und Süddeutschland wegen mangelnder Fernleitungskapazität unmöglich war.

Die zusätzliche grenzüberschreitende Verbindung wird mit der Hochspannungs-Seekabelverbindung nach England, Viking Link, verknüpft.

 

Hier wurde sogar die Straßenseite gewechselt. Die Stromleitungen werden über der Straße verlaufen. Foto: Brigitta Lassen

In Nordfriesland wurden viele Kurven und Bögen im Verlauf der Trassierung durchgesetzt, um Ortsbereiche und Naturschutzgebiete zu schonen. Unter Mitwirkung des früheren schleswig-holsteinischen Umweltministers Robert Habeck konnte die Linienführung im Konsens vereinbart werden.

 


      

 

 

 

 

  Informationen zum deutsch-dänischen Energieprojekt

  • Von Idomlund bei Holstebro bis zum Umspannwerk in Klixbüll nördlich von Niebüll soll die neue Westküstenleitung auf 170 Kilometern verlaufen. Die Kosten werden auf 3,7 Milliarden Kronen geschätzt.
  • Die südliche, 75 Kilometer lange Etappe auf dänischer Seite erstreckt sich von Endrup bei Esbjerg bis zur Grenze.
  • Für die Kommune Tondern bedeutet das: Auf einer Strecke bis zur Grenze zur Nachbarkommune Esbjerg werden überwiegend Luftleitungen die grüne Energie von Windkraftanlagen an Land, später auch der Offshore-Industrie und Solaranlagen transportieren. Das bisherige Leitungsnetz reicht für diese hohe Energieproduktion nicht aus. 
  • Eine Erdverkabelung in der Kommune Tondern  ist nur auf einer Strecke von 5,2 Kilometern vorgesehen. Das sind 3,3 Kilometer zwischen Seth und Rohrkarr und 1,9 Kilometer bei der Bredeau bei Bredebro.
  • Auf dänischer Seite ist das Projekt verzögert. Daher wurde im Juni ein neuer Zeitplan vorgelegt.
  • Die Verhandlungen im südlichen Teil sollen im ersten Halbjahr 2024 abgeschlossen sein. Die ersten Bauarbeiten sollen bereits Anfang 2024 starten.
  • Im ersten Quartal 2025 wird mit der Inbetriebnahme gerechnet.
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Leserinnenbeitrag

Gudrun Struve
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